Umstrittenes Ehrenmal -
Im Bendlerblock soll an tote Bundeswehrangehörige
erinnert werden



Eine Gedenkstätte im Bendlerblock an der Stauffenbergstraße im Tiergarten erinnert an den deutschen Widerstand gegen Hitler und seine Opfer. (Foto: Caspar)

Bundesverteidigungsminister Franz Josef Jung möchte die etwa 2600 bei Auslandseinsetzen, Unglücksfällen, Anschlägen, Rettungsaktionen und anderen Ereignissen getöteten Bundeswehrsoldaten durch ein Ehrenmal ehren. Eine Jury hat sich für den Entwurf des Architekten Andreas Meck entschieden, doch werden Einzelheiten bisher geheim gehalten, weil Jung seine Pläne erst dem Verteidigungsausschuss des Bundestages vorlegen möchte. Nur so viel ist bekannt, dass das als ein 40 Meter langer Steinblock beschriebene Denkmal im so genannten Bendler-Block an der Stauffenbergstraße im Bezirk Tiergarten errichtet werden soll, etwa dort, wo schon seit langem eine Ausstellung und eine Bronzefigur an den gescheiterten Anschlag vom 20. Juli 1944 auf Hitler und den noch am selben Abend erschossenen Attentäter Klaus Graf Schenk von Stauffenberg sowie seine Mithelfer Ludwig Beck, Albrecht Ritter Mertz von Quirnheim und Werner von Haeften erinnern.

Da das Verteidigungsministerium kaum etwas über die Entstehungsgeschichte des Bundeswehr-Denkmals bekannt gibt, liegt der Verdacht nahe, dass ihm sehr daran gelegen ist, es möglichst ohne öffentliche Debatte zu realisieren und es irgendwann einzuweihen. Allerdings wird sich das Verteidigungsministerium fragen lassen müssen, ob die Nähe des Bundeswehr-Denkmals zur Stauffenberg-Gedenkstätte falsche Assoziationen provoziert. Der 1944 unglücklicherweise gescheiterte „Aufstand des Gewissens“ sollte in keinem inhaltlichen und örtlichen Zusammenhang mit dem gestellt werden, was Bundeswehrsoldaten und Zivilangestellten seit Gründung der Bundeswehr vor einem halben Jahrhundert widerfuhr.

Wenn schon ein solches Ehrenmal, dann wären die Neue Wache Unter den Linden oder ein Platz in der Nähe des Reichstagsgebäudes geeigneter. Der Deutsche Kulturrat und andere Gremien forderten eine breite Debatte über den Sinn und den Standort des Ehrenmals. Der Geschäftsführer des Kulturrates, Olaf Zimmermann, warnte, der Verteidigungsminister dürfe das wichtige Anliegen nicht im „Hauruck-Verfahren“ umsetzen.

Helmut Caspar

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