Archäologen suchen Kurfürstengebeine -
Vor dem Staatsratsgebäude werden Fundamente des Dominikanerklosters freigelegt


Vorsichtig werden mit Schabern und Bürsten die im Boden liegenden Reste des Dominikanerklosters freigelegt.


Das Areal vor dem Staatsratsgebäude wird derzeit von Archäologen des Berliner Landesdenkmalamtes untersucht. (Fotos: Caspar)

Der Neubau des Berliner Schlosses wirft seine Schatten voraus. Während der Abbau des Palastes der Republik langsam zu Ende geht, wird der ehemalige Parkplatz davor mit schwerer Technik umgepflügt, um demnächst in eine Grünfläche verwandelt zu werden. Große Erdhügel versperren den Blick auf das Staatsratsgebäude am Schlossplatz. Schaut man in die Gruben, dann sieht man Archäologen bei der Arbeit.

Die Ausgräber vom Berliner Landesdenkmalamt legen die Fundamente des mittelalterlichen Dominikanerklosters frei, dessen Kirche bis in die Barockzeit Grablege der brandenburgischen Kurfürsten war. Wie der neue Berliner Landesarchäologe und Direktor des Museums für Vor- und Frühgeschichte Preußischer Kulturbesitz, Matthias Wemhoff, bei einem Rundgang erklärte, werde nach den Gebeinen der im 16. Jahrhundert in der Klosterkirche der Dominikaner bestatteten Kurfürsten Johann Cicero (gestorben 1499) und Joachim I. (gestorben 1535) und weiterer Mitglieder des Hauses Hohenzollern gesucht. Solche Versuche habe es schon 1880 gegeben, doch sei man damals nicht fündig geworden. „Wir nehmen jetzt im Vorfeld der des Wiederaufbaus des Stadtschlosses als Humboldt-Forum die Spur auf, doch gehen die Grabungen erheblich weiter“, so Wemhoff. Ziel sei es, die Fundamente des 22 mal 64 Meter großen Gotteshauses möglichst komplett zu erfassen und das Umfeld, zu dem auch kleine Friedhöfe gehörten, zu erforschen, so der aus Paderborn stammende Archäologe. Er war dort unter anderem mit Ausgrabungen alter Klostergemäuer befasst und freut sich nun, diese Tätigkeit mit neuer Zielstellung in Berlin fortsetzen zu können.

Von den Untersuchungen erwartet Grabungsleiter Michael Malliaris Einsichten nicht nur in die Geschichte des Dominikanerklosters und seiner Kirche, in der man den Vorgänger des 1905 eingeweihten Berliner Doms sieht, sondern auch in die baulichen Beziehungen zwischen der Mitte des 18. Jahrhunderts abgerissenen Anlage und dem Stadtschloss. Die Untersuchungen könnten auch Erkenntnisse über die Entwicklung der Doppelstadt Berlin-Cölln und das Leben seiner Bewohner bringen. Gesucht wird nach Klostermauern und Gewölben sowie auch nach Spuren einstiger Ausstattung und natürlich nach den kurfürstlichen Gräbern. Die Spezialisten vom Landesdenkmalamt hoffen, dass nicht alles verschwunden ist und dass sich da und dort noch Hinweise auf die Struktur und die Raumanordnung des Klosters und seiner Kirche finden lassen.

Ziel des Landesdenkmalamtes ist es, die Relikte in den Neubau des Stadtschlosses zu integrieren. Die Ausschreibungen, mit denen sich derzeit die Architekten befassen, lassen offen, wie die Integration der Schlosskeller und der Reste des benachbarten Dominikanerklosters aussehen soll. Wie von Karin Wagner vom Landesdenkmalamt zu erfahren war, wird in diesem Zusammenhang von „archäologischen Zeitfenstern“ gesprochen. „Wir haben den Wettbewerbsunterlagen reichlich Informationsmaterial beigegeben und hoffen, dass der Neubau die im Boden liegenden authentischen Reste vom Schloss und seiner Umgebung berücksichtigt“, erklärte die Archäologin.

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