Straßen und Plätze in Wilmersdorf (4)
Neptun thront auf dem „Forckenbecken“



In der Kaiserzeit wurde der Neptunbrunnen auch Forckenbecken genannt. Die Personifikationen deutscher Flüsse sollen die einzigen Berlinerinnen sein, die den „Rand“ halten, lautete ein weiterer Spott aus der Kaiserzeit. (Foto: Caspar)

Viele Straßen und Plätze im Bezirk erinnern an Ereignisse und Gestalten, die nur noch Historikern geläufig sind. Da ist beispielsweise die Forckenbeckstraße im Ortsteil Schmargendorf. Sie führt vom Hohenzollerndamm bis zur Mecklenburgischen Straße und ist nach dem früheren Berliner Bürgermeister Max von Forckenbeck benannt, der von 1821 bis 1895 lebte. Der Vorgänger von Brandt, Weizsäcker, Diepgen und Wowereit war zunächst Oberbürgermeister von Breslau, amtierte von 1866 bis 1873 als Präsident des Preußischen Abgeordnetenhauses und stand danach dem Reichstag vor. Als dessen Präsident versuchte von Forckenbeck, der einer der Führer der Deutschen Fortschrittspartei war, zwischen der doktrinären Haltung von Bismarck und den liberalen Anschauungen eines großen des Bürgertums zu vermitteln, was ihm aber nicht gelang.

Ab 1878 Berliner Oberbürgermeister, leistete Max von Forckenbeck Bedeutendes für die Reichshauptstadt. So setzte er sich erfolgreich für den Ausbau der Kanalisation und der Straßenreinigung ein, half beim Ausbau des Wegenetzes sowie der Anlage von Markthallen und Schlachthöfen. Außerdem unterstützte er nach Kräften den Bau von Wasser- und Elektrizitätswerken und war bei der Modernisierung des Schulwesens zur Stelle. Kurzum, die Hauptstadt hat diesem tatkräftigen und auch beliebten Kommunalpolitiker viel zu verdanken. Neben der Wilmersdorfer Forckenbeckstraße gibt es auch einen Forckenbeckplatz im Bezirk Friedrichshain.

Da die Berliner immer auch recht spottlustig waren, nannten sie den von Reinhold Begas 1891 als Geschenk der Stadt Berlin an Kaiser Wilhelm II. geschaffenen Neptunbrunnen, der damals in der Nähe des Stadtschlosses stand und heute im Schatten des Fernsehturms steht, zur Erinnerung an ihren Oberbürgermeister Forckenbecken. Die Bezeichnung ist nicht ganz von der Hand zu weisen, denn der bärtige Meeresgott hält einen Dreizack, also eine Forke, in der Hand, während unter ihm Wasser in ein Becken fließt.

Helmut Caspar

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