Ländliche Schönheiten -
Heimatzeitschrift „Die Mark Brandenburg“
stellt Dorfkirchen vor


Die Mark Brandenburg Heft 66. Marika Großer Verlag Berlin 2007, 40 S., zahlr. Abb., 4 Euro. (Repro: Caspar)

Das Land zwischen Elbe und Oder, Uckermark und Lausitz besitzt einen reichen Schatz zum Teil sehr alter Dorfkirchen. Viele befinden sich in einem wenig erfreulichen Zustand. Die Gemeinden sind überfordert, sie zu erhalten, weil die Sanierungskosten erheblich sind. Diese sprengen oft auch die Möglichkeiten der Landeskirche und des Denkmalschutzes, und doch gibt es Beispiele für die denkmalgerechte Wiederherstellung solcher Bauwerke, wie die Heimatzeitschrift „Die Mark Brandenburg“ in ihrem neuesten Heft schildert. Indem sie einige dieser ländlichen Schönheiten vorstellt, erinnert sie an die Pflicht von uns allen, sie zu erhalten und zu nutzen.

Beachtlich ist die Zahl märkischer Back- und Feldsteinkirchen aus mittelalterlicher Zeit. Manchen sieht man ihr hohes Alter nicht an, man meint beim ersten Hinsehen, sie stammten aus der Barockzeit. Darauf macht Peter Schmidt bei der Vorstellung zweier Gotteshäuser in Marwitz und Velten (beide Landkreis Oberhavel) aufmerksam. Auch wenn in Baudenkmal- und Kircheninventaren da und dort von Barockgebäuden die Rede ist, handele es sich im Kern doch um weitaus ältere Gotteshäuser. Da man im 19. Jahrhundert barocke Ausstattungen als „aus der schlechtesten Zeit der Baukunst“ stammend empfand, hat man Altäre, Orgelprospekte, Emporen, Fenster und andere Inventarstücke erbarmungslos auf den Müll geworfen und durch klassizistisches oder neogotisches Mobiliar ersetzt. Dennoch haben sich in beiden Kirchen etliche Kunstwerke aus dem 18. Jahrhundert erhalten. Als man deren Kunstwert im 20. Jahrhundert neu entdeckte, ließen die Gemeinden ihnen, so gut es ging, Respekt und Schutz angedeihen.

Die zu Lychen (Landkreis Uckermark) gehörende Dorfkirche von Küstrinchen wurde in den vergangenen Jahren auf Initiative des Förderkreises Alte Kirchen Berlin-Brandenburg saniert. Bernd Janowski schildert Schicksal dieses noch mit interessanter barocker Ausstattung geschmückten Gotteshauses und stellt fest, dass die Geschichte dieser Dorfkirche noch nicht abgeschlossen ist, „weil es Menschen gibt, die sich für sie einsetzen.“ Ins Oderbruch lädt Jürgen Walther mit seinem Beitrag über die Dorfkirche von Altwustrow (Landkreis Märkisch-Oderland) ein. Vorgestellt wird eine noch mit dem Schmuck aus der Erbauungszeit Mitte des 18. Jahrhunderts ausgestaltete Dorfkirche, die nach einer Order Friedrichs des Großen weder „holzfressend noch kostbar“ gebaut und ausgestaltet wurde. Solche wegen der Kosten oft mit billigem Material errichteten Bethäuser wurden schnell baufällig und erforderten hohen Sanierungsaufwand, wenn man sie halten wollten. Vor sechs Jahren wurde das Gotteshaus restauriert und wegen des feuchten Baugrundes um einige Zentimeter erhöht, so dass es festen Halt hat und sich in seiner schönen Fassung vom ausgehenden 18. Jahrhundert präsentiert.

Jan Feustel macht mit einem weiteren Beitrag mit der Dorfkirche in Fredersdorf bei Strausberg (Landkreis Märkisch Oderland) bekannt und nennt sie eine „schlichte Schale mit reichem Kern“. Die Überschrift deutet an, dass sich hinter der wenig aufwändigen Fassade eine reiche barocke Ausstattung verbirgt. Besonderen Augenschmaus bietet der üppig bemalte Kanzelaltar, der allen Umgestaltungs- und Erneuerungswellen standgehalten hat und ein treffliches Beispiel ländlicher Sakralkunst darstellt. Vom gleichen Autor stammt ein Beitrag über die Dorfkirche in Mahlow (Landkreis Teltow-Fläming). Im Kern mittelalterlich, besitzt dieses Musterbeispiel einer friderizianischen Amtskirche, wie Feustel schreibt, ein recht spartanisch gestaltetes Inventar, das sich heute in der restaurierten Fassung von 1935 präsentiert. Der Verfasser merkt kritisch an, dass Sprüche wie „Deutschland unsere Aufgabe, Christus unsere Kraft“ aus dem Vokabular der damals mit den Nazis verbandelten „Deutschen Christen“ stammen, was bisher anscheinend keinen Anstoß erregt.

Helmut Caspar

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