Schon bald sollen Glocken erklingen -
Denkmalverein will der Parochialkirche ihren spitzen Turm zurück geben


Wenn es nach dem Willen von Berliner Heimat- und Denkmalfreunden geht, könnte die Parochialkirche in den kommenden Jahren ihren Turm zurückbekommen.


Sehenswert ist nicht nur die Parochialkirche, sondern auch der Friedhof nebenan mit seinen restaurierten Grabmälern und gusseisernen Kreuzen aus dem 18. und 19. Jahrhundert. (Fotos: Caspar)

Die Parochialkirche an der Klosterstraße im Bezirk Mitte, eines der bedeutendsten Gotteshäuser aus der Barockzeit, soll in den kommenden Jahren ihren spitzen Turm einschließlich eines Glockenspiels zurück bekommen. Der von Freunden historischer Monumente gebildete Verein Denkmal an Berlin e. V. will Pläne wahr machen, die schon seit Jahrzehnten im Gespräch sind, nämlich dem von den Preußenkönigen Friedrich I. und Friedrich Wilhelm I. erbauten Gotteshaus seinen im Zweiten Weltkrieg zerstörten Turm zurückzugeben und darin das berühmte Glockenspiel aufzuhängen und es regelmäßig zum Erklingen zu bringen. Der Senat unterstützt das Vorhaben. Kulturstaatssekretär André Schmitz spricht im Namen des Regierenden Bürgermeisters Klaus Wowereit, wenn er es als wichtigen Beitrag zur Wiedergewinnung der historischer Silhouette der Stadt lobt. Die Kosten für die Rekonstruktion des Turms auf der zwischen 1695 und 1714 nach Plänen von Johann Arnold Nering und Martin Grünberg erbauten Kirche sollen durch Spenden, Benefizkonzerte, Lesungen und Führungen aufgebracht werden. Mit gutem Beispiel ist der Berliner Stadtmöblierer und Vorsitzende des Denkmalvereins, Hans Wall, vorangegangen, indem er 100 000 Euro in den Spendentopf einzahlte.

Die im Zweiten Weltkrieg bis auf die Umfassungsmauern ausgebrannte Parochialkirche wurde nach 1945 zunächst nur gesichert und erhielt ein provisorisches Dach. Doch reichten die Mittel und Finanzen nicht aus, auch den Turm zu rekonstruieren, der nach einem Bombenangriff in das Kircheninnere gestürzt war. Die DDR-Denkmalpflege besaß zwar alle notwendigen Baupläne und Fotografien für die Vollendung der zeitweilig als Möbellager zweckentfremdeten Kirche und hätte ihr nur allzu gern den Turm samt Glockenspiel zurückgegeben. Doch musste dieses ehrgeizige Vorhaben stets in die Zukunft verschoben werden, weil in der DDR andere Prioritäten gesetzt wurden.

Jetzt endlich sind die Vorzeichen für die Vollendung des Kirchenbaus günstig, und wenn tatsächlich der Turm aufgesetzt ist und das Glockenspiel in regelmäßigen Abständen mit immer wechselnden Chorälen erklingt, wird das Klosterviertel neben der Ruine der Franziskanerklosterkirche, dem als Kulturzentrum genutzten Palais Podewils, den restaurierten Resten der alten Stadtmauer sowie dem Alten und dem Neuen Stadthaus ein neues geistliches und touristisches Highlight besitzen. Auch ohne Turm ist die Parochialkirche samt historischem Friedhof darum einen Besuch wert, denn hin und wieder finden hier Konzerte bei sehr guter Akustik sowie Ausstellungen statt.

Nach Senatsplänen soll das nach der Kirche des Grauen Klosters benannte Klosterviertel in den kommenden Jahren eine neue Bebauung mit Wohn- und Geschäftshäusern erhalten. Nur wenige hundert Meter vom Alexanderplatz gelegen und daher auch für Auswärtige gut erreichbar, könnte in das bisher noch sehr stille und auch vielen Berlinern nicht bekannte Areal neues Leben einziehen und der Parochialkirche samt Gruft mit gut erhaltenen Särgen bescheren.

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