Der gepfählte Schlossplatz -
Im Umfeld des Münzturms wurden über 300 Jahre alte Baumstämme freigelegt



Für den Archäologen Peter Fuchs sind die freigelegten Baumstämme der Beweis, dass an der richtigen Stelle nach weiteren Resten des Münzturms gegraben wird.



Archäologen möchten die freigelegten Fundamente in den Schlossneubau integrieren. (Fotos: Caspar)

Archäologen vom Berliner Landesdenkmalamt haben auf dem Schlossplatz die ersten Baumstämme entdeckt, die vor über 300 Jahren unter Aufsicht des Schlossbaumeisters und Hofbildhauers Andreas Schlüter zur Stabilisierung des Münzturms in den sumpfigen Boden gerammt wurden. An die 7000 solcher Stämme aus Fichte und Kiefer sollen seinerzeit auf der Schlossinsel versenkt worden seit. Diese Pfahlgründung habe das zum Schlosskomplex gehörende Wahrzeichen stabilisieren sollen, erklärte gestern der Archäologe Peter Fuchs bei einem Rundgang durch die Grabungsstätte nicht weit vom Palast der Republik entfernt. Allerdings hätten sich zu Beginn des 18. Jahrhunderts die Kosten und Mühen nicht gelohnt, denn der Münzturm habe sich trotz aufwändiger Stützungsmaßnahmen zur Seite geneigt und sei wieder abgetragen worden. Das Material sei nach dem Münzturm-Debakel, das Schlüter die Stellung als Schlossbaumeister kostete, anderweitig beim Umbau des Schlosses in eine prächtige Barockresidenz verwandt worden. Die mühevoll eingerammten Baumstämme hätten sich im Boden gut erhalten. Jetzt müssten sie abgedeckt und vor Luft und Sonne geschützt werden, um sie vor dem Zerfall zu bewahren, erklärt Fuchs.

Seine Kollegin Karin Wagner zeigt auf einige in den vergangenen Wochen freigelegten zyklopenartige Mauern, von deren Existenz bisher nichts bekannt war. Wünschenswert wäre es, diese Steinwälle in die Kellerräume des Humboldt-Forums einzubeziehen, das ab 2010 in der Gestalt des alten Schlosses errichtet werden soll. „Die genaue Vermessung und Datierung der Mauern sowie der schon aufgefundenen Scherben ist wichtig, um bisher unbekannte Aspekte der bis ins 15. Jahrhundert zurückreichenden Schlossgeschichte aufzuhellen. Da die Keller und die eingeschlagenen Pfähle im Umfeld des ehemaligen Münzturms Teil eines geschützten Bodendenkmals sind, ist es unumgänglich, sie bei den Planungen für den Schlossneubau einzubeziehen“, so Wagner. Das Landesdenkmalamt steuere diesbezügliche Wünsche und Überlegungen den Wettbewerbsausschreibungen bei und hoffe, dass Teile der Schlossfundamente erhalten und in eine archäologische Promenade integriert werden können.

Helmut Caspar

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