Sammler von Münzen und Medaillen mit maritimen Motiven werden sich über eine deutsche Zehn-Euro-Münze freuen, die für 2008 angekündigt ist. Anlass für die Sonderprägung, die in Hamburg mit dem Münzbuchstaben J geprägt wird, ist der 50. Geburtstag des bekannten Segelschulschiffs Gorch Fock, das fast 90 Meter lang und zwölf Meter breit ist, eine Masthöhe von 45,30 Metern, eine Wasserverdrängung von 1860 Tonnen hat und eine Geschwindigkeit von 15 Knoten (28 km/h) erreicht. Diese Angaben kann man auf dem Entwurf nachlesen, der zum Gestaltungswettbewerb von Frantisek Chochola eingereicht und von der Jury mit dem ersten Preis ausgezeichnet wurde. Die Experten heben in ihrem Urteil die überaus präzise Aufteilung der Bild- und Adlerseite hervor und betonen, dass die spezifischen Merkmale der Gorch Fock gut erkennbar sind. Die Konturen des Schulschiffes spiegelten sich auf originelle Weise im Wasser, aus einigem Abstand betrachtet wirke das Schriftfeld wie ein Schatten. Doch wenn man genau hinschaue, entdecke man die technischen Angaben für das Schiff und das Datum des Stapellaufs - 1958. Gelobt wird auch die Wertseite, auf der das Hoheitszeichen mit scharfen Konturen erscheint. Flügel und Schwanz des Adlers greifen nach Meinung der Jury das Segelmotiv der Bildseite auf subtile Art auf.
Selbstverständlich haben auch andere Teilnehmer des künstlerischen Wettbewerbs die Gorch Fock dargestellt, mal mit und mal ohne Wellen und in einem Fall sogar mit Mitgliedern der Besatzung, die in luftiger Höhe ein Rahesegel reffen, womit die schwere Arbeit der Seeleute gewürdigt wird. All diese ebenfalls ansehnlichen Entwürfe wurden mit nachrangigen Plätzen belegt, doch wird man gespannt sein, welches Motiv im kommenden Jahr tatsächlich geprägt wird. Denn es ist schon vorgekommen, dass zwei-, drei- oder gar viertplatzierte Modelle von der Bundesregierung, die bei der Wahl der Münzbilder stets das letzte Wort hat, zur Ausführung bestimmt wurden.
Das Segelschulschiff Gorch Fock wurde am 17. Dezember 1958 als erstes Schulschiff der neu gegründeten Bundesmarine in Dienst gestellt. Es hat eine Besatzung bis zu 230 Mann und ist für die Ausbildung von Offiziersanwärtern der Marine und Unteroffizieren des seemännischen Dienstes bestimmt. Benannt ist das Segelschiff nach dem niederdeutschen Dichter Johann Kinau, der in der Kaiserzeit unter dem Pseudonym Gorch Fock Seemanns- Seefahrergeschichten veröffentlichte und 1916 als Teilnehmer der Skagerrakschlacht mit seinem Schiff, der SMS Wiesbaden, unterging. Seine Leiche und viele andere ertrunkene Marinesoldaten wurden an eine kleine schwedische Insel gespült und dort bestattet. Die Inschrift „Seefahrt ist Not“ auf seinem Grabstein erinnert an Gorch Focks berühmtesten Roman, und demzufolge wird die neue Münze die Randschrift SEEFAHRT IST NOT tragen.
Die vor 50 Jahren vom Stapel gelaufene Gorch Fock hat ein Vorgängerschiff gleichen Namens, die 1933 nach dem Untergang der Niobe in Dienst gestellte Gorch Fock 1. Ihr folgten damals vier weitere Schiffe der gleichen Bauart, von denen bis auf eines noch alle unter Segeln ist, wie es in der Ausschreibung für die neue Münze heißt. Da sich die Gorch Fock 1 und ihre Schwesterschiffe erfolgreich bewährt hätten, sei seinerzeit entschieden worden, nach ihnen ein neues Schulschiff, eine neue Gorch Fock, zu bauen. Neben seiner Aufgabe als Ausbildungsstätte wirkt das eindrucksvolle Segelschiff als Botschafter der Bundesrepublik Deutschland und der Bundesmarine und kann bei vielen Windjammerparaden sowie großen Hafen- und Seefesten bewundert werden.
Die Darstellung eines Segelschiffes auf einer deutschen Gedenkmünze besitzt Seltenheitswert. Sammler kennen die Drei- und Fünf-Reichsmark-Münzen von 1927, mit denen an die hundertjährige Zugehörigkeit von Bremerhaven zum Stadtstaat Bremen und der Erfolg deutscher Schiffe auf den Weltmeeren nach dem Ersten Weltkrieg gewürdigt wurden. Auf dieser von Maximilian Dasio entworfenen und in Berlin in einer Auflage von 150 000 (3 Reichsmark) und 50 000 (5 Reichsmark) geprägten Münze ist über dem Bremer Schlüsselwappen ein Dreimaster zu erkennen, der eine Kette durchbricht.
Helmut Caspar
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