„Sprit is ooch Nahrung“ -
Fassade der Kommode am Bebelplatz wird für 2,8 Millionen Euro saniert



Die Fassade der „Kommode“ am Bebelplatz, der Staatsoper gegenüber, erfährt derzeit eine Verjüngungskur – hier der Zustand des Barockbaues vor der Einrüstung. (Foto: Caspar)

Seit einigen Wochen ist die „Kommode“, das ehemalige königliche Bibliotheksgebäude am Bebelplatz, eingerüstet. Für 2,8 Millionen Euro lässt die Humboldt-Universität die Fassade des 1775 bis 1780 errichteten Barockbaus sanieren, wobei ein Teil der Kosten durch Werbeeinahmen durch Plakate eingebracht werden sollen, die vor die Stahlkonstruktion gehängt werden. Beteiligt an der denkmalgerechten Sanierung ist die Stiftung Denkmalschutz Berlin, die bereits die Fassade des als Kaiser-Wilhelm-Palais bekannten Eckgebäudes vorn an der Straße Unter den Linden sanieren und die Pergola am Bebelplatz nach alten Plänen neu errichten ließ.

Ihren eigenartigen Namen hat die von der Juristischen Fakultät der Humboldt-Universität zu Berlin genutzte „Kommode“ von der geschwungenen Fassade, die angeblich an ein barockes Möbelstück erinnern soll. Schaut man in die Berliner Architekturgeschichte, dann erfährt man, dass sich der von Friedrich dem Großen mit der Errichtung des Bibliotheksgebäudes beauftragte Baumeister Georg Friedrich Boumann an einem Entwurf des bedeutenden Architekten Josef Emanuel Fischer von Erlach für den Michaelertrakt der Wiener Hofburg orientiert hat. Wenn beide Bauten miteinander vergleicht, kann man tatsächlich stilistische Gemeinsamkeiten feststellen.

Im Zweiten Weltkrieg zerstört und ausgebrannt, wurde die „Kommode“ in den 1960-er Jahren als Institutsgebäude der Humboldt-Universität äußerlich in der Fassung des 18. Jahrhunderts, im Inneren aber mit einer neuen Raumstruktur aufgebaut. Wenn die Fassadensanierung an dem Baudenkmal abgeschlossen sein wird, kann man wieder eine vergoldete Inschrift über dem Portal lesen. Die lateinische Widmung NUTRIMENTUM SPIRITUS lautet übersetzt „Nahrung des Geistes“ und spielt darauf an, dass die Nutzung der Bibliothek und seiner Schätze bildet und aufklärt. Spöttisch, wie die Berliner nun einmal sind, haben sie den schönen Spruch frecherweise in „Sprit is ooch Nahrung“ umgedeutet und lagen damit nicht ganz falsch.

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