Tempelhof ist mehr als ein Flughafen -
Neue Denkmaltopographie würdigt historische Bauwerke und andere Sehenswürdigkeiten



Ein Kleinod ist der Storchenbrunnen von 1931 auf dem Adolf-Scheidt-Platz nicht weit von der St. Judas Thaddäuskirche.



An die Berliner Blockade und die Opfer der Luftbrücke 1948/9 erinnert die „Hungerharke“ auf dem Platz der Luftbrücke.
(Fotos: Caspar)

Nach mehrjähriger Vorarbeit hat das Landesdenkmalamt jetzt ein gewichtiges Werk über die im ehemaligen Bezirk Tempelhof vorhandenen Bau-, Kunst- und Gartendenkmale sowie unter Denkmalschutz stehende Zeugnisse der Industrie- und Verkehrsgeschichte veröffentlicht. Mit dem Buch liegt die nunmehr zehnte Berliner Denkmaltopographie vor. Ihr soll nach Worten von Landeskonservator Jörg Haspel demnächst ein ähnlich informatives und aufwändig illustriertes Werk über Schöneberg folgen. Bereits erschienen ist der Band über Friedenau.

Das neue Werk verdeutlicht, dass Tempelhof weitaus mehr ist als ein Flughafen mit Wohn- und Gewerbegebieten darum. Vielmehr zeigt es, dass sich der Bezirk aus vier in den Grundstrukturen und an Gebäuden auch heute noch sehr gut erkennbaren Dörfern zusammensetzt – Tempelhof, Marienfelde, Mariendorf und Lichtenrade. Ungeachtet von Kriegszerstörungen und Neubebauungen sind noch viele zum teil mittelalterliche Bauwerke, aber auch die alten Straßen und Plätze in dem von Nord nach Süd zwölf Kilometer langen Bezirk erhalten oder in ihren Strukturen zu erkennen. Sogar der Mauerverlauf im Süden ist an der Bebauung beziehungsweise an fehlenden Gebäuden im ehemaligen Niemandsland zu erkennen.

Bisher habe es ein solches Denkmalinventar nicht gegeben, jetzt könnten sich alle, die mit Stadtgestaltung und Bauvorhaben zu tun haben, aber auch Hausbesitzer umfassend über die baulichen und künstlerischen Schätze im Bezirk informieren und sich bei ihren Planungen auf dieses Werk berufen, sagte Haspel. Dem Landesdenkmalamt sei sehr daran gelegen, dass dem baulichen Erbe mehr Respekt entgegen gebracht wird. Dazu werden Topographien wie das über Tempelhof unbedingt gebraucht. Sie werde mehrere Jahrzehnte seinen Wert als „das“ Buch über Tempelhof behalten, ist der Landeskonservator überzeugt.

Die Buchpräsentation fand vor kurzen in der katholischen St. Judas Thaddäus Kirche am Bäumerplan/Ecke Loewenhardtdamm in Neu-Tempelhof statt. 1958/9 nach Plänen von Reinhard Hofbauer errichtet, stellt die Kirche, in der es keine rechten Winkel gibt, ein wichtiges Zeugnis der Nachkriegsmoderne dar. Bauten aus der Zeit nach 1945 stehen im Mittelpunkt des Tags des offenen Denkmals“ Anfang September 2007. Laut Landeskonservator Haspel haben es diese Bauwerke sehr nötig, von der Öffentlichkeit beachtet und geachtet zu werden. Es habe schon zu viele Abrisse von Sakral- und Profanbauten gegeben; Berlin dürfe sich weitere Verluste dieser Art nicht leisten.

Das Buch „Denkmale in Berlin. Bezirk Tempelhof-Schöneberg“ erschien in der Reihe Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland und wurde vom Landesdenkmalamt Berlin herausgegeben. Es hat 271 Seiten und 302 Abbildungen und erschien Michael Imhof Verlag, Petersberg 2007. Das Buch kostet 29,80 Euro und ist ab sofort im Buchhandel erhältlich (ISBN: 978-3-86568-189-8).

Helmut Caspar

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