Trabi, Sandmann, Pioniere -
Neues Buch schildert den Alltag in der DDR


Bis zum Schluss war Erich Honecker – hier auf einem bemalten Teller im Deutschen Historischen Museum Berlin – von der Richtigkeit seines Kurses überzeugt. (In der russischen Umschrift werden "usbekische Arbeiter" erwähnt.)


In der DDR wurde das Tragen des Zeichens "Schwerter zu Pflugscharen" als staatsfeindliche Hetze verfolgt. Das Plakat hängt an der Fassade der Marienkirche in Greifswald. (Fotos: Caspar)

Berlin. Umfragen und wissenschaftliche Studien ergeben quer durch die Republik ein erschreckendes Unwissen über die DDR. Vieles, was im zweiten deutschen Staat geschah, ist bei der jungen Generation nicht präsent, und auch bei den Älteren gibt es empfindliche Lücken. Nostalgie breitet sich aus, Verdrängungsmechanismen entfalten ihre Wirkung. Ein neues Buch hilft dem Gedächtnis auf die Sprünge.

Autorin Dorothée Baganz vermittelt in ihrem Buch „Trabi, Sandmann, Pioniere“ eine kurze Geschichte der DDR vom Ende des Nazistaates und der bedingungslosen Kapitulation der Wehrmacht am 8. Mai 1945 bis zum 3. Oktober 1990, als der "Arbeiter-und-Bauern-Staat" durch Beitritt zur Bundesrepublik Deutschland wenige Tage vor seinem 41. Geburtstag aufgehört hatte zu bestehen. Weitere Kapitel befassen sich mit dem Wohnen, dem 1971 aufgelegten Wohnungsbauprogramm sowie dem Zustand der Städte, und der oft sehr prekären Versorgung der Bevölkerung mit Nahrungsmitteln, Bekleidung und Industriegütern. Die „Autofrage“ und die ärgerlich langen Anmeldungsfristen für die Marken Trabant und Wartburg sind Thema eines weiteren Abschnitts. Das Buch befasst sich ferner mit dem Urlaub und dem Freizeitverhalten in der DDR sowie mit allem, was sich um Kindergärten, Schule, Pionierorganisation und FDJ drehte, und endet mit den von der Partei fast lückenlos überwachten und manipulierten Medien. Kombiniert sind die unterhaltsam zu lesenden Darlegungen mit Bildern aus dem Alltag zwischen Elbe und Oder, Rügen und Rennsteig sowie charakteristischen Erzeugnissen, die nach 1990 in DDR-Museen gewandert sind und dort nur noch ein müdes Lächeln hervorrufen.

Über einzelne Facetten der DDR-Geschichte gibt es eine Fülle Publikationen. Allein was zu den Themen Mauer und Staatssicherheit, Planwirtschaft sowie Bildungs- und Kulturpolitik gedruckt wurde, füllt eine mittlere Bibliothek. Dorothée Baganz macht ihnen keine Konkurrenz, sie reißt diese Bereiche an und schildert auch nur kurz die Bedingungen, die zum Untergang der ungeachtet verlogener Sprüche aus dem Mund von Honecker & Co. wirtschaftlich maroden DDR führten. Die Autorin arbeitet heraus, wie DDR-Bewohner mit den Verhältnissen klar kamen und was sie aus dem Vorhandenen machten, ob sie sich anpassten oder ob sie einen Ausbruch versuchten. Die kleine Alltagsgeschichte macht neugierig, sich auf eine Zeitreise zu begeben, und die wird, wie im Buch vermittelt, Ernstes und Heiteres, Skurriles und Banales ans Tageslicht bringen und vielleicht helfen, heutige Probleme zu verstehen und zu meistern. Das Buch von Dorothée Baganz „Trabi, Sandmann, Pioniere – Alltag in der DDR“ erschien im Michael Imhof Verlag Petersberg, hat 80 Seiten und zahlreiche Abbildungen und kostet 7,95 Euro.

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