Kunst aus fürstlicher Zeit -
Im Schlosspark zu Putbus sind interessante Hinterlassenschaften zu entdecken



Fürst Wilhelm Malte zu Putbus in der Uniform eines preußischen Generals. Denkmal von 1859 im Putbusser Schlosspark.



Schinkel (Mitte) erläutert seinen Künstlerkollegen Thorwaldsen und Kolbe die Baupläne für das Jagdschloss Granitz. (Fotos: Caspar)

Auch in der kälteren und feuchten Jahreszeit hat die Insel Rügen ihre Reize, man muss sie nur entdecken. Wenn man beispielsweise den Landschaftspark von Putbus besucht, stößt man auf einheimische und ausländische Bäume in den unterschiedlichsten Größen und Farbschattierungen. Selbst bei Nebel wirken sie auf den Besucher. Auf einer Rasenfläche gegenüber der Stelle, wo bis 1968 das ehemals prächtige Schloss der Fürsten und Herren zu Putbus stand, erhebt sich ein wertvolles Marmordenkmal. Es erinnert an Wilhelm Malte zu Putbus, dem Rügen und namentlich dessen weltbekannte Bäder, aber auch Putbus selbst viel zu verdanken haben.

Vom Berliner Bildhauer Friedrich Drake in carrarischem Marmor gefertigt und 1859 eingeweiht, stellt es den Fürsten in preußischer Generalsuniform dar, geschmückt mit den Insignien des preußischen Schwarzen Adlerordens und weiteren hohen Auszeichnungen. Malerisch ist ein langer Mantel über die Uniform gelegt. Wilhelm Malte schaut, den Degen in der linken Hand, vom hohen Sockel hinüber nach Putbus, dessen Gründung im Jahr 1810, mitten in der napoleonischen Zeit, auf seine Initiative zurückgeht.

Das Marmordenkmal, das von Wilhelm Maltes Witwe, Luise von Veltheim, in Auftrag gegeben wurde und ein bedeutendes Zeugnis der Berliner Bildhauerkunst des 19. Jahrhunderts in der Nachfolge von Johann Gottfried Schadow und Christian Daniel Rauch darstellt, ist vor einiger Zeit von grünem und für den empfindlichen Marmor zudem zerstörerischen Algenbelag befreit worden und sieht nun wieder recht ansehnlich aus. Im Winter erhält es eine schützende Einhausung. Noch nicht restauriert ist das gusseiserne, mit Eichenblättern geschmückte und mit Lanzenspitzen bewehrte Gitter.

Interesse verdienen nicht nur die schlanke Figur Wilhelm Maltes sondern auch die Reliefs an den vier Sockelseiten. Solche belehrenden Bilder waren im 19. Jahrhundert als Schmuck von Denkmälern aller Art beliebt und halfen, die Wirkung des Monuments zu steigern. Der Bildhauer Drake schildert Episoden aus dem Leben des 1854 im Alter von 71 Jahren verstorbenen Herrn zu Putbus. Linkerhand sieht man, wie Wilhelm Malte hoch zu Ross an den Befreiungskriegen teilnimmt, und zwar auf schwedischer Seite, weil Rügen zu Schwedisch-Pommern gehörte. Die Rückseite zeigt drei Künstler - den Bildhauer Bertel Thorwaldsen, den Berliner Architekten Karl Friedrich Schinkel und den Maler Carl Wilhelm Kolbe. Schinkel steht in der Mitte und ist dabei, seinen Kollegen eine Entwurfszeichnung für das fürstliche Jagdschloss Granitz zu erläutern. Diese Darstellung erinnert daran, dass Schinkel großen Anteil an der Gestaltung dieses Gebäudes mit seinem weithin sichtbaren Turm hatte. Die dritte Sockelseite illustriert einen wichtigen Staatsakt, nämlich die Erhebung des Grafen Wilhelm Malte zum Fürsten zu Putbus durch den schwedischen König Gustav IV. Adolf im Jahre 1807. Nachdem Rügen 1815 preußisch geworden war, bestätigte der neue Landesherr, König Friedrich Wilhelm III., diese Standeserhebung, berief ihn in hochrangige Beratergremien und betraute ihn mit wichtigen diplomatischen Missionen. Die Vorderseite des Denkmals feiert mit einer Allegorie die Pflege von Kunst und Wissenschaft unter der Herrschaft von Wilhelm Malte und meint damit wohl auch den Bau und die Eröffnung eines Pädagogiums in Putbus.

Ein paar Schritte vom Denkmal entfernt können die Besucher in der Orangerie Gemälde, Skulpturen, Dokumente und andere Hinterlassenschaften aus dem ehemaligen Fürstenschloss zu Putbus betrachten. In einem Videofilm sind ergänzend zu dieser Dauerausstellung Einzelheiten über das schmähliche Ende des 1865 ausgebrannten und danach prächtiger denn je aufgebauten Hauses erfahren. Nach dem Zweiten Weltkrieg fielen die fürstlichen Besitztümer der Bodenreform anheim. Den Nachfahren von Wilhelm Malte wurde verboten, sich ihnen auf 50 Kilometer zu nähern. Gegen das Votum der mecklenburgischen Denkmalpflege und Proteste im In- und Ausland wurde das bis dato von Parteien, Betrieben und kommunalen Einrichtungen mehr schlecht als recht genutzte, aber immerhin noch existente Schloss aus politischen Gründen abgerissen. Solchen Vandalenakten nach dem Motto „Krieg den Schlössern“ fielen überall in der Sowjetischen Besatzungszone beziehungsweise der DDR zahlreiche Landschlösser und Herrenhäuser zum Opfer. Im Falle des Schlosses in Putbus wurde angeführt, die Sanierungs- und Restaurierungskosten seien zu hoch. Außerdem sei der Kunstwert des Gebäudes nicht besonders hoch anzusetzen, hieß es in Parteikreisen zur Begründung für diese traurige Beispiel von Kulturbarbarei. Das Sterben des Schlosses zog sich von 1960 bis 1964 hin, die beträchtlichen Schuttmassen wurden, wie in der Ausstellung zu erfahren ist, zur Ausbesserung und Befestigung von Wegen verwendet.

Helmut Caspar

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