Straßen und Plätze in Wilmersdorf (3) -
Holland im Kleinen



Denkmal der Kurfürstin Luise Henriette vor dem Oranienburger Schloss, enthüllt 1850. (Foto: Caspar)

Der Henriettenplatz, stadtauswärts an der Spitze des Kurfürstendamms gelegen, erhielt 1892 seinen an die brandenburgische Kurfürstin Luise Henriette von Brandenburg erinnernden Namen. 1627 als Prinzessin von Oranien geboren, heiratete sie 1646 den Großen Kurfürsten Friedrich Wilhelm. Dieser schenkte ihr bald darauf die Herrschaft Bötzow nördlich von Berlin, die 1650 in Oranienburg umbenannt wurde und ein prächtiges, heute als Museum genutztes Schloss erhielt. Das davor stehende Denkmal aus dem Jahr 1850 trägt die Inschrift „Der hohen Wiederbegründerin dieser Stadt: LUISE HENRIETTE Churfürstin von Brandenburg geb. Prinzessin v. Oranien zum dauernden Gedächtnis die dankbare Bürgerschaft Oranienburgs 1858.“

Der Wilmersdorfer Henriettenplatz ist eine Hommage an eine fromme Landesmutter, die sich um die Kultivierung ihrer neuen Heimat sorgte und aus Oranienburg eine Art „Holland im Kleinen“ machte. Unter ihrem Einfluss siedelte der Kurfürst nach dem Dreißigjährigen Krieg auf dem platten Land zahlreiche niederländische Bauern und Handwerker an und stattete sie mit vielfältigen Privilegien aus. Gutsbesitzer wurden ermuntert, den Neuankömmlingen attraktive Entwicklungsmöglichkeiten zu geben und ihnen Land zu übereignen. Niederländische Kanalbauer legten Feuchtgebiete trocken, und noch heute kann man in der Nähe von Oranienburg schnurgerade Wasserstraßen aus jener Zeit bestaunen.

Das von einem Graben umgebene Schloss, der erste Prunkbau dieser Art in der Mark Brandenburg nach dem bis dahin schlimmsten aller Kriege, wurde von Blumen und Bäumen eingefasst, und auch der Gemüse-, Hopfen- und Obstanbau erlebte in Oranienburg, aber auch in Berlin und Potsdam einen bis dahin ungekannten Aufschwung. Prächtig wurde der barocke Schlossgarten mit auch Figuren, Brunnen, Grotten und Bögen ausgestattet.

Luise Henriette sammelte asiatisches Porzellan, und noch heute kann man im Oranienburger Schloss das Porzellankabinett bestaunen, allerdings nicht mehr mit jenem blau bemalten Kostbarkeiten aus dem 17. Jahrhundert, sondern mit anderer Chinaware. Mit erst 40 Jahren starb Luise Henriette im Jahr 1667 viel zu früh. Ihr Sohn folgte als Friedrich III. 1688 seinem Vater Friedrich Wilhelm, und bestieg 1701 er als Friedrich I. den preußischen Königsthron. Eine Stele mit zwei Medaillonbildnissen erinnert auf dem Henriettenplatz seit 1988 an das kurfürstliche Paar Friedrich Wilhelm und Luise Henriette.

Helmut Caspar

Mit "Zurück" zur Themenübersicht "Berlin und das Land Brandenburg"