Königliche Baustelle -
Arbeiten im Berliner Schloss Schönhausen kommen voran


Bis ins kommende Jahr ist das Schloss Schönhausen noch eine Baustelle. Blick in die königlichen Räume im Erdgeschoss.


Wiederhergestellt und ocker gefärbt ist schon die Gartenseite des Schlosses. (Fotos: Caspar)

Schloss Schönhausen im Berliner Bezirk Pankow, Ortsteil Niederschönhausen, hat schon viele Besitzer gesehen und die unterschiedlichsten Nutzungen gehabt. Hier spielte sich wie in kaum einem anderen Gebäude in der Hauptstadt königlich-preußische, deutsche und DDR-Geschichte ab. Im 18. Jahrhundert Residenz von Elisabeth Christine, der Gemahlin König Friedrichs II., des Großen, im 19. Jahrhundert von den Hohenzollern verlassen und gemieden, in der Nazizeit als Depot für so genannte entartete Kunst verwendet und in DDR-Zeiten als Präsidentensitz und Regierungsgästehaus genutzt, ist das Schloss zur Freude der Kunst- und Bauhistoriker zum großen Teil noch im originalen Zustand erhalten. Die Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg lässt das Anwesen, das vor einigen Jahren kurzzeitig als Sitz des Bundespräsidenten im Gespräch war, von Dach bis Keller sanieren und restaurieren. Unlängst hatte die Stiftung zu Tagen der offenen Tür eingeladen. Geführt von Experten der Schlösserstiftung, lernten die Besucher Einzelheiten aus der Bau-, Nutzungs- und Restaurierungsgeschichte kennen, und sie erfuhren, was noch bis zur Wiedereröffnung im Dezember 2009 zu erledigen ist.

Wo jetzt nacktes Mauerwerk ist, werden kostbar gerahmte Siegel eingesetzt, Wände werden mit Tapeten aus der Zeit der Elisabeth Christine bespannt werden, Kamineinfassungen müssen von hässlicher Farbe und Stuck von aufdringlichen Bemalungen befreit und nach Befund neu gefasst werden, erläuterte der Kunsthistoriker Alfred Hagemann. In den heute noch leeren Räumen werden im nächsten Jahr Rokokomöbel aufgestellt, die schon zur Zeit von Elisabeth Christine im Schloss Schönhausen standen. Zum Zimmerschmuck werden Porträts der Monarchin, ihres getrennt lebenden Gemahls sowie von Hofdamen, ferner Geschirre, Bücher und andere über 200 Jahre alte Ausstattungsstücke gehören. Ziel sei es, eine lange vergessene Königin zu würdigen und das weitgehend authentisch erhaltene Anwesen als Perle der preußischen Schlösserlandschaft ins öffentliche Bewusstsein zu heben.

Neben den mit edlem Stuck besetzten und in einem Fall mit Zedernholz verkleideten Privat- und Repräsentationsräumen, die Elisabeth Christine bewohnte, gibt es eine jüngere Zeitschicht - die ehemaligen Amtsräume des DDR-Präsidenten Wilhelm Pieck. Während in den frühen DDR-Jahren das Berliner und das Potsdamer Stadtschloss und weitere bedeutende Baulichkeiten kommunistischem Bildersturm zum Opfer fielen, hatte die damalige Staats- und SED-Führung kein Problem, sich in einem intakt gebliebenen Preußenschloss, eben Schönhausen, zu repräsentieren. „In diesem inszenierten Idyll wurden Botschafter empfangen und Orden verliehen, die DDR gab sich demokratisch, ihre Führer erschienen in Frack und schwarzem Anzug. Alles sah schön demokratisch und volksnah aus, war es aber nicht“, so Hagemann. Das Beste sei zur Möblierung gerade genug gewesen, der damals bekannte Architekt Hans Hopp habe das Design entworfen. Einige zur Zeit im Deutschen Historischen Museum verwahrte Möbel und andere Ausstattungsstücke würden dann in den Pieck-Zimmern zu sehen sein.

Zu besichtigen sind nach Abschluss der Arbeiten bei weiteren Tagen der offenen Tür im Juni und September und dann ab Dezember 2009 ohne Unterbrechung auch jene Räume, in denen die DDR-Führung hohe Staatsgäste unterbrachte. Zwar wird es nicht erlaubt sein, probeweise auf dem grünen Sofa Platz zu nehmen, auf dem Erich Honecker mit Michail Gorbatschow und anderen Prominenten vor den Kameras posiertem, aber vielleicht kann man mal mit der Hand über die blasslila getönten Fliesen in der Gästetoilette streichen. Da es diese Wandverkleidung in der DDR nicht gab, wurde sie im Westen gekauft, wie so vieles andere auch.

Neben diesen Stücken werden im Schloss Schönhausen in einem Jahr Teile der fürstlichen Sammlung Dohna-Schlobitten präsentiert. Der Ort könnte nicht besser gewählt sein, war doch das Schloss als „petit palais“ Mitte des 17. Jahrhunderts von einer Gräfin zu Dohna erbaut worden, bevor es in hohenzollernschen Besitz gelangte. Die mit dem preußischen Königs- und deutschen Kaiserhaus befreundeten Familie Dohna-Schlobitten konnte Ende des Zweiten Weltkriegs ihre Kostbarkeiten aus Ostpreußen retten. Eine Auswahl der Silbersachen, Porzellane, Münzen und Medaillen wird derzeit im Berliner Schloss Charlottenburg gezeigt und wird dann in einem Jahr im Schloss Schönhausen zu sehen sein. Das wäre neben den beiden genannten Zeitschienen – Elisabeth Christine und Wilhelm Pieck – der dritte, nicht minder interessante Abschnitt.

Übrigens wurde deutsch-deutsche Geschichte 1990 im Schloss und dem benachbarten Kongresszentrum bei den Zwei-plus-vier-Verhandlungen über die Modalitäten der Wiedervereinigung geschrieben, und außerdem tagte hier der Zentrale Runde Tisch, an dem es um den Umgang mit den politischen und wirtschaftlichen Hinterlassenschaften der untergehenden DDR ging. Wenn das Schloss Schönhausen wieder zugänglich sein wird, will die Schlösserstiftung sowohl an die königliche Zeit im 18. Jahrhundert als auch an die Nutzung als Präsidensitz und DDR-Gästehaus erinnern. Geplant ist eine Publikation, die neben der Schlosshistorie Einzelheiten der komplizierten Sanierungs- und Restaurierungsarbeit vermittelt.

Zurück zur Themenübersicht
"Märkische und Berliner Schlössergeschichten"