Triumph über die Schweden -
Warum der Große Kurfürst Friedrich Wilhelm von Brandenburg in Putbus Wache hält


Der Große Kurfürst Friedrich Wilhelm von Brandenburg wirbt in der Putbusser Alleestraße für die Wiederaufstellung der Preußensäulen in Neukamp und Groß Stresow. (Foto: Caspar)

An der Alleestraße in Putbus, dem Schlosspark mit den uralten Bäumen gegenüber, hat der Große Kurfürst von Brandenburg auf einem unbebauten Grundstück Aufstellung genommen. Besucher werden sich vielleicht fragen, was die riesige Sandsteinfigur auf der Insel Rügen sucht, doch gibt ein Blick in die Geschichtsbücher schnell Aufklärung. Die überlebensgroße Figur bekrönte eine Granitsäule, die 1857 in der Gemeinde Neukamp zur Erinnerung an den Sieg der von Friedrich Wilhelm geführten Truppen über die Schweden aufgestellt wurde. Dass der Kurfürst in der Tracht des 17. Jahrhunderts heute auf allerbestem Standort an der Hauptverkehrsstraße in Putbus Wache hält, hängt mit Plänen zusammen, das 17 Meter hohe Denkmal zu restaurieren und wieder am alten Ort aufzustellen. Schaut man die Figur genauer an, so erkennt man ihren maroden, aber nicht hoffnungslosen Zustand. Der Sandstein muss gereinigt und gefestigt werden, das dem Kurfürsten aus der hoch erhobenen Hand gerissene Schwert wird sich ersetzen lassen. Das im Hintergrund in Einzelteile zerlegte Postament,das aus einem riesigen Findling gefertigt wurde, wird sich wieder zu einem Ganzen zusammenfügen lassen.

Das in der Art einer trajanischen Säule im Auftrag des preußischen Königs Friedrich Wilhelm IV. von dem Berliner Bildhauer Wilhelm Ludwig Stürmer geschaffene Denkmal erinnert nicht nur an den Krieg, den sich Kurbrandenburg in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts mit den Schweden lieferte und der 1678 zu ihrer zeitweiligen Vertreibung von der Insel Rügen führte. Es unterstreicht zugleich den Machtanspruch Brandenburg-Preußens über den Ostseeraum oder wenigstens über Teile der norddeutschen Ostseeküste. Das Monument konnte allerdings erst auf Rügen aufgestellt werden, nachdem die Insel im Ergebnis des Wiener Kongresses 1814/15 zu Preußen geschlagen wurde. Das Denkmal des Großen Kurfürsten bei Neukamp hat ein Pendant in Groß Stresow, das an die norddeutschen Eroberungen durch den preußischen Soldatenkönig Friedrich Wilhelm I. erinnert. Beide Ortschaften gehören zu Putbus, der ehemaligen Residenz der Fürsten und Herren zu Putbus. Durch spätere Friedensschlüsse gingen beide Herrscher wieder der Insel Rügen verlustig, das bis 1815 Teil von Schwedisch-Pommern wurde.

Wie Markus Sommer-Scheffler von der Unteren Denkmalschutzbehörde des Landkreises Rügen erklärt, gehören die Kurfürstensäule und ein ähnlich gestaltetes Monument in Groß Stresow mit der Figur des preußischen Soldatenkönigs Friedrich Wilhelm I. obenauf zu den herausragenden Zeugnissen preußischer Bildhauerkunst des 19. Jahrhunderts. Die mit Inschriften versehenen Granitsäulen und die Herrscherfiguren seien 1991 abgebaut und in einer Berliner Steinrestaurierungswerkstatt eingelagert worden. Bei einem Symposium sei unlängst der historische und künstlerische Wert der Anlagen festgestellt worden. Erwartet werde eine Publikation, die die wechselvolle Geschichte der Preußensäulen und die Wege zu ihrer Restaurierung beschreibt. Da sich beide Denkmäler in einem restaurierungsbedürftigen Zustand befinden, werde um Spenden gebeten. Insgesamt werden die Restaurierungskosten für beide Säulen auf 800 000 Euro geschätzt, eine Summe, die die Möglichkeiten des Landkreises übersteigt. Markus Sommer-Scheffler ist zuversichtlich, dass der Plan gelingt. Jede Spende, ob groß oder klein, sei willkommen. Wer für die beiden Preußensäulen spenden möchte, könne dies auf die Kontonummer 3000 1636 Sparkasse Rügen, BLZ 130 510 42 (Kennwort Preußensäule), gern tun. Die Deutsche Stiftung Denkmalschutz hat zugesagt, für jeden Spenden-Euro einen weiteren aus ihrem Fonds zu legen. Weitere Auskünfte in der Unteren Denkmalschutzbehörde des Landkreises Rügen Teil 03838/813 402.

Helmut Caspar

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