Einblicke in die Schreibwerkstatt
Staatsbibliothek und Fontane-Archiv erwarben Dichter-Briefe


Für das vor hundert Jahren enthüllte Neuruppiner Fontane-Denkmal saß der Sohn des Dichters Modell. (Foto: Caspar)

Die Staatsbibliothek Preußischer Kulturbesitz und das Potsdamer Fontane-Archiv haben ein Wissenschaft bislang unzugängliches Konvolut von 104 Briefen Theodor Fontanes an seinen Sohn Theodor gemeinsam erworben. Möglich wurde dies durch die Kulturstiftung der Länder und den Stifterverband für die Deutsche Wissenschaft. Zuletzt wurde die Schriftensammlung im Oktober 1933 für nur 255 Reichsmark an einen privaten Sammler verkauft und waren damit für die Forschung unzugänglich.

Wie die Generaldirektorin der Staatsbibliothek, Barbara Schneider Kempf, und die Direktorin des Fontane-Archivs, Hanna Delf von Wolzogen, erklärten, sei es eine Sensation, dass die Briefe und Postkarten nun in öffentlichem Besitz gelangten und damit der Forschung zur Verfügung stehen. Zunächst werden Stücke digitalisiert und als elektronische Kopien sowohl in Potsdam als auch in Berlin den Nutzern zur Verfügung stehen. Alle weiteren Schritte wie die Erschließung, Restaurierung und Veröffentlichung der Dokumente würden gemeinsam unternommen. Die Neuerwebung umfasse eigenhändige Briefe von Theodor Fontane an seinen Sohn Theodor beziehungsweise dessen Frau Martha, sowie Postkarten und Briefnachschriften. Sie seien aufschlussreich für das Verhältnis von Vater und Sohn, der als Jurist in der preußischen Heeresintendantur tätig war.

In seinen Erinnerungen hat der Sohn ein differenziertes Bild von der Persönlichkeit und der komplizierten Arbeitsweise seines Schriftsteller-Vaters hinterlassen. Augenfällig scheint die äußerliche Ähnlichkeit mit dem Vater gewesen zu sein, die Theodor Fontane jun. dazu prädestinierte, den Bildhauern Max Wiese und Max Klein für die Fontane-Denkmäler in Neuruppin beziehungsweise im Berliner Tiergarten als Modell zu dienen. Anhand des Briefkonvoluts erwarten Literaturwissenschaftler neue Informationen darüber, welche Rolle der Sohn Theodor als Vorlage für verschiedene Personen in seinem literarischen Werk gespielt hat.

Helmut Caspar

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