„Geld stinkt nicht“ -
In einer ungewöhnlichen Mitmach-Ausstellung erklärt die Staatliche Münze Kindern das Wesen des Geldes und wie Mark und Euro hergestellt werden


Mit einem Münzenprüfgerät läßt sich die Frage „echt oder falsch“ gut beantworten.


Schüler der Reinickendorfer Victor-Gollancz-Schule betätigen sich als Münzmeister. (Fotos: Caspar)

Einmal Münzmeister sein, einmal an einer Spindelpresse mit kräftigen Schwung einen „Taler“ prägen – diesen Wunsch mögen viele Sammler haben, doch bei den wenigsten wird er je in Erfüllung gehen. Die Staatliche Münze Berlin, seit 2006 an der Ollenhauerstraße 97 im Ortsteil Reinickendorf gelegen, lädt nicht nur zu gut frequentierten Betriebsrundgängen ein, sondern läßt neuerdings Kinder und Jugendliche an der Entstehung von Münzen und Medaillen teilhaben und gibt ihnen ausdrücklich Gelegenheit, unter fachlicher Anleitung eigene Erinnerungs-„Münzen“, allerdings nur solche aus Pappe, selber herzustellen. Bei der Eröffnung der neuen Ausstellung „KleinGeld“ Ende Oktober 2007 zeigten Schüler der Klasse 4 a der Reinickendorfer Victor-Gollancz-Schule keinerlei Berührungsängste, vielmehr betätigten sie sich eifrig als Münzpräger, Geldwechsler und Geschichtenerzähler.

Der neuen Dauerausstellung im Erdgeschoß der Staatlichen Münze Berlin waren zwei mit großem Erfolg gezeigte Dokumentationen zur Fußball-Weltmeisterschaft 2006 beziehungsweise mit münztechnischen Darstellungen auf Münzen und Medaillen vorangegangen. Wie der Leiter der Staatlichen Münze Berlin, Andreas Schikora, bei der Eröffnung der Dokumentation „KleinGeld“ erklärte, sei es deren Anliegen, Kinder und Jugendliche auf spielerische Weise mit allem, was mit Geld zu tun hat, bekannt zu machen und sie auf eine spannende Entdeckungsreise durch die Welt der Münzen mitzunehmen. Im Unterschied zu den Ausstellungen im Berliner Münzkabinett und anderen Sammlungen fordere „KleinGeld“ ausdrücklich zum Mitmachen und Anfassen auf. „Unsere jungen Besucherinnen und Besucher werden, wenn sie nachhause gehen, vielleicht besser verstehen, warum Geld so wichtig ist und daß man vorsichtig beim Geldausgeben sein sollte. Wir laden sie ein, einen Blick in die Münzgeschichte zu tun, Münzgestaltern über die Schulter zu schauen, selber er erfahren, was es in alter Zeit bedeutete, Münzen am Amboß oder an einer Spindelpresse herzustellen“. Ursula Kampmann, die die Ausstellungsgestaltung mit fachlichem Rat unterstützt hat, sprach die künftigen Münzsammler an und wies auf die Möglichkeit in dieser Schau hin, historische und monetäre Botschaften auf leichte Weise, aber trotzdem einprägsam zu empfangen und weiterzugeben. Die für Schule, Bildung und Kultur zuständige Stadträtin Katrin Schultze-Berndt setzte in ihrer Ansprache auf eine gute Resonanz der Ausstellung vor allem bei den jungen Berlinerinnen und Berlinern und ihren Eltern und versprach, für die neue Schau kräftig die Werbetrommel zu rühren.

Die Ausstellung zeigt in kindgerechter, dabei aber anspruchsvoller und gut verständlicher Form, in welchen Gestalten Geld früher und heute vorkommt, was hinter dem antiken Zitat „Geld stinkt nicht“ steckt, wie der ab 1369 umlaufende „ewige Pfennig“ mit dem Berliner Bär aussieht, wie der Stempel für eine Medaille mit dem Eisbären Knut entstanden ist, was uns alte Münzen und Medaillen zu sagen haben und welche künstlerisches Schöpfertum in einem Geldstück steckt. Beim Spiel „Hau den Lukas“ können Mädchen und Jungen erfahren, welche Kraft bei der vor der Einführung von Spindelwerken und Kniehebelpressen üblichen Hammerprägung erforderlich ist, um eine talergroße Medaille exakt zu prägen. Wer möchte, kann an einem Münzprüfapparat die Frage nach „echt oder falsch“ klären oder sich über die Bedeutung der Bilder und Wappen auf unseren Euromünzen informieren. Die Ausstellung klingt aus mit Märchen- und Sagenbüchern zum Thema Geld und Reichtum, und wer Zeit mitbringt, kann sich vor Ort in diese und weitere Literatur vertiefen. Ein bißchen märchenhaft klingt eine Statistik, derzufolge eine „typische Berliner Familie“ mit zwei Kindern ein durchschnittliches Haushaltsgeld von 2362 Euro monatlich zur Verfügung haben soll. Davon würden 875 Euro für Wohnung und Versicherungen, 495 Euro für Essen und Trinken, Telefon und Kleidung, 363 Euro für die Freizeit, Reisen usw. sowie 256 Euro für Verkehr und Auto ausgegeben. Übrig bleibe ein Betrag von 261 Euro, den man fürs Sparen verwenden kann. Diese Aufstellung mag rein statistisch vielleicht stimmen, geht aber nach Meinung von Besuchern an der Realität vorbei und wirkt in dieser Verkürzung auch wenig überzeugend.

Die Ausstellung „KleinGeld“ ist Montag bis Freitag von 10 bis 16 Uhr bei freiem Eintritt geöffnet. Weitere Informationen und spezielle Angebote für Schulklassen im Internet unter www.muenze-berlin.de .

Helmut Caspar

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