„Lang lebe Luise, denn keine ist wie diese...“
Heimatzeitschrift „Die Mark Brandenburg“ würdigt die 1810 viel zu jung verstorbene Königin von Preußen



Friedrich Wilhelm III. und Luise empfangen aus den Händen des Ministers Karl Reichsfreiherr vom Stein die Reformgesetze. Ausschnitt aus einem Relief vom Stein-Denkmal vor dem Berliner Abgeordnetenhaus. (Foto: Caspar)

Ihr königlicher Gatte war eine eher langweilige Erscheinung, gehemmt, unsicher, allen möglichen Einflüsterungen erlegen. Sie dagegen wird als strahlender Stern am preußischen Himmel geschildert, klug und schön, energisch und zielstrebig. Die Rede ist von Friedrich Wilhelm III. von Preußen und seiner Gemahlin Luise. Der aus Mecklenburg-Strelitz stammenden Monarchin widmet die Heimatzeitschrift „Die Mark Brandenburg“ eine neue Ausgabe. Sie stimmt schon heute auf das Jahr 2010 ein, wenn nämlich an den frühen Tod der Monarchin am 19. Juli 1810 im Schloss Hohenzieritz erinnert und an ihrem Nachruhm gearbeitet wird.

Schon jetzt ist von Luise viel die Rede, denn es ist 200 Jahre her, dass sie in Tilsit mit Charme und Tränen versuchte, Kaiser Napoleon I., den Sieger eines Krieges gegen Preußen, davon abzubringen, die Monarchie Friedrichs des Großen ganz zu zerschlagen. Der Franzose bewahrte die Etikette, ließ sich aber auf keine Bitten ein und zerteilte Preußen. Michaela Schönheit schildert die historische Begegnung zwischen dem Kaiser und der Königin am 6. Juli 1807 in Tilsit und zeigt, was dabei Dichtung und was Wahrheit ist. Ob die schöne Königin den Franzosen herumgekriegt hätte, wenn nicht Friedrich Wilhelm III. etwas zu früh ins Zimmer gekommen wäre? Wir wissen es nicht. Vermutlich hätte sich der zu allem entschlossene Kaiser von seinem Plan nicht abbringen lassen, das ihm gefährliche Preußen auf eine Mittelmacht zurückzustutzen und ihm harte Friedensbedingungen aufzuerlegen.

Das mutige Auftreten der Königin von Preußen war ein Baustein für den „Mythos Luise“, an dem Historiker, Romanciers, Maler und Filmemacher seither gearbeitet haben. Und so sang man „Lang lebe Luise, denn keine ist wie diese“ in Preußen, als dort die Franzosen hausten und 140 Millionen Franken Kriegskontributionen nach Paris überwiesen werden mussten. Wer diese Ausnahmeerscheinung war, woher sie kam und warum sie bis heute alle preußischen Königinnen überstrahlt, wird in anderen Beiträgen des sehr gut illustrierten Luisen-Heftes dargelegt. So schildert Marcel Piethe in einer biographischen Skizze, was Preußen an der mecklenburgischen Prinzessin hatte, die klarer als ihr Mann sah, wie fatal es ist, dass sich Preußen auf den Lorbeeren Friedrichs des Großen ausruht. Es gehört zu ihrer Tragik, dass es ihr versagt war, den Untergang Kaiser Napoleon zu erleben. Fünf Jahre nach ihrem viel zu frühen Tod mit nur 34 Jahren war die napoleonische Ära Vergangenheit. Als Luise starb, sank eine Legende dahin. Unklar ist, wie sich die Geschichte entwickelt hätte, wenn sie länger gelebt hätte. Ganz bestimmt hätte sie ihren Gatten dazu gebracht, energisch das Heft in die Hand zu nehmen und sich mit seiner ganzen Person an die Spitze der Volksbewegung und der Staatsreform zu stellen. Dass es der hellsichtigen Luise zu verdanken ist, wenn sich ihr zaudernder Gemahl Friedrich Wilhelm III. auf Reformvorschläge von Stein, Hardenberg, Gneisenau, Humboldt und anderen einließ, ist einem Beitrag von Erik Lehnert zu entnehmen.

Wie Luise von Dichtern wie Novalis und Kleist, aber auch von Bildhauern, Malern und Grafikern zur „Königin der Herzen“, ja gar zur „preußischen Maria“ hochstilisiert wurde, geht aus einem Beitrag von Marthe Grund und Thomas Schneider hervor. In einem weiteren Artikel beleuchtet Thomas Schneider die Rolle der preußischen Königin bei der Entwicklung des Sozial- und Bildungswesens. Von ihr initiiert, markieren die von ihr errichteten „Luisenstiftungen“ den Beginn einer neuzeitlichen karitativen Tradition. Sie zeugen „von dem frühen Bemühen des brandenburgisch-preußischen Bürgertums, sich nicht länger allein auf den ohnehin geschwächten Staat zu verlassen, sondern Eigeninitiative zu zeigen.“

Jan Feustel schließlich hat sich, auf den Spuren von Fontane wandelnd, im Dorf Paretz bei Potsdam umgeschaut und lädt ein, dieses von Luises Familie bewohnte und eher bürgerlich gestaltete Refugium im Original anzusehen. Wer wissen möchte, welche Pläne schon heute für das Luisen-Jahr 2010 bestehen, findet im neuen Heft der „Mark Brandenburg“ erste Informationen und Kontaktadressen.

Die Mark Brandenburg Heft 65, 40 Seiten, zahlreiche Abb., 4 Euro, erhältlich im Buchhandel oder im Marika Großer Verlag Berlin, Bruno Wille-Straße 4c, 12587 Berlin, Telefon 030/645 2801.

Helmut Caspar

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