Kostbare Gepräge und kiloschwere Stempel
in der Ausstellung des Wiener Münzkabinetts


Die in der Wiener Münzausstellung ausgestellten Walzen dienten der Herstellung von Talern des Kaisers Rudolf II. (Foto: Caspar)

Wer als Münzfreund nach Wien kommt, sollte unbedingt das Kulturhistorische Museum im Herzen der alten Kaiserstadt und die Ausstellung des Münzkabinetts besuchen. Aus einem reichen, vor mehreren Jahrhunderten von den römisch-deutschen Kaisern angelegten und durch Ankäufe und Schenkungen weiter vermehrten Fundus von 700 000 Münzen, Medaillen, Geldscheinen und weiteren numismatischen Objekten präsentiert die Schau in zwei Sälen sowie im Vorraum in Sonderausstellungen eine repräsentative Auswahl. Dies geschieht in rot ausgeschlagenen, reich mit Stuck verzierten Räumen, die wie das ganze Museum im Neorenaissance-Prunk der k. und k. Monarchie in der Zeit kurz vor 1900 gestaltet sind. Die drei Jahrtausende umfassende Schau des Münzkabinetts bietet alles, was des Forschers und des Sammlers Herz erfreut.

Im ersten Saal sind gegossene und geprägte Medaillen und Plaketten von der italienischen Renaissance bis zur Gegenwart ausgelegt, ergänzt durch blitzende Ordenssterne und –kreuze, an denen sich Faleristen delektieren werden. Im zweiten Saal lernt man die schönsten Münzen von der griechischen und römischen Antike über die Gepräge der Kelten und aus mittelalterlicher Zeit bis zu Stücken aus dem 19. und 20. Jahrhundert kennen. Breiten Raum nimmt in der Schau der Taler, der 1486 in Tirol erstmals unter dem Namen Guldengroschen im Auftrag von Erzherzog Sigismund dem Münzreichen geprägt wurde, und seine in zahllosen Arten und Formen in Europa und in Übersee geprägten Brüder ein.

Besondere Aufmerksamkeit verdienen historische Werkzeuge, die zur manuellen beziehungsweise maschinellen Herstellung dieser Stücke nötig waren Dabei stechen unter anderem der schwergewichtige Vorderseiten- und Rückseitenstempel jenes Tiroler Guldengroschen, aber auch die Bildnispatrize und der Vorderseitenstempel des bekannten Maria-Theresien-Talers von 1780 ins Auge. Ausgelegt ist ferner ein walzenförmiges Stempelpaar, das 1604 zur Herstellung von Talern von Kaiser Rudolph II. auf der Walzenpresse gedient hat. Dazu wird ein Metallstreifen gezeigt, dessen Bildnis- und Wappenreliefs durch Ziehen zwischen den gravierten Zylindern erzeugt wurden. In einem weiteren Arbeitsgang mussten die Münzen aus dem Zain geschlagen werden. Das komplizierte Verfahren wurde im 17. Jahrhundert im Habsburgerreich und anderen Ländern häufig angewandt, hat sich letzten Endes aber nicht durchgesetzt.

Dass bei der Münz- und Medaillenprägung große Kräfte angewandt werden mussten, um fehlerfreie Reliefs zu erzeugen, wird beim Anblick von Stempeln in der Ausstellung des Wiener Münzkabinetts deutlich, die in raumgreifenden Spindelpressen eingespannt wurden. Wie das erfolgte, wird unter anderem durch eine schöne Medaille demonstriert, mit der die Kaiserin Maria Theresia fleißige Münzarbeiter auszeichnete.

Helmut Caspar

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