Opfer des Nazi-Rassenwahns - -
Denkmal für die ermordeten Sinti und Roma entsteht am Reichstagsgebäude



In der Nähe des Reichstagsgebäudes entsteht ein Brunnen, der an die von den Nationalsozialisten ermordeten Sinti und Roma erinnert. Noch in diesem Jahr soll er vollendet sein. (Foto: Caspar)

Der Bundesrat hat den Weg frei gemacht für die Errichtung eines Denkmals zur Erinnerung an die von den Nationalsozialisten ermordeten Sinti und Roma. Die Anlage entsteht als Brunnen zwischen Reichstagsgebäude und Straße des 17. Juni im Bezirk Tiergarten. Die Fundamente sind schon zu sehen. Der „Brunnen der Erinnerung“ wird nach einem Plan des israelischen Künstlers Dani Karavan gebaut und kostet einschließlich der gärtnerische Gestaltung des Umfeldes zwei Millionen Euro. In dem kreisrunden Becken wird eine schwarze Steinstele stehen, auf der eine Blüte liegt. Die Chronologie des Völkermordes soll auf Informationstafeln dokumentiert werden, die den Brunnenrand säumen. Eine Inschrift zitiert ein Gedicht des Italieners Rom Santino Spinelli: „Eingefallenes Gesicht / erloschene Augen / kalte Lippen/ Stille/ ein zerrissenes Herz /ohne Atem / ohne Worte / keine Tränen“.

Der Baubeginn war jahrelang verzögert worden, weil sich die Opferverbände nicht auf den Wortlaut der Gedenkinschrift einigen konnten, denn sie lehnen den ursprünglich vorgesehenen Begriff „Zigeuner“ als diskriminierend, historisch unzutreffend und aus dem „Wörterbuch des Unmenschen“ stammend ab.

Zu Hunderttausenden waren Sinti und Roma nach 1933 im Deutschen Reich und nach 1939 in den von der Wehrmacht okkupierten Ländern gefangen genommen und in Konzentrationslager zusammengepfercht worden, weil sie nicht in das rassistische Menschenbild der Nationalsozialisten passten. Der Brunnen erinnert an ihre systematische Ermordung vor allem in Osteuropa durch SS-Einsatzgruppen sowie an die Folgen des genannten Auschwitz-Erlasses, in dem der Reichsführer SS Heinrich Himmler am 16. Dezember 1942 die Deportation von Sinti und Roma in ganzen Familien aus zahlreichen Ländern Europas nach Auschwitz-Birkenau befahl. Dort wurden fast alle Gefangenen ermordet, die letzten 3000 Kinder und ihre Mütter sowie alte Leute starben am 2. August 1944 in dem Vernichtungslager bei Krakau.

Auf dem Friedhof in Marzahn wird an die in Berlin verfolgten und ermordeten Sinti und Roma erinnert, ebenso werden sie auf einer Tafel am Eingang zur Neuen Wache Unter den Linden in das ehrende Gedenken einbezogen.

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