Gräber unter ehemaligem Parkplatz -
Reste eines Friedhofs und von Exerzierhallen unweit des Alex gefunden



Mit Pinseln und Spachteln rückt Ausgräber Nico Schulze den Gräbern unter einem ehemaligen Parkplatz nahe dem Alexanderplatz zu Leibe. (Foto: Caspar)

Nicht nur auf dem Petriplatz sind Spezialisten vom Landesdenkmalamt fündig geworden, auch unweit des Alexanderplatzes stießen die Archäologen auf interessante Relikte früher Stadtgeschichte. Als unlängst auf einem ehemaligen Parkplatz das Erdreich für eine geplante Tiefgarage ausgehoben wurde stießen die Archäologen auf Gräber und Mauerreste.

Die Bestattungen gehören zu einem Friedhof, der 1713 in der damaligen Königsstadt außerhalb der eigentlichen Haupt- und Residenzstadt Berlin angelegt und bereits 1810 geschlossen wurde. Nach dem Studium alter Baupläne, Zeichnungen und Fotografien hat Michael Hofmann vom Landesdenkmalamt die Mauern als Fundamente von zwei Exerzierhallen identifiziert. Die eine sei 1769 auf Befehl König Friedrichs II., des Großen, erbaut worden, die zweite entstand Ende des 18. Jahrhunderts auf den Fundamenten dieses ersten Bauwerks nach Plänen des seinerzeit sehr geschätzten Architekten David Gilly. Die rund 78 Meter lange und fast 17 Meter breite Halle diente der Ausbildung von Soldaten. Im Zweiten Weltkrieg beschädigt, wurde die Ruine Jahrzehnte danach im Zusammenhang mit der Neugestaltung des Alexanderplatzes abgerissen. Michael Hofmann wüsste gern, wann das geschehen ist und unter welchen Umständen. Die Akten gäben darüber keine Auskunft, deshalb ergehe die Bitte an die Berlinerinnen und Berliner, sich beim Landesdenkmalamt zu melden, wenn sie dazu etwas beitragen können (Tel. 030/90273680).

Auf dem früheren Friedhof wurden bisher etwa 50 Skelette ausgegraben. Sie stammen von Verstorbenen, für die auf dem benachbarten Georgenfriedhof kein Platz mehr war. Über den jetzt bei den Grabungen entdeckten Friedhof ist wenig bekannt, doch hofft Michael Hofmann, durch weiteres Aktenstudium mehr über ihn zu erfahren. Die zum Teil sehr gut erhaltenen Gebeine werden jetzt von Anthropologen untersucht und sollen zu einem späteren Zeitpunkt in würdiger Weise auf einem regulären Friedhof endgültig bestattet werden. Die Untersuchungen des Landesdenkmalamtes stehen unter hohem Zeitdruck, denn nach Ostern soll mit dem Bau der Tiefgarage begonnen werden. Im Landesdenkmalamt wird die Erwartung ausgesprochen, dass die Lage der ehemaligen Exerzierhalle und des Friedhofs durch Markierungen im Straßenpflaster oder durch eine besondere gärtnerische Gestaltung hervorgehoben wird.

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