Berlins silberne Bären -
Jubelfeier im Schatten der Mauer


Die bundesdeutschen Zehn-Mark-Münze zeigt Berlin als geteilte Stadt.

Ein mittelalterliches Siegel schmückt die Zwanzig-Mark-Münze der DDR. (Foto: Caspar)

Vor 20 Jahren gab es in der damals noch geteilten Stadt Berlin ein großes Jubiläum. Die Metropole feierte ihr 750jähriges Bestehen. Selbstverständlich erschienen aus diesem Anlass Gedenkmünzen, doch unterschiedlicher hätten sie nicht sein können. Ein Fünf-Mark-Stück aus dem Dreischichtenwerkstoff Magnimat feierte 1986 den 200. Todestag des preußischen Königs Friedrichs des Großen. Diese Münze mit dem Bildnis des Königs war die letzte Gedenkprägung der Bundesrepublik Deutschland zu fünf DM, denn ab 1987 wurden nur noch silberne Zehn-Mark-Münzen geprägt und hatten bei den Sammlern großen Erfolg. Den Weg dazu hatte der Deutsche Bundestag frei gemacht, der einem Gesetz von 1974 über die Ausprägung von Scheidemünzen den lapidaren Satz „Scheidemünzen zu 10 Deutsche Mark können ausgeprägt werden“ hinzufügte. Die erste Prägung dieser Art war der Siebenhundertfünfzigjahrfeier Berlins gewidmet und hatte, da sie die in zwei Teile gespaltene Stadt betraf, ausgesprochenen politischen Charakter und dürfte den Machthabern in der DDR nicht gefallen haben. Ihr Besitz hat ostdeutsche Sammler in manche Schwierigkeiten gebracht.

Berlin, ob Ost oder West, putzte sich 1987 zu seiner Siebenhundertfünfzigjahrfeier heraus. Kriegszerstörte historische Bauwerke wurden für Ausstellungszwecke aufgebaut, und auf offizieller Ebene tauschte man Freundlichkeiten aus. Amtliche Persönlichkeiten besuchten einander und spiegelten so etwas wie Normalität vor. Die im Schatten der Mauer veranstalteten Feierlichkeiten, Straßenumzüge, Ausstellungen und Publikationen bezogen sich auf die erste schriftliche Erwähnung der Stadt auf einer Urkunde, die 1237 von einem Geistlichen namens Symeon von Cölln unterzeichnet wurde. Der gleiche Geistliche unterschrieb 1244 eine andere Urkunde als Symeon Propst Symeon von Berlin. neuerdings werden auf dem Petriplatz im Herzen der Stadt die Fundamente der Petrikirche ausgegraben, an der jener Symeon vor über 750 Jahren gepredigt hat.

Schaut man die Entwürfe für die bundsdeutsche Berlin-Münze von 1987 an, so sieht man, dass sie eigentlich den Wert von fünf DM haben sollte. Nach einer offenbar kurzfristigen Entscheidung der Bundesregierung hat man aus der Fünf-Mark-Münze eine zu zehn DM gemacht. Es mussten nur etwas größere Stempel angefertigt, mehr Silber bereitgestellt und natürlich die Wertzahl auf der Adlerseite von 5 in 10 umgeändert werden.

Die in Hamburg geprägte Münze zum Berlin-Jubiläum wurde von Reinhart Heinsdorff gestaltet. Sie zeigt den stehenden Berliner Bären mit einem der ältesten Stadtsiegel in den Klauen. Das Fell wird aus winzigen Häusern gebildet, und vom Kopf bis Fuß ist dieses Häusermeer von einer leicht gezackten Linie durchzogen unverkennbares Zeichen der Berliner Mauer und der Hoffnung, dass die Teilung einmal aufgehoben wird. Das Siegel stammt aus dem Jahr 1338 und zeigt einen laufenden Bären, der durch ein Band mit dem Adlerschild, dem Wappen der brandenburgischen Markgrafen, verbunden ist. Das heraldische Zeichen unterstreicht die seit dem Mittelalter bestehende Abhängigkeit der Doppelstadt Berlin-Cölln vom Landesherrn.

Die DDR brachte ebenfalls 1987 eine Berliner Gedenkmünze heraus. Gestaltet von Bettina Klink-von Woyski, ist das silberne Zwanzig-Mark-Stück mit dem Stadtsiegel von 1280 geschmückt. Darüber hinaus erschienen drei Fünf-Mark-Stücke aus Neusilber, auf denen Volker Beier, Heinz Hoyer und Heinz Rodewald mit dem Nikolaiviertel, dem Roten Rathaus und der Weltzeituhr auf dem Alexanderplatz drei Ost-Berliner Sehenswürdigkeiten und Wahrzeichen dargestellten. Mit diesen Motiven konnte man nichts falsch machen, und dass die alte deutsche Hauptstadt gespalten ist und seine Bewohner auf die Überwindung der Teilung hoffen, war selbstverständlich kein Thema. Staats- und Parteichef Erich Honecker verstieg sich Anfang 1989 in der Drohung, die Mauer werde noch hundert Jahre stehen, womit er ungewollt der Fluchtbewegung Auftrieb gab.

Helmut Caspar

Mit "Zurück" zur Themenübersicht "Münzen und Medaillen"