Millionenerlös für neuen Standort -
Stiftung Stadtmuseum gibt einige ihrer Liegenschaften auf


Das Nicolaihaus in der Brüderstraße 13 soll einen neuen Besitzer und eine neue, der Geschichte des Ortes angemessene Nutzung bekommen.


Ein barockes Deckengemälde schmückt das Galgenhaus in der Brüderstraße 10, benannt nach der Hinrichtung einer im frühen 18. Jahrhundert zu Unrecht des Diebstahls beschuldigten Dienstmagd. (Fotos: Caspar)

Die Stiftung Stadtmuseum will sich auf zwei Standorte am Köllnischen Park und im Nikolaiviertel konzentrieren und einige ihrer bisherigen Ausstellungen samt Liegenschaften aufgeben. Sie tut dies nicht freiwillig, sondern in der Erkenntnis, dass die bisherige Zersplitterung dem Anliegen nicht dienlich ist, Stadt- und Landesgeschichte sowie die Lebensweise der Berlinerinnen und Berliner von den Anfängen bis heute publikumsnah zu vermitteln. Der auf zehn Millionen Euro veranschlagte Erlös aus dem Verkauf dieser Häuser soll mit weiteren 27 Millionen Euro aus Landes- und Lottomitteln für die Sanierung und den Ausbau des Marinehauses eingesetzt werden. Dem Märkischen Museum gegenüber gelegen, soll dieses aus der Kaiserzeit stammende Gebäude bis 2012 in ein Museum des 20. Jahrhunderts verwandelt werden.

Aufgegeben werden zwei aus dem 18. Jahrhundert stammende Gebäude in der Brüderstraße auf der rückwärtigen Seite des ehemaligen Staatsratsgebäudes. Es handelt sich um das nach seinem Besitzer, dem Verleger Friedrich Nicolai, benannte Nicolaihaus und das so genannte Galgenhaus, vor dem im frühen 18. Jahrhundert eine zu Unrecht des Dienstahls beschuldigte Dienstmagd aufgeknüpft wurde. Beide Gebäude waren in DDR-Zeiten Dienstgebäude des Instituts für Denkmalpflege, das Ende 1990 aufgelöst wurde. Das mit zahlreichen Gedenktafeln an der Straßenfront geschmückte Nicolaihaus wird Theaterfreunden durch Aufführungen im malerischen Hof während der Sommerzeit sicher noch gut in Erinnerung sein. Weiterhin verzichtet die Stiftung Stadtmuseum auf Verwaltungsräume in der Poststraße neben dem Ephraimpalais, auf die wenig frequentierte Sammlung Kindheit und Jugend in der Wallstraße und die in der Charlottenburger Schlossstraße eingerichtete Naturwissenschaftliche Sammlung. Die Ausstellungen sollen im Märkischen Museum neu präsentiert werden, versichert die Museumschefin Franziska Nentwig. Die demnächst geschlossenen Museumsstandorte fallen an den Berliner Liegenschaftsfonds, der sie zum Verkauf ausschreibt. Sofern es sich um denkmalgeschützte Objekte handelt wie das Nicolaihaus und das Galgenhaus ist die Übernahme durch einen Käufer und Investor mit strengen Auflagen hinsichtlich möglicher Umbauten und einer neuen Nutzung verbunden.

Künftig wird sich die Stiftung Stadtmuseum an sieben Standorten präsentieren. Abgesehen vom Schloss Friedrichsfelde und dem Museumsdorf Düppel befinden sie sich alle im Berliner Zentrum. Neben dem Märkischen Museum und dem Marinehaus sind dies Nikolaikirche, das Knoblauchhaus und das Ephraim-Palais im Nikolaiviertel. Die Stiftung Stadtmuseum wird 2008 mit einer Ausstellung im Märkischen Museum daran erinnern, dass das von Stadtbaurat Ludwig Hoffmann als Konglomerat altmärkischer Bauten gestaltete Haus am Köllnischen Park vor einhundert Jahren eröffnet wurde.

Helmut Caspar

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