Straßen und Plätze in Wilmersdorf (1) -
Heimweh nach dem Kurfürstendamm



Das kurbrandenburgische und königlich-preußische Wappen schmückt den Sockel des Denkmals des Großen Kurfürsten Friedrich Wilhelm im Ehrenhof des Charlottenburger Schlosses. (Foto: Caspar)

In einer kleinen Folge werden Namen und Straßen im Berliner Bezirk Wilmersdorf vorgestellt. Bis zur Bildung von Groß-Berlin im Jahre 1920 bestand der heutige Doppelbezirk Charlottenburg-Wilmersdorf aus den Städten Charlottenburg (gegründet 1705) und Wilmersdorf (gegründet 1906). In den Namen von Straßen und Plätzen spiegelt sich ein Stück deutscher, preußischer und Berliner Geschichte wider.

Der Kurfürstendamm ist eine der ältesten Straßen Berlins. Angelegt schon in nachmittelalterlicher Zeit als sandiger Verbindungsweg zwischen der kurfürstlichen Residenz in der Doppelstadt Berlin-Cölln, dem Tiergarten und - weit draußen - dem Jagdschloss Grunewald, hat sich der Kudamm, wie die Berliner sagen, im Laufe der Jahrhunderte zu einer Sehenswürdigkeit entwickelt. Die repräsentative Bebauung der berühmten Bummel- und Flaniermeile stammt aus der Gründerzeit nach 1871, als der Berliner Westen zum bevorzugten Wohn- und Einkaufsgebiet besser verdienender Bürger wurde. Zuvor war der Churfürsten-Damm, wie er auf Karten des frühen 19. Jahrhundert genannt wird, eine sandige Straße ohne bedeutende Häuserzeilen. Berühmt wurde die Straße durch das von Hildegard Knef gesungene Lied „Ich hab so Heimweh nach dem Kurfürstendamm“ und durch die beiden Klatschtanten vom Nachkriegs-Kabarett „Die Insulaner“, die sich nach dem Zweiten Weltkrieg zur allgemeinen Gaudi „mitten auf dem Kurfürstendamm“ trafen, um über Politiker, Stars und Sternchen herzuziehen.

Fragt man Flaneure auf dem Kurfürstendamm, bei dem sich alte und Nachkriegsbebauung mischen, was denn Kurfürsten seien, so fallen die Antworten oft dürftig aus. Sieben deutsche Reichsfürsten, und zwar vier geistliche und drei weltliche, erhielten vor 650 Jahren das Recht, den deutschen Kaiser zu küren, also zu wählen. Der Markgraf von Brandenburg, seines Zeichens Erzkämmerer und Kurfürst des Heiligen Römischen Reichs deutscher Nation, gehörte zu diesem exklusiven Wahlmännerklub. Als die brandenburgischen Kurfürsten den preußischen Königstitel trugen, wählten sie weiterhin den römisch-deutschen Kaiser. Erst als Franz II. 1806, vor nunmehr 200 Jahren, die Reichskrone niederlegte und sich Franz I. Kaiser von Österreich nannte, erlosch auch das kurfürstliche Amt.

Übrig blieben Straßennamen wie der schon genannte Kurfürstendamm, die Kurfürstenstraße in Tiergarten und die Kurstraße in Mitte, während weitere Straßen mit dem auf die Kurwürde bezüglichen Namen inzwischen andere Bezeichnungen tragen. Die auf den Kurfürstendamm zulaufenden und nach mehreren brandenburgischen Herrschern benannten Straßen werden im Laufe unserer Serie noch gesondert vorgestellt.

Helmut Caspar

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