Auf der Suche nach dem Münzturm -
Archäologen graben auf dem Schlossplatz Reste
einer barocken Investruine



Die Schlossfundamente und -keller stehen unter Denkmalschutz. Ob und wie sie in den Neubau des Humboldt-Forums einbezogen werden, sollen weitere archäologische Untersuchungen ergeben. (Foto: Caspar)

Mit einem 120 Meter hohen Turm gleich beim Berliner Stadtschloss wollte der erste preußische König Friedrich I. vor über 300 Jahren europaweit Aufsehen erregen. Sein Schlossbaumeister und Hofbildhauer Andreas Schlüter zeichnete Pläne und errichtete einen reich verzierten Turm. Da aber der Baugrund sumpfig war, konnte der Künstler den prestigeträchtigen Campanile nicht zur gewünschten Höhe bringen und musste 1706 ihn sehr zum Ärger seines Monarchen wieder abtragen. Das Desaster kostete Schlüter die Stelle als Schlossbaumeister, doch wurde er weiter als Bildhauer beschäftigt.

Jetzt wollen die Archäologen vom Berliner Landesdenkmalamt auf einer Fläche von etwa 900 Quadratmetern die Fundamente jener als Münzturm bekannten, aber nie gebauten Investruine erkunden. Der Leiterin der Archäologie und Inventarisation beim Landesdenkmalamt, Karin Wagner, zufolge wurden die Grabungen gestartet, bevor in der Nähe der Schlossbrücke und der Karl-Liebknecht-Straße eine Infobox erbaut wird. Dort soll über den bevorstehenden Neubau des Humboldt-Forums in der Gestalt des Stadtschlosses berichtet werden. „Wir möchten wissen, wo die Fundamente des nach einer ehemaligen Geldfabrik benannten Münzturms standen. Aus Briefen wissen wir, wie verzweifelt Schlüter im Jahr 1706 versuchte, die bedrohliche Neigung des schon zur Hälfte aufgeführten Wahrzeichens durch Einschlagen von Baumstämmen und Aufrichten von Stützmauern aufzuhalten. Bald schon können unsere Spezialisten vielleicht erste Aussagen über die Lage, Beschaffenheit und Erhaltungszustand der Fundamente sagen“, so die Archäologin.

Da es sich bei den schon freigelegten Schlossfundamenten und dem, was unter der dicken Asphaltschicht aus DDR-Zeiten auf dem Schlossplatz verborgen ist, um ein geschütztes Bodendenkmal handelt, sollten diese Reste, zu denen auch die des Münzturms gehören, laut Karin Wagner in die Bauplanung für das Humboldt-Forum einbezogen werden. Erstrebenswert wäre es, ein Stück der ausgegrabenen Keller allgemein sichtbar zu machen. Darüber hinaus wollen die Archäologen durch weitere Erkundungen klären, ob und wie diese Keller in den Schloss-Neubau integriert werden können.

Helmut Caspar

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