Aus Feinden wurden Freunde -
Das Alliiertenmuseum in Dahlem erzählt vom Leben im geteilten Deutschland


Ein ehemaliger Beobachtungsturm der DDR-Grenzer vom Potsdamer Platz fand im Alliiertenmuseum Asyl.


Dem Sender RIAS wird in der Ausstellung ein besonderer Platz eingeräumt. (Fotos: Caspar)

An der Clayallee im Berliner Ortsteil Dahlem erinnert ein Denkmal an die Bewahrung der Freiheit Berlins und die Überwindung der Luftbrücke vor 60 Jahren. Eine Gruppe von fünf wilden Pferden stürmt unweit des Alliiertenmuseums über Resten der Berliner Mauer hinweg. Kein Beton, kein Stacheldraht kann die bronzenen Renner aufhalten. Das von Veryl Goodnight gestaltete Monument „The Day Wall Came Down“ (Der Tag, an dem die Mauer fiel) ist ein Geschenk der USA an das deutsche Volk „zur Erinnerung an den gemeinsamen Einsatz für Freiheit und Demokratie“, wie es auf einer Tafel daneben heißt. Mit den Pferden wollte die Künstlerin nach eigenem Bekunden den nicht zu bändigenden Freiheitswillen der Berliner und den Sieg über menschlichen Ungeist symbolisieren. Am 2. Juni 1998 wurde das Denkmal aus Anlass des 50. Jahrestages der Berliner Luftbrücke im Beisein des früheren US-Präsidenten George Bush (sen.) feierlich enthüllt.

Einzelheiten über die schweren Jahre nach dem Zweiten Weltkrieg einschließlich der Luftbrücke und der Ost-West-Konfrontation im Kalten Krieg werden im Alliiertenmuseum wenige Schritte weiter dokumentiert. Die Straße ist nach General Lucius D. Clay benannt, der von 1947 bis 1949 als US Militärgouverneur in Deutschland war und als Vater der Luftbrücke im freien Teil Berlins große Popularität genoss. Gegenüber dem am 27. Juni 1998, zum 50. Jahrestag der Luftbrücke, eröffneten Alliiertenmuseum befanden sich der Sitz der US-Militärregierung und das Oberkommando der Berlin Brigade. Die für Ausstellungszwecke genutzten Gebäude stehen als Zeugnisse der amerikanischen Präsenz in Berlin unter Denkmalschutz. Im Außenbereich des Museums, das von den USA, Großbritannien, Frankreich und der Bundesrepublik Deutschland unterhalten wird, sind als Denkmale deutscher Nachkriegsgeschichte unter anderem Reste der Berliner Mauer und ein ehemaliger, von DDR-Grenzsoldaten benutzter Wachturm aufgestellt, der bis zur Umsetzung ins Alliiertenmuseum am Potsdamer Platz stand.

Die Ausstellung schildert, wie nach dem Krieg aus ehemaligen Feinden Freunde wurden, wobei die komplizierten Vorgänge sowohl in der hohen Politik als auch im Alltagsleben anhand von Bildern, Filmen, Karten, Briefen, Verträgen und anderen Dokumenten sowie historischen Gegenständen wie Waffen, Fahnen und Uniformen lebendig werden. Die schwierigen, von Misstrauen und Hass geprägten Zeiten werden durch Ton- und Videoausschnitte veranschaulicht. Viele Ausstellungsstücke wurden von Berlinern, aber auch von Veteranen der westalliierten Streitkräfte zur Verfügung gestellt. Eines der Prunkstücke der Ausstellung ist ein Stück Spionagetunnel, der in den frühen 1950-er Jahren im Süden Berlins von westlicher Seite aus in den Osten getrieben wurde, um sowjetische Telefongespräche abzuhören. Im Jahr 1956 entdeckt und sofort vom Osten für Propagandazwecke gegen die imperialistischen Mächte, wie man sagte, instrumentalisiert, wurde die Röhre 1997 im Auftrag des Alliiertenmuseums freigelegt, um sie als Dokument für den Krieg der Geheimdienste CIA und KGB ausstellen zu können.

Außer solchen Zeugnissen dokumentiert das Alliiertenmuseum in einem ehemaligen Kino die schwierige Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg und das Verhältnis der westlichen Besatzungsmächte zu den deutschen Behörden, die anfangs nur Befehlsempfänger und ausführende Organe waren und erst langsam zu gleichberechtigten Partnern wurden. Im Mittelpunkt der Ausstellung aber steht die Versorgung West-Berlins durch die Luftbrücke vor 60 Jahren. Da in dieser Zeit und lange danach der RIAS, also der Rundfunk im amerikanischen Sektor, vor allem für viele Ost-Berliner und Bewohner der Sowjetischen Besatzungszone beziehungsweise ab 1949 der DDR eine geradezu lebensnotwendige Informationsquelle war, wird ihm in der sehenswerten Ausstellung ein besonderer Abschnitt gewidmet. Den sowjetischen und ostdeutschen Behörden war der Sender ein besonderes Ärgernis. Viele Ostdeutsche, die ihn hörten oder sogar mit ihm in Verbindung standen, wurden wegen angeblicher Spionage und Boykotthetze zu hohen Zuchthausstrafen verurteilt.

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