Wandel und Dynamik -
Zehn-Euro-Münze erinnert 2009 an hundert Jahre Jugendherbergen


Im kommenden Jahr erscheint diese in Karlsruhe geprägte Münze zur Hundertjahrfeier der Jugendherbergen. (Foto: BMF)

Seit einhundert Jahren gibt es in Deutschland Jugendherbergen, und ihre erfolgreiche Entwicklung aus der so genannten Wandervogel-Bewegung der Kaiserzeit heraus ist das Thema einer silbernen Gedenkmünze zu zehn Euro, die 2009 erscheinen soll. Die aus Historikern, Numismatikern und anderen Fachleuten besetzte Jury hat aus einer Vielzahl von Entwürfen den von Hans Joa Dobler eingereichten Modellen für die Vorder- und die Rückseite den ersten Platz zuerkannt. Die Münze wird in einer Millionenauflage in Karlsruhe mit dem Kennbuchstaben G geprägt und ist so für jedermann leicht erhältlich.

Dargestellt ist auf Doblers Entwurf die Burg Altena in Westfalen, in der auf Initiative des Volksschullehrers Richard Schirrmann die erste Jugendherberge eingerichtet wurde. Auch andere Künstler haben die Wiege der Jugendherbergsbewegung als für ihre Modelle und Zeichnungen verwendet. Doblers Entwurf besteche durch seine moderne Gestaltung, die das heutige Selbstverständnis des Jugendherbergswerks spiegelt. Die gleitend angenehmen Abstände der senkrechten Linien drücke Wandel und Dynamik des Jugendherbergswesens aus, heißt es im Urteil des Preisgerichts, das den Bundesadler auf der Wertseite als modern und würdevoll charakterisiert. Nicht minder interessant und ansehnlich sind weitere Modelle, so junge Leute beim Wandern und Radeln sowie bei der Erholung in der freien Natur, wie es Lehrer Schirrmann vor hundert Jahren vorschwebte. Auf einigen Entwürfen ist wie bei Doblers Modell die Burg Altena zu erkennen; andere Vorlagen kommen ohne dieses Bauwerk aus.

Ausgangspunkt der Jugendherbergsbewegung in Deutschland war die Erkenntnis des Lehrers Schirrmann, dass viele Schüler noch nie eine Lerche singen gehört und einen Bach fließen gesehen haben, ja dass es Kinder gibt, „die noch nie die Sonne hatten auf- und untergehen sehen, die noch nie barfuß durch Gras gelaufen waren“. Diesen unhaltbaren, ja menschenunwürdigen Zustand wollte der Pädagoge ändern. Doch als er mit seiner Idee an die Öffentlichkeit trat, wurde er vielfach als Spinner und Träumer belächelt. Schirrmann ließ sich nicht beirren und schritt mit seinen Schülern zur Tat und warb für seine Idee, an jedem „wanderwichtigen Ort in Tagesmarschabständen gleich Schule oder Turnhalle auch eine gastliche Jugendherberge zur Einkehr für die wanderfrohe Jugend Deutschlands ohne Unterschied“ einzurichten. Da Schirrmann viele Mitstreiter fand, konnte ein Netz von Jugendherbergen über das Deutsche Reich gelegt wurden. Die Idee fand auch im Ausland Aufmerksamkeit und Nachahmung.

Schaut man in die Geschichte des Jugendherbergswesens, sieht man, dass da nicht alles eitel Sonnenschein war. Es gab ein Auf und Ab, es gab politische Vereinnahme und Krisen in den beiden Weltkrisen und den Zeiten danach. Heute sind kratzende Decken und Massenschlafsäle passé, die Jugendherbergsbewegung hat sich modernen Bedürfnissen angepasst und bietet weitaus mehr an, als sich Richard Schirrmann je hatte vorstellen können. Dass sein Lebenswerk mit einer Gedenkmünze gewürdigt wird, ist eine gute Idee und Aufmunterung für alle, die in Schirrmanns Sinne arbeiten.

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