Monumente der Industriekultur -
Illustrierter Führer durch Berliner Fabriken, Häfen und Kraftwerke



Die Kulturbrauerei im Prenzlauer Berg mauserte sich in den vergangenen Jahren zu einem bekannten Kulturstandort.



Die unter Denkmalschutz stehenden Lagerhallen im Osthafen erhielten neue Aufgaben. (Fotos: Caspar)

Berlin war vor einhundert Jahren „die“ Industrie- und Wissenschaftsstadt in Europa. Keine andere Metropole besaß so viele Fabriken, so viele Konzernsitze und Forschungseinrichtungen. Ungeachtet der massiven Zerstörungen im Zweiten Weltkrieg und der Abrisswellen in beiden Stadthälften danach sind zahlreiche, von bedeutenden Architekten entworfene Fabrik- und Hafenanlagen, Kraft- und Wasserwerke, Bahnhöfe, Brauereien und andere Bauten erhalten. „Mit den zum Teil noch aus dem 19. Jahrhundert stammenden Anlagen besitzt die Stadt einen Schatz, der sie unverwechselbar macht und mit dem sie wuchern sollte“, sagte Landeskonservator Jörg Haspel bei der Präsentation eines neuen Buches, das sich mit der „Industriekultur in Berlin“, so der Titel, befasst und 115 der wichtigsten Objekte vorstellt. Vielfach seien die darin steckenden historischen und künstlerischen Werte nur Insidern bekannt, so Haspel. Es sei daher wichtig, dass das breite Publikum von ihnen erfährt, und deshalb erscheine die Publikation, die eine Lücke im Angebot der Berlin-Bücher schließt, zu richtigen Zeit.

Autor des mit Fotografien von Wolfgang Reuss ausgestatteten und vom Landesdenkmalamt herausgegebenen Bandes ist Jörg Raasch. Er lädt ein zu einem Streifzug quer durch die Stadt ein, stellt die AEG-Turbinenhalle an der Huttenstraße in Tiergarten, den West- und den Osthafen, das E-Werk in Mitte und das Meilenwerk in Moabit vor, das früher einmal das größte Straßenbahndepot Europas war und heute Oldtimern Asyl gewährt. Das Buch macht mit dem an Mittelalterbauten orientierten Wasserwerk in Friedrichshagen bekannt und zeigt, dass sich ausgediente Gasometer und Lebensmitteldepots glänzend als Kultur- und Medienstandorte eignen. Vorgestellt werden berühmte Brauereien und das jetzt von der Fachhochschule für Technik und Wirtschaft genutzte, als Kabelwerk Oberspree bekannte AEG-Gelände in Oberschöneweide. In dem Band sind alle Berliner Bezirke vertreten. Eine Karte zeigt jedoch bestimmte Konzentrationen in Wedding, Tiergarten, Mitte und Kreuzberg. Angaben über die Standorte und wie man sie mit öffentlichen Verkehrsmitteln erreicht, aber auch über die durch bedeutende Industriebauten unsterblich gewordenen Architekten und Designer runden das verdienstvolle Buch ab.

Von ihm erhoffen sich Autor Jörg Raasch und Verleger Thies Schröder weite Verbreitung und auch Beachtung durch Investoren und Politiker. Denn ihr Votum und ihr finanzielles Engagement sind wichtig, um die Bauten aus der Zeit, als Berlin noch die Welthauptstadt der Industrie war, zu erhalten und, sofern sie leer stehen, einer neuen, ihrem Wert angemessenen Nutzung zuzuführen. Dass das zu sehr attraktiven Lösungen führen kann und Bedeutung für den Kultur- und Wirtschaftsstandort Berlin hat, ist zwar Kennern bekannt, soll aber nach dem Willen des Verfassers und des Landesdenkmalamt weite Bevölkerungskreise erreichen. Übrigens kann man viele Bauten regelmäßig beim „Tag des offenen Denkmals“ besichtigen. Das Buch „Industriekultur in Berlin. Die 115 wichtigsten Bauten des Industriezeitalters“ erschien im Berliner L&H-Verlag, hat 200 Seiten, zahlreiche meist farbige Abbildungen und kostet 24,80 Euro (ISBN 978-3-939629-00-9).

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