Götter wieder auf der Balustrade -
Charlottenburger Schloss erhielt seinen Figurenschmuck zurück


Lange genug mussten die hinter einem Zaun aufgestellten allegorischen Figuren – vorn ist der Musenführer Apoll zu sehen – auf ihre Rückkehr auf das Dach des Schlosses Charlottenburg warten. Unlängst traten sie die Reise dorthin an. (Foto: Caspar)

Das Charlottenburger Schloss ist in die Jahre gekommen. Obwohl es erst vor einem halben Jahrhundert „aus Ruinen“ auferstanden ist und weitgehend originalgetreu restauriert wurde, zeigt der hohenzollernsche Sommerpalast da und dort Schäden, die in den kommenden Jahren behoben werden müssen. Denn nach dem Zweiten Weltkrieg standen den Bauleuten und Denkmalpflegern für den Wiederaufbau des 1943 bei einem Bombenangriff fast vollständig zerstörten Schlosses nicht jene Materialien zur Verfügung, die heute für solche anspruchsvollen Aufgaben verwendet werden.

Zum Abschluss der 2,65 Millionen Euro teuren Dachsanierung wurden unlängst antike Götterfiguren mit einem Kran auf die Balustrade gehievt. Solche Dachfiguren waren in der Barockzeit bei Schlössern und ähnlichen repräsentativen Gebäuden üblich. Allerdings besaß das um 1700 errichtete und danach zur Dreiflügelanlage erweiterte „Lusthaus“ der preußischen Königin Sophie Charlotte solchen Schmuck anscheinend nicht. Doch wie alte Stiche zeigen, war er wohl vorgesehen. Die Verwirklichung des Plans dürfte an fehlendem Geld gescheitert sein. Eine in der Grafischen Sammlung der SPSG erhaltene Zeichnung von 1790 zeigt Figuren am Boden vor der Schlossfassade stehend und bestätigt die Annahme, dass es solche Figuren gegeben haben muss. Einen greifbaren Beweis für ihre Existenz hat sich bisher nicht finden lassen.

Schaut man genau hin, dann sieht man, dass die vor mehreren Jahren wegen der Dachsanierung abgenommenen Figuren nicht aus der Barockzeit stammen, sondern Neuschöpfungen aus der 1970er Jahren sind. Sie sollten die lange Nordfassade des Schlosses leicht und lebendig nach oben ausklingen lassen, wie der Chef der Bauabteilung der Schlösserstiftung, Alfons Schmidt, erläutert. „Die Figuren bestehen nicht aus Sandstein wie üblich, sondern aus gegossenem Aluminium, das mit einer hellen Steinfarbe bestrichen ist und daher von weitem aussieht, als wäre es Marmor.“

Jahrelang konnte man die Allegorien in einem kleinen Gehege vor dem Schloss Charlottenburg betrachten und dabei sehen, dass jede anders aussieht. Als Bildhauer zeichnen Günter Anlauf, Karl Bobek, Joachim Dunkel und Harald Haacke für die Gestaltung der Figuren verantwortlich, die Malerei, Bildhauerei, Architektur und andere Künste sowie die Wissenschaften, aber auch die Musen und ihren Anführer, den antiken Gott Apoll, feiern. Nachdem die Figuren aus ihrem Exil wieder an die richtige Stelle, die Schlossbalustrade, gehoben wurden, geben sie ein gutes Bild ab. Alfons Schmidt geht davon aus, dass sie, in luftiger Höhe fest verankert, auch schwersten Stürmen trotzen werden.

Helmut Caspar

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