Hochgerühmt und heute fast vergessen -
Heimatmuseum Angermünde holt Albert Manthe, einen Bildhauer der Kaiserzeit, ans Tageslicht



Eine von Albert Manthe um 1902 geschaffene Gärtnerin aus Marmor zieht in der Angermünder Ausstellung bewundernde Blicke auf sich. (Foto: Caspar)

Er war in der Kaiserzeit ein bekannter, vielbeschäftigter Bildhauer; heute sagt er eigentlich nur Kunsthistorikern, Heimatforschern und anderen Spezialisten etwas - Albert Manthe. An den 1847, vor 160 Jahren, in Angermünde geborenen Künstler erinnert das Ehm Welk- und Heimatmuseum in einer Sonderausstellung, die noch bis zum 2. September 2007 gezeigt wird. Im Mittelpunkt steht der aus Zeichnungen und Skulpturen, Briefen, Fotografien und anderen Zeugnissen bestehende Nachlass des Bildhauers. „Erstmals kann der 1919 in Berlin verstorbene Künstler in dieser umfassenden Form gewürdigt werden. Das ist möglich, weil wir aus unserer eigenen Sammlung schöpfen können, ergänzt durch viele Leihgaben, die uns Nachkommen des Bildhauers und aus anderem Privatbesitz zur Verfügung gestellt wurden“, sagt Museumsleiterin Judith Winkler. „Wir würdigen den Zeit seines Lebens mit der Uckermark verbundenen Künstler im Kreise seiner Angermünder Familie und als gefragten Künstler, der seine wichtigste Zeit in Berlin verbrachte und dort mit Arbeiten für den kaiserlichen Hof, aber auch für viele prominente Auftraggeber zu Ruhm und Ansehen kam.“

Für die Ausstellung wurden Werke aus allen Schaffensperioden des Bildhauers ausgewählt. Die Spanne reicht von frühen Studienzeichnungen und Gipsreliefs bis hin zu repräsentativen Skulpturen und Porträtbüsten, ergänzt durch Zeitungsberichte und vergilbte Pläne und Ansichten. Aus Angermünder Museumsbesitz wird der Ausstellung unter anderem eine Mappe mit Abbildungen von Manthes Arbeiten beigesteuert. Judith Winkler vermutet, dass der Künstler sie für Repräsentations- und Referenzzwecke verwendet hat.

Wie hoch Manthes Ansehen bei Kaiser Wilhelm II. stand, zeige dessen Auftrag, eine Figurengruppe für die Berliner Siegesallee beizusteuern. Der Bildhauer schuf daraufhin das Marmorstandbild des brandenburgischen Kurfürsten Johann Cicero, das im Jahr 1900 mit zwei Assistenzfiguren auf der hauptstädtischen „Puppenallee“ enthüllt wurde. Solche Figurengruppen wurden mit 50 000 Goldmark vom Kaiser honoriert, wobei allerdings der Künstler das Material und Hilfskräfte finanzieren musste.

Eine solche Ausstellung wäre ohne intensive kunstgeschichtliche Recherche nicht möglich gewesen, und so schließt die Museumsleiterin ihre Vorgängerin Iris Berndt in den Dank für ihr Zustandekommen ein. Sie konnte aufgrund jahrelanger intensiver Forschungen eine Reihe verloren geglaubter Werke ausfindig machen, die nun in einem reich bebilderten Katalog zur Ausstellung zusammengestellt sind. Deutlich wird darin, dass viele Skulpturen verloren gegangen sind. Vor allem wenn sie aus Bronze bestanden, hat man sie der Kriegsindustrie geopfert, zudem wurden Monarchen- und Feldherrnstatuen in der DDR aus ideologischen Gründen in der DDR vernichtet.

Die Ausstellung und die Begleitpublikation entstanden mit Unterstützung des Angermünder Vereins für Heimatkunde und des Ernst-Rietschel-Kulturrings Pulsnitz (Sachsen). Im Geburtshaus des Dresdner Bildhauers Ernst Rietschel wird die Ausstellung ab 15. September zu sehen sein. Das Ehm Welk- und Heimatmuseum an der Puschkinallee 10 in Angermünde ist Mittwoch bis Sonntag sowie an Feiertagen von 13 bis 17 Uhr oder nach Voranmeldung, Tel. 0331/33381, geöffnet.

Helmut Caspar

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