Zitadelle für die Hosentasche
Spandau feiert sein 775jähriges Jubiläum und erhält einen eigenen Taler



Die Spandauer Zitadelle kann man jetzt in Talergröße
nach Hause tragen.




Andrea Janssen im historischen Schellenkostüm, Spandaus Bürgermeister Konrad Birkholz und Münzdirektor Andreas Schikora vor der Spandauer Zitadelle, die im Mittelpunkt des 775jährigen Stadtjubiläums steht. (Fotos: Caspar)

Bis 1920 war Spandau eine selbstständige Stadt. Mit Händen und Füßen wehrten sich die auf ihre Autonomie stolzen Spandauer, der Reichshauptstadt Berlin zugeschlagen zu werden. Ihr Protest bis vor die höchsten Gerichte nutzte nichts, sie mussten sich in ihr Schicksal finden. Aber so richtig als Berliner fühlen sich viele Spandauer auch heute nicht, und sie schauen auch ein wenig auf die Berliner herab, weil deren Stadt etwas jünger als Spandau ist.

Wie dem auch sei, Spandau feiert 2007 sein 775jähriges Bestehen, und dazu gehört eine ganze Palette von Veranstaltungen wie Umzüge, Burg-, Lichter- und Schützenfeste, Konzerte, Ausstellungen und Lesungen. Da es schon im Mittelalter gewisse Rivalitäten zwischen den Spandauern und den Berlinern gab, ist es nur legitim, dass bei den Spandauer Burgspielen am 20. Mai Wettkämpfe zwischen Abgesandten aus den Schwesterstädten veranstaltet werden. Dabei soll es nach Worten von Bezirksbürgermeister Konrad Birkholz nicht so gewalttätig und blutig zugehen wie im Mittelalter. Vielmehr werde sich das Kräftemessen auf Tauziehen, Staffelläufe und ähnliche Lustbarkeiten beschränken, schließe aber auch Wettkämpfe von Sportvereinen und Vorstellungen von Kindergruppen ein.

Ort der Burgspiele ist die Spandauer Zitadelle, jene im 16. Jahrhundert erbaute Festung, die von den brandenburgischen Kurfürsten und preußischen Königen auch als Waffenarsenal und Gefängnis benutzt wurde und heute ein vielbesuchtes stadt- und landesgeschichtliches Museum besitzt. Das unter Denkmalschutz stehende Ensemble aus Kasernen und Kasematten ist ein ständiger Pflegefall. Nach der Renovierung ehemaliger Militärgebäude und ihre Neubestimmung für Museumszwecke werden gerade die Außenmauern erneuert. Hier haben Rankenpflanzen viel Unheil angerichtet, weshalb beschädigte Ziegelsteine durch neue ersetzt werden müssen.

Wer möchte, kann die Zitadelle in der Hosentasche nach Hause tragen. Möglich macht das die Staatliche Münze Berlin, die eine Serie von so genannten Berlin-Talern aufgelegt hat und zum Jubiläum eine Medaille mit dem Spandauer Stadtwappen und einer Ansicht der Zitadelle aus der Vogelperspektive geprägt hat. Entwurf und Stempel der Medaille wurden von Andrea Janssen geschaffen, die gerade in der Berliner Münze ihre Ausbildung als Graveurin beendet hat. Bekleidet mit einem historischen Schellenkostüm, das vor ein paar Jahrhunderten von Münzlehrlingen getragen wurde, um überall erkannt und vor möglichen Räubern geschützt zu werden, präsentierte sie unlängst die Spandau-Medaille dem Bürgermeister Birkholz. Bei der Übergabe kündigte Münzdirektor Andreas Schikora an, dass es bei dieser Medaille nicht bleiben wird und weitere Spandauer Motive wie die Nikolaikirche und das Rathaus folgen werden. Die Medaillen bestehen aus Neusilber, kosten zehn Euro und werden in einer Auflage von 2000 Stück geprägt. Ausgaben in Silber werden nicht verkauft, sondern dienen dem Bürgermeister für Auszeichnungszwecke.

Helmut Caspar

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