Neuer Tempel auf dem Sockel -
Auf der Berliner Museumsinsel wird ab 2009 die nach einem jüdischen Mäzen benannte James-Simon-Galerie gebaut



David Chipperfield (vorn) hat die Pläne für die James-Simon-Galerie neu gezeichnet, Stiftungspräsident Klaus-Dieter Lehmann und der Generaldirektor der Staatlichen Museen Peter Klaus Schuster sind vom Ergebnis beeindruckt.



Das Eingangsgebäude und die Kolonnaden stehen schon, allerdings nur als Modell im Pergamonmuseum. (Fotos: Caspar)

Die Staatlichen Museen zu Berlin bauen ab 2009 eine Eingangshalle, von der aus alle Häuser auf der Museumsinsel erreicht werden sollen. Das nach dem jüdischen Textilhändler, Kunstsammler und Mäzen James Simon (1851-1932) benannte Gebäude vor dem Neuen Museum entsteht nach Plänen des britischen Architekten James Chipperfield, kostet 73 Millionen Euro und soll 2012 eröffnet werden.

Bei der Vorstellung der Pläne für den Neubau direkt am Kupfergraben räumte der Präsident der Stiftung Preußischer Kulturbesitz, Klaus-Dieter Lehmann, ein, dass bisher von Chipperfield vorgelegte Ideen für die James-Simon-Halle nicht optimal waren. „Ich bin froh, dass der Architekt eine Lösung gefunden hat, die nicht nur alle funktionalen Anforderungen an ein solches Eingangsgebäude erfüllt, sondern sich durch seine ästhetische Qualität auch gut in die Architektur der Museumsinsel einfügt, ja sie auf neuzeitliche Weise ergänzt und bereichert“. Chipperfield sei ein Entwurf gelungen, der den Zauber der Museumsinsel zur Vollendung bringt. Lehmann betonte, dass bei den großen Besuchermassen, die jährlich auf die Museumsinsel kommen, ein Eingangsgebäude mit Kassen, Garderobe, WC und Museumsshop dringend gebraucht wird. Es entlaste das Alte Museum, die Nationalgalerie, das Neue Museum, das Pergamonmuseum und das Bode-Museum von solchen Dienstleistungseinrichtungen und erweitere darüber hinaus mit Seminarräumen und solchen für Sonderausstellungen das Veranstaltungsangebot der Staatlichen Museen.

Bei der Vorstellung der Neubaupläne unterstrich David Chipperfield, dass Multifunktionalität und optische Einbindung in das vorhandene Bauensemble Bedingungen für die Teilnahme an dem Wettbewerb für die Eingangshalle waren. Sie stehe für sich und sei durch Säulenreihen mit den anderen Häusern verbunden. Mit diesen Kolonnaden würden Traditionen des 19. Jahrhunderts auf neue Weise fortgeführt und vor der Galerie beziehungsweise dem Neuen Museum ein neuer Platz geschaffen. Da das Haus mit repräsentativer Treppe weitgehend aus Glas bestehe, sei die Sicht auf das Neue Museum gewährleistet.

Wie Lehmann und Chipperfield zeigte sich auch der Generaldirektor der Staatlichen Museen, Peter-Klaus Schuster, erleichtert, dass die Diskussionen der vergangenen Monaten um das von Kritikern als unpassend und störend empfundene Eingangsgebäude zu einem Ergebnis geführt haben, das mehr als ein bloßer Einlass für vier Millionen Besucher im Jahr sein, sondern sich als „Tempel auf dem Sockel“ bewähren wird. Die Museumsinsel erhalte auf der Kupfergrabenseite ein neues Element, das die Lücke vor dem Neuen Museum füllt und ihm neue Würde verleiht. „Alt und Neu gehen hier wunderbar zusammen, die Besucher werden, wenn sie die James-Simon-Galerie betreten, gleichsam in die Tempelstadt der Künste, wie die Museumsinsel auch genannt wird, erhoben“, so Schuster. Der Generaldirektor hofft, dass sich Gegner des Eingangsgebäudes mit dem neuen Entwurf von David Chipperfield anfreunden und die Vorbereitungen für den Neubau zügig in Angriff genommen werden können.

Helmut Caspar

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