Mauern, Gräber, Scherben -
Archäologen wurden auf dem Petriplatz fündig und wollen Fundstücke zeigen



Udo Birkenstuck legt mit einem Spachtel am Petriplatz eine der mittelalterlichen Mauern frei. (Foto: Caspar)

Bisher kannte man den Petriplatz im Herzen Berlins nur als öden Parkplatz. Von der Gertraudenstraße kommend, stellte man im Bereich Breiten- und Brüderstraße sowie der Scharrenstrasse sein Auto ab und entfernte sich von dem unwirtlichen Ort so schnell es ging. Das soll sich in den kommenden Jahren ändern, denn es ist geplant, den Petriplatz mit Wohn- und Geschäftshäusern neu zu besetzen und archäologische Fundstücke der Öffentlichkeit zu präsentieren.

Nach Beseitigung einer dicken Asphaltschicht haben Archäologen mächtige Mauern und eindrucksvolle Gewölbe frei gelegt. Grabungsleiterin Claudia Maria Melisch ordnet sie einer Lateinschule gleich bei der Petrikirche zu. Das Gotteshaus wurde in seiner bald 800jährigen Geschichte mehrfach zerstört und immer wieder neu aufgebaut. Im Zweiten Weltkrieg bombardiert, wurde es in den 1960er Jahren abgerissen und eingeebnet. Kaum jemand wusste, dass hier einmal die Wiege Berlins stand.

Über den Grundmauern der Petrikirche und weiterer Bauten wurde in den 1960er Jahren dicker Asphalt gelegt, der jetzt wieder entfernt wird. Künftig sollen die jetzt noch im Erdreich liegenden meterdicken Mauern wieder sichtbar gemacht werden. Dabei soll auch erläutert werden, dass die Petrikirche, die Lateinschule und 40 weitere Häuser bei einem verheerenden Brand im Jahr 1730 in Flammen aufgingen. Als man bald darauf eine neue Kirche und neue Wohngebäude errichtete, hat man die alten Keller mit Brandschutt verfüllt. Die Archäologen fanden darin Scherben, Metallgegenstände sowie Reste von Flaschen mit den für das 18. Jahrhundert charakteristischen Marken.

Zu den Grundmauern und Kellern aus verschiedenen Jahrhunderten traten Gebeine der Ur-Berliner ans Tagslicht, die hier in einem ältesten Teil der Stadt gelebt und gearbeitet haben und bestattet wurden. „Der Friedhof gleich bei der Petrikirche wurde über 500 Jahre lang bis 1717 belegt, doch leider sind danach die Gräber durch Bauarbeiten und Verlegung von Leitungen immer wieder gestört worden. Unsere Anthropologen erwarten aus der Auswertung der Knochenfunde interessante Rückschlüsse auf Alter, Ernährung und Krankheiten der Bewohner des Petriviertels. Wenn die Untersuchungen abgeschlossen sind, sollen die Knochen auf Wunsch der Petrigemeinde an einem anderen Ort wieder bestattet werden“, kündigte Claudia Maria Melisch an.

Stadtgeschichtlich besitzt die Petrikirche größte Bedeutung. Eine Urkunde von 1237 trägt die Unterschrift eines Zeugen namens Symeon de Colonia. Er war Geistlicher an der zu Cölln, der Schwesterstadt von Berlin, gehörenden Petrikirche. Seine Unterschrift spielte seither bei allen Stadtjubiläen eine Rolle. In einer weiteren Urkunde von 1244 gab sich Symeon als Probst von Berlin zu erkennen.

Landesarchäologe Wilfried Menghin und Landeskonservator Jörg Haspel betonten bei dem Ortstermin, dass der bisher nur an einem Straßenschild erkennbare Petriplatz als Ort der Geschichte wieder erlebbar gemacht werden soll. Beiderseits eines archäologischen Parks, in dem die Umrisse der früheren Petrikirche sichtbar gemacht und steinerne Fundstücke gezeigt werden sollen, entstehen Wohn- und Geschäftshäuser. Wer will, kann den Grabungen durch Sehschlitze im Bauzaun zuschauen oder sich anhand einer dort angebrachten Freiluftausstellung über das Werden und Vergehen des Petriplatzes sowie Pläne für seine Wiedergeburt vertraut machen.

Helmut Caspar

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