Humboldt-Forum mit Kuppel und Barockfassade -
In drei Jahren soll das Stadtschloss gebaut werden, doch noch sind viele Fragen über die Nutzung und Finanzierung offen



Das Stadtschloss noch ohne Kuppel, wie es sich im 18. Jahrhundert darbot und von Adolph Menzel in einem Buch von 1840 dargestellt wurde. Wenn Wiederaufbau als Humboldt-Forum, dann nur mit der Kuppel, die der Innenstadt einen neuen Blickpunkt geben wird, ist allgemeiner Konsens. (Repro: Caspar)

Die Würfel für den Wiederaufbau des Stadtschlosses sind gefallen – er soll in drei Jahren beginnen. Doch das ist schon alles, was im Moment fest steht, denn bei dem ehrgeizigen Projekt, das seit der Wiedervereinigung im Gespräch ist und für das es ein positives Votum des Deutschen Bundestages gibt, sind weiterhin viele Fragen offen. Vor allem das Problem der Finanzierung der aktuell auf 480 Millionen Euro geschätzten Wiedergeburt des 1950 abgerissenen Hohenzollernsitzes ist nach wie vor ungeklärt. Den größten Teil der auf 480 Millionen Euro geschätzten Bausumme will der Bund übernehmen. Das Land Berlin hat einen Anteil von 32 Millionen in Aussicht gestellt und bringt dazu 51,5 Millionen ein, indem es das Grundstück zur Verfügung stellt. Der privat finanzierte Schlossbauverein will für die Wiederherstellung der Barockfassade rund um das so genannte Humboldtforum 80 Millionen Euro beisteuern. Allerdings hat der von Wilhelm von Boddien geleitete Förderverein bisher nur 14 Millionen beisammen, hofft aber, den großen Rest zu bekommen, wenn der Wiederaufbau anläuft. Das würde die Spendenbereitschaft sehr stimulieren, ist von Boddien überzeugt.

Kaum ist das Jahr 2010 als Baubeginn genannt, gibt es Streit um die Flächen, die von den drei „Schlossherren“ – Stiftung Preußischer Kulturbesitz, Humboldt-Universität und Zentral- und Landesbibliothek (ZLB) – beansprucht werden. Die Preußenstiftung will ihre bisher in Dahlem und damit weit weg von der City entfernt untergebrachten Museen außereuropäischer Kulturen im Humboldt-Forum stationieren, verlangt dafür den größten Teil der auf 50 000 Quadratmeter geschätzten Ausstellungsfläche, nämlich 45 000 Quadratmeter. Bescheiden gibt sich der Regierende Bürgermeister Klaus Wowereit, der nach dem Eigenanteil des Landes Berlin nur ein Zehntel dieser Fläche beansprucht. Diese 50000 Quadratmeter sollen sich die wissenschaftlichen Sammlungen der Humboldt-Universität, die 2010 ihr zweihundertjähriges Bestehen feiert, und die ZLB teilen. Beiden Institutionen ist das aber viel zu wenig, sie möchten der Preußenstiftung noch einigen Platz abnötigen und sich auf bedeutend größeren Flächen breit machen.

Da jedoch die drei Partner unterschiedliches Gewicht in der politischen und Kulturszene besitzen, steht zu befürchten, dass die ZLB, die ursprünglich 12 000 Quadtratmeter anvisiert hatte, im Streit um die dem Land Berlin zugesprochenen 5000 Quadtratmeter leer ausgeht. Denn die Humboldt-Uni will diese Fläche für sich allein haben. Diese Anspruchshaltung bringt Bibliotheksdirektorin Claudia Lux in Rage. Sie sehe sie nicht ein, auf den ihr schon früher versprochenen Standort im Herzen der Stadt zu verzichten. „Wir kämpfen um die 5000 Quadratmeter, denn wir sind überzeugt, dass wir das Schloss und den Schlossplatz beleben können. Mit der Bibliothek wird der Schlossplatz brummen. Deswegen gehört sie dort hin.“

Die Befürchtungen, dass das Humboldt-Forum verwaist, wenn die Ausstellungen, wie bei allen Museen üblich, abends schließen, sind nicht von der Hand zu weisen. Außerdem will nicht jeder Berliner und Berlin-Besucher wegen der ostasiatischen oder wissenschaftsgeschichtlichen Ausstellungen ins Humboldt-Forum gehen. Einmal im Jahr vorbeischauen, wird, wenn überhaupt, wohl ausreichen. Lux sieht schon leere Ausstellungssäle voraus und hält dagegen, dass gerade öffentliche Bibliotheken überall auf der Welt „Frequenzbringer“ für die Innenstädte sind. „Wir bieten allen Altersgruppen etwas, allen sozialen Schichten und das in jeder nur erdenklichen Form, ob als Video, Spiel, Internet, Film, elektronische Zeitung oder Auskunftsstelle. Bibliotheken sind ein international angesehenes Symbol für die Zusammenführung von Menschen, Kulturen und Wissenschaften.“ Wenn die ZLB außen vor bliebe, weil die Universität jene 5000 Quadratmeter für sich allein beansprucht, werde das Humboldt-Forum amputiert und könne seinen ihm auch vom Bundestag übertragenen Aufgaben nicht gerecht werden, ist Lux überzeugt. Die Botschaft scheint bei den beiden anderen „Schlossherren“ angekommen zu sein. Schon wird über eine Neuaufteilung der Räumlichkeiten in einem Gebäude nachgedacht, von dem noch nicht ein einziger Stein steht.

Helmut Caspar

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