Berliner Münzgebäude als Fußball-Museum?
Ehemalige Prägeanstalt in bester Citylage könnte eine neue Aufgabe bekommen


Das zurzeit leer stehende ehemalige Münzgebäude am Molkenmarkt in Berlin-Mitte könnte als Fußball-Museum eine neue Aufgabe bekommen. Entscheidungen sind aber noch nicht gefallen. (Foto: Caspar)

In Berlin soll möglicherweise ein Fußball-Museum entstehen, die Frage ist nur, ob sich der Deutsche Fußballbund (DFB) generell für Berlin oder für eine andere Großstadt entscheidet und wo konkret die Sammlung gezeigt werden soll, wenn sie denn nach Berlin vergeben wird. Als Standorte sind unter anderem die ehemalige Staatliche Münze Berlin am Mühlendamm in bester City-Lage, das Poststadion in Moabit sowie Gebäude in der Nähe des Olympiastadions im Gespräch. Wie aus dem Berliner Liegenschaftsfonds zu hören ist, der Gebäude und Grundstücke im Landesbesitz verkauft, wurden mit Blick auf das aus der NS-Zeit stammende Münzgebäude wegen der Offerte an den DFB bis auf weiteres Angebote an andere Interessenten gestoppt und das gesamte Bieterverfahren auf Eis gelegt. Eine Besichtigung des unter Denkmalschutz stehenden Münzgebäudes durch Vertreter des Deutschen Fußballbundes habe es noch nicht gegeben. Sie müssten entscheiden, ob sich das Gebäude als Museum überhaupt eignet. Erst dann könnte der Liegenschaftsfonds im Auftrag des Senats über Verkaufsaktivitäten verhandeln oder sich mit dem DFB über eine mietfreie Übernahme einigen. Eine Veräußerung der Immobilie wäre dem Land Berlin natürlich angenehmer als lediglich die Übernahme der Betriebskosten durch den DFB. Eine neue Nutzung wird in jedem Fall angestrebt, denn das leer stehende Gebäude verschlingt viel Geld.

Nach dem Umzug der Staatlichen Münze Berlin Anfang 2006 in eine neue Geldfabrik im Berliner Bezirk Reinickendorf steht die ziemlich marode Prägeanstalt, die sich vom Molkenmarkt zum Rolandufer an der Mühlendammschleuse hinzieht, leer. Bisher konnten ein neuer Nutzer oder Investor nicht gefunden werden, weshalb für den Senat die Aussicht, hier ein Fußball-Museum einzurichten, ausgesprochen verlockend ist. Mit ihm würde in der Berliner Museumslandschaft ein neuer Stern aufgehen, und zahlreiche Besucher wären ihm gewiss, heißt es in Senatskreisen. Allerdings müssten die Räumlichkeiten, in denen seit den 1930er Jahren Münzen und Medaillen sowie in DDR-Zeiten von der damaligen Münze der DDR zusätzlich auch Orden und Ehrenzeichen hergestellt wurden, von A bis Z renoviert werden.

Das ehemalige Münzgebäude mit dem hohen Ziegeldach ist schon von weitem durch ein auffälliges Relief zu erkennen, das um 1800 nach Entwürfen der Künstler Friedrich Gilly dem Jüngeren und Johann Gottfried Schadow in klassizistischer Manier die Gewinnung und Verarbeitung von Metallen schildert und auch zeigt, wie Münzen geprägt und geprüft werden. Da das Gebäude als wichtiges Zeugnis der NS-Architektur unter Denkmalschutz steht, wird bei allen Umbauten und Restaurierungsmaßnahmen auch das Berliner Landesdenkmalamt als oberste Schutzbehörde ein gewichtiges Wort mitreden.

Platz für ein Fußballmuseum wäre in der Alten Münze genug vorhanden. Hier könnten zahlreiche Exponate aus den Beständen des DFB sowie aus anderen Sammlungen publikumswirksam gezeigt werden. Was sich beim Deutschen Fußballbund mit den Jahren angesammelt hat, kann schon heute in einer Auswahl im Internet unter www.deutsches-fussball-museum.de besichtigt werden.

Helmut Caspar

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