Kostbares Erbe in guten Händen -
Vor 50 Jahren hob der Deutsche Bundestag die Stiftung Preußischer Kulturbesitz aus der Taufe



Das Pergamonmuseum mit dem Pergamonaltar ist nach wie vor „der“ Publikumsmagnet auf der Museumsinsel. Die dort befindlichen Sammlungen stießen nach der Wiedervereinigung zur Stiftung Preußischer Kulturbesitz, die vor 50 Jahren gegründet wurde.



Im vergangenen Jahr wurde das Bode-Museum nach langer Sanierungszeit mit einer hochkarätigen Kollektion mittelalterlicher und neuzeitlicher Skulpturen eröffnet. Die aus dem 19. und frühen 20. Jahrhundert stammenden Häuser auf der Museumsinsel werden nach und nach kamen von der Stiftung Preußischer Kulturbesitz saniert und restauriert. (Fotos: Caspar)

Die Stiftung Preußischer Kulturbesitz schaut in diesen Tagen auf eine erfolgreiche Geschichte zurück. Am 25. Juli 1957, vor 50 Jahren, vom Deutschen Bundestag mit einem Gesetz aus der Taufe gehoben, umfasst sie hochkarätige Hinterlassenschaften des offiziell 1947 durch Kontrollratsbeschluss abgeschafften Staates Preußen. Dazu gehörten damals die in West-Berlin befindlichen Bereiche der Staatlichen Museen zu Berlin, aber auch Archive und Bibliotheken sowie Grundstücke. Erst nach der deutschen Wiedervereinigung 1990 kamen die im Ostteil der Stadt befindlichen Einrichtungen unter das Dach der vom Bund und allen 16 Bundesländern getragenen Stiftung. Ihr gehören fünf, zum Teil mehrere hundert Jahre alte Einrichtungen an, und zwar die auf der Museumsinsel, in Dahlem, am Kulturforum und im Hamburger Bahnhof befindlichen Staatlichen Museen zu Berlin, die auf zwei Standorte Unter den Linden und am Kulturforum verteilte Staatsbibliothek zu Berlin, das Geheime Staatsarchiv Preußischer Kulturbesitz in Dahlem, das Ibero-Amerikanische Institut und das Staatliche Institut für Musikforschung mit dem Musikinstrumenten-Museum, die am Kulturforum angesiedelt sind.

Der 1957 der Stiftung erteilte Auftrag, die ihr anvertrauten Güter zu bewahren, zu pflegen, zu ergänzen und zu erforschen und für die Interessen der Allgemeinheit in Wissenschaft und Bildung und für den internationalen Kulturaustausch zu wirken, sei und bleibe weiterhin gültig, resümiert Stiftungspräsident Klaus-Dieter Lehmann. Die vom Bund und allen 16 Bundesländern getragene Stiftung sei heute eine der weltweit größten Kultureinrichtungen, und sie sei gelebte föderale Verantwortung für das preußische und deutsche Kulturerbe. Berlin profitiere von diesem Engagement auf besondere Weise, allein die Museumsinsel ziehe jedes Millionen Besucher aus aller Welt – mit steigender Tendenz – an.

Zunächst bestand für die Stiftung Preußischer Kulturbesitz die wichtigste Aufgabe darin, die im Zweiten Weltkrieg ausgelagerten Kulturgüter zurück nach Berlin zu holen, soweit diese nicht in sowjetisch kontrollierten Territorien verwahrt wurden. Außerdem mussten geeignete Häuser im damaligen West-Berlin für Ausstellungs- und Forschungszwecke hergerichtet und neue gebaut werden. Da sich die bedeutendsten historischen Gebäude auf der Museumsinsel und die Staatsbibliothek Unter den Linden in Ost-Berlin befanden, nutzte die Stiftung bestehende kulturelle Zentren oder schuf neue im Westteil der Stadt. Das betraf vor allem den aus der Kaiserzeit stammenden Museumskomplex in Dahlem sowie das nach dem Mauerbau (1961) errichtete Kulturforum mit der Neuen Nationalgalerie (1968), dem Ibero-Amerikanischen Institut (1977), der Staatsbibliothek (1978), dem Musikinstrumenten-Museum (1984) und den Museen der europäischen Kunst (ab 1985). Hinzu kamen die die archäologischen Sammlungen und die Galerie der Romantik (1986) beim oder im Charlottenburger Schloss und die Ausstellungen im Hamburger Bahnhof.

Ein Höhepunkt in der Geschichte der Stiftung Preußischer Kulturbesitz war 1999 die Erklärung der Museumsinsel zum UNESCO-Weltkulturerbe. Diese Auszeichnung erlegt der Stiftung und speziell den Staatlichen Museen die Verpflichtung auf, äußerst sorgsam und vorsichtig mit den ihnen anvertrauten Baudenkmalen umzugehen.

Während die zum Teil recht maroden Häuser auf der Museumsinsel saniert und für die Aufgaben des 21. Jahrhunderts „ertüchtigt“ werden, gibt es bereits in der Stiftung Überlegungen, wie das in den Formen des 1950 abgerissenen Stadtschlosses alsbald zu errichtende Humboldt-Forum für die Präsentation der Dahlemer Sammlungen außereuropäischer Kulturen hergerichtet werden kann. Allerdings streiten sich aktuell die Preußenstiftung sowie die Humboldt-Universität und die Landesbibliothek um die Aufteilung der Räumlichkeiten in dem Gebäude, von dem noch kein einziger Stein steht.

Für Stiftungspräsident Lehmann gibt es kein besseres Geschenk zum 50. Stiftungsgeburtstag, als dass nun endlich nach vielen Diskussionen und Planungsrunden der Bau der nach dem Museumsmäzen James Simon benannten Eingangshalle direkt vor dem Neuen Museum beginnen kann. Der britische Architekt David Chipperfield habe dazu ein ausgezeichnetes Konzept entwickelt, das zügig verwirklicht werden soll.

Helmut Caspar

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