Der steinige Weg zur Demokratie -
Historische Ausstellung des Bundestags im Deutschen Dom



Im Deutschen Dom am Gendarmenmarkt wird die Entwicklung der parlamentarischen Demokratie in Deutschland dokumentiert. (Foto: Caspar)

Der Gendarmenmarkt wird als der wohl schönste Platz der Stadt gelobt. An seinem Rand ragen die mächtigen Türme des Französischen und des Deutschen Doms in den Himmel, und in der Mitte zieht, mit dem restaurierten Schillerdenkmal davor, Schinkels Schauspielhaus bewundernde Blicke auf sich. Wer an diesem Ort Ruhe und Besinnung sucht und sich dazu noch für unser Woher und Wohin interessiert, ist im Deutschen Dom an der richtigen Adresse. In dem zur Ausstellungshalle umfunktionierten Gotteshaus aus dem späten 18. Jahrhundert dokumentiert der Deutsche Bundestag in einer sehenswerten Ausstellung auf fünf Etagen, wie sich unsere parlamentarische Demokratie im 19. und 20. Jahrhundert entwickelt hat, wer ihre Vorkämpfer und Verteidiger und wer ihre Feinde und Zerstörer waren. Das Thema „Wege – Irrwege – Umwege“ der mit vielen Fotografien und eingängigen Texten, mit Skulpturen, Modellen und Schriftstücken sowie Videoaufnahmen in allen Räumen ausgestatteten Dokumentation schildert, dass der Weg zur parlamentarischen Demokratie steinig und mit vielen Opfern verbunden, aber nicht vergebens war.

Die auf fünf Ebenen aufgebaute Schau im Turm des Deutschen Doms und seitlichen Räumen beginnt mit der französischen Revolution vor über 200 Jahren und beschreibt die Versuche mutiger Visionäre im 19. Jahrhundert, die Fürstenherrschaft und die deutsche Zersplitterung zu überwinden, um dann bei der Revolution von 1848 zu verweilen und die Ursachen ihres Scheiterns darzustellen. Geschildert wird sodann die Entwicklung des Parlamentarismus im 1871 gegründeten Kaiserreich, wobei man viel über die zum Teil sehr heftigen Auseinandersetzungen der Parteien von ganz rechts bis ganz links erfährt. Da sich viel Streit an der Person und Politik des ersten Reichskanzlers Otto von Bismarck festmachte, wundert es nicht, diesem auf Bildern und Skulpturen leibhaftig zu begegnen. Im Abschnitt über die nach dem Ende der Monarchie 1918 ausgerufene Weimarer Republik wird man mit deren Errungenschaften, aber auch ihren Schwächen und den Ursachen konfrontiert, die 1933 zur Zerstörung des bei allen seinen Schwächen doch funktionierenden parlamentarischen Systems durch die Nationalsozialisten mit den bekannten schrecklichen Folgen führten.

Die Ausstellung setzt sich in weiteren Abschnitten mit dem unterschiedlichen Demokratieverständnis in beiden deutschen Staaten nach 1945 auseinander und schildert schließlich, wie heute die Mitbeteiligung des Volkes an den öffentlichen Angelegenheiten funktioniert. Wer nach so viel „Geschichte kompakt“ noch Kraft hat, kann sich im obersten Geschoss des Deutschen Doms mit Zeugnissen deutscher Parlamentsarchitektur vertraut machen. Auf allen Ebenen sind übrigens sehr dekorativ Reste des Reichstagsgebäudes ausgestellt, die bei der Enttrümmerung und den Umbaumaßnahmen geborgen wurden.

Die Ausstellung „Wege - Irrwege – Umwege. Die Entwicklung der parlamentarischen Demokratie in Deutschland“ ist dienstags bis sonntags von 10 bis 18 Uhr bei freiem Eintritt geöffnet. Anmeldungen zu Führungen werden unter der Telefonnummer 227 304 31 erbeten, weitere Informationen im Internet .

Helmut Caspar

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