Straßen und Plätze in Wilmersdorf (6)
Erinnerung an berühmten Augenarzt - der Schoelerpark



Professor Heinrich Schoeler war Besitzer des Schoeler-Schlösschens und ist auch Namensgeber der Straße am Schoelerpark sowie des Schoelerparks in Wilmersdorf. (Repro: Caspar)

Beim Schoeler-Schlösschen an der Parkaue sind die Würfel gefallen. Das barocke Landhaus wird von der Stiftung Denkmalschutz Berlin saniert, nimmt die Bibliothek des 2006 verstorbenen Bundespräsidenten Johannes Rau auf und dient auch als kleines Kunst- und Literaturmuseum. Wer aber ist der Namensgeber des Hauses und zugleich des Schoelerparks und der Straße am Schoelerpark nicht weit vom Wilmersdorfer Volkspark entfernt? Benannt sind Schlösschen, Straße und Park nach dem Geheimen Medizinalrat Heinrich Schoeler (1844-1918), der das Haus von 1893 bis zu seinem Tod am 24. November 1918 bewohnte. Der in Berlin tätige Mediziner muss ein wohlhabender Mann gewesen sein, denn er bezahlte mit 575 000 Goldmark für das Haus und das sich anschließende Gelände eine für die Kaiserzeit sehr erhebliche Summe. Wilmersdorf war 1893 eine aufstrebende Gemeinde, die solche Beträge verlangen konnte und auch bekam.

Heinrich Schoeler stammte aus Livland und machte in Berlin Karriere. Angeblich soll die Benennung der Livländischen Straße in Wilmersdorf auf seine Anregung erfolgt sein. Schoeler kam als mittelloser Mann nach Berlin, studierte hier Medizin und spezialisierte sich auf Augenheilkunde. In diesem Fach erwarb sich der berühmte Arzt bald einen hervorragenden Ruf, und da er als gebürtiger Balte auch die russische Sprache beherrschte, fanden sich bei ihm auch reiche Russen ein, um ihr Augenleiden behandeln zu lassen.

Die Einnahmen aus seiner Augenklinik in der Karlstraße in Berlin-Mitte setzte den Professor in den Stand, nicht nur jenes Landhaus samt großem Grundstück draußen in Wilmersdorf zu erwerben, sondern dort auch einen gutbürgerlichen Lebensstil zu pflegen und viele Gäste zu empfangen. Da seine Einnahmen aber wohl nicht so bedeutend waren, dass er den Besitz halten konnte, sah sich Schoeler gezwungen, nach und nach Parzellen zu verkaufen. Außerdem musste er im Zusammenhang mit dem Ausbau der damaligen Kaiser- und heutigen Bundesallee Land abgeben. Der Soldatentod des Schwiegersohns und im Frühjahr 1918 des einzigen Sohns raubte Schoeler die letzte Lebenskraft, so dass er noch im gleichen Jahr starb, kurz nachdem Kaiser Wilhelm II. abgedankt und ins Exil gegangen war.

Der Tod von Heinrich Schoeler bedeutete auch das vorläufige Ende bürgerlicher Lebensweise und Kultur im Schoeler-Schlösschen, das in den folgenden Jahren Spekulationsobjekt wurde. Die Erben des Mediziners bekamen zwar eine Million Reichsmark für den Besitz, doch die waren alsbald in der Inflationszeit nicht einmal das Papier wert, auf dem sie gedruckt waren. Ein Amerikaner hatte ein glänzendes Geschäft gemacht, Schoelers Nachkommen hatten das Nachsehen. Es mag sie getröstet haben, dass Wilmersdorf wenigstens eine kleine Grünfläche und eine Straße nach Heinrich Schoeler in der Nähe des an ihn erinnernden Schlösschens benannt hat. Ältere Straßennamen lauteten Am Seepark, Hindenburgstraße und von 1955 bis 1967 Am Volkspark.

Helmut Caspar

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