Straßen und Plätze in Wilmersdorf (2) -
Mord am Außenminister



Erst diffamiert, dann ermordet - Außenminister Walther Rathenau (1867-1922) (Repro: Caspar)

Wo der Kurfürstendamm auf die Koenigsallee stößt, dreht sich der Autoverkehr um den Rathenauplatz. Benannt ist er nach Walther Rathenau, dem am 24. Juni 1922 von Rechtsextremisten ermordeten Außenminister der Weimarer Republik. Der Sohn des Industriellen und Chefs der AEG Emil Rathenau war studierter Chemiker und ab 1903 einer der Direktoren der AEG. Ab 1915 stand er deren Aufsichtsrat vor. 1921 wurde das Mitglied der Deutschen Demokratischen Partei Walther Rathenau Wiederaufbauminister und am 2. Februar 1922 Außenminister. In dieser Eigenschaft unterzeichnete er im gleichen Jahr den Rapallovertrag mit Sowjetrussland. Beide Länder vereinbarten diplomatische Beziehungen und verzichteten gegenseitig auf Kriegsentschädigungen.

Dem damaligen Reichskanzler Joseph Wirth und seinem Außenminister Walther Rathenau warfen nationalistische und rechtsradikale Kreise vor, Verräter am deutschen Volk und gesinnungslose Erfüllungspolitiker zu sein. Man verzieh ihm nicht, dass er dafür eintrat, dass das Deutsche Reich seine sich aus dem Versailler Vertrag ergebenden Verpflichtungen erfüllt. Da Rathenau jüdischen Glaubens war, wurde er außerdem von antisemitischen Kreisen auf üble Weise angefeindet.

Zwei Mitglieder der terroristischen Organisation „Consul“ lauerten Rathenau an jenem 24. Juni 1922 auf der Fahrt von seiner Villa im Grunewald ins Auswärtige Amt auf und erschossen den im Auto sitzenden Politiker. Die Täter waren neben dem Auto des Ministers her, trafen ihn aus nächster Nähe und fuhren weiter. Ein Gedenkstein in der Koenigsallee erinnert daran, dass an dieser Stelle ein großartiger Mensch durch Mörderhand fiel. Die bis in den Grunewald führende Allee ist laut „Lexikon Berliner Straßennamen“ (Haude & Spener 2004) nach dem Bankier Felix Koenigs benannt, der von 1846 bis 1900 lebte.

Helmut Caspar

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