Berliner Leben im Biedermeier -
Knoblauchhaus im Nikolaiviertel führt zurück ins
19. Jahrhundert



Das zur Stiftung Stadtmuseum Berlin gehörende Knoblauchhaus hat den Zweiten Weltkrieg weitgehend unbeschädigt überstanden.



Biedermeierliche Wohnkultur kann man im neu eröffneten Knoblauchhaus genießen – hier eine Sitzgruppe aus der Zeit vor 1850. (Fotos: Caspar)

Nach eineinhalbjähriger Schließung wegen Sanierungs- und Umbauarbeiten ist das Knoblauchhaus im Nikolaiviertel wieder geöffnet. Es kommen viele Besucher, die sich für die neue Dauerausstellung „Berliner Leben im Mittelalter“ interessieren und dafür nicht einmal Eintrittsgeld bezahlen müssen.

Benannt wurde das um 1681 erbaute und danach immer wieder veränderte und ausgebaute Gebäude, das neben der Nikolaikirche das älteste noch authentisch erhaltene Bauwerk im ganzen Viertel ist, nach der berühmten Berliner Seidenfabrikanten- und Architektenfamilie Knoblauch. Ihren Mitgliedern begegnet man in den kleinen, mit Bildern und Büchern, Möbeln, Figuren und allerlei Nippes aus der Zeit vor 1850 ausgestatteten Räumen auf Schritt und Tritt. Während in der ersten Etage dargestellt wird, wie es in Berlin vor der Revolution von 1848 zuging und wer da zur feineren Gesellschaft gehörte, ist die zweite Etage der weit verzweigten Familie Knoblauch gewidmet. Das wohl bekannteste Familienmitglied war der Architekt Eduard Knoblauch (1801-1865), dessen Hauptwerk, die Neue Synagoge in der Oranienburger Straße (Bezirk Mitte), und weitere bedeutende Bauten vorgestellt werden. Ein anderer aus dem Clan, Carl Knoblauch (1793-1859), war in der Kommunalpolitik tätig. Wie er versuchte, seinem Wahlspruch „Ohne Wahrhaftigkeit und Gerechtigkeit keine Freiheit“ in schwieriger Zeit zur Anerkennung zu verhelfen, wird in der Dokumentation ebenso geschildert wie die Tätigkeit anderer Träger des namens Knoblauch als Bierbrauer beziehungsweise Naturwissenschaftler. Wer nach dem Besuch der Ausstellung noch Zeit und Muße hat, dem sei ein Besuch in den Historischen Weinstuben im Erdgeschoss des Knoblauchhauses ans Herz gelegt.

Das Knoblauchhaus in der Poststraße 23, 10178 Berlin, gleich neben der Nikolaikirche ist Dienstag sowie Donnerstag bis Sonntag von 10 Bis 18 Uhr, am Mittwoch von 12 bis 20 Uhr geöffnet. Der Eintritt ist frei, doch wird um eine kleine Spende für den Erhalt des Hauses und die weitere Gestaltung der Ausstellung gebeten. Der farbig illustrierte Katalog zur neuen Ausstellung hat 60 Seiten und kostet 7,90 Euro. Weitere Informationen über das aktuelle Ausstellungsprogramm der Stiftung Stadtmuseum im Internet www.stadtmuseum.de oder beim Stadtmuseum unter 030/240020.

Helmut Caspar

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