Wende zur Himmelsmechanik -
Silbermünze würdigt 2009 die epochalen Erkenntnisse des Astronomen Johannes Kepler


Preisgekrönt wurde der Entwurf von Ulrich Böhme für die Kepler-Münze. (Foto: BMF)

Sammler von Münzen mit Bildnissen berühmter Gelehrter und zu wissenschaftlichen Themen können sich auf zwei deutsche Zehn-Euro-Prägungen freuen, die für 2009 angekündigt sind. Die eine würdigt die Gründung der Leipziger Universität vor 600 Jahren, die andere ist der Veröffentlichung des berühmten Werks ASTRONOMIA NOVA von Johannes Kepler vor 400 Jahren gewidmet. In dem Buch hatte der 1571 in Regensburg geborene, am kaiserlichen Hof in Prag tätige Hofastronom, der auch Bedeutendes als Mathematiker und Optiker leistete und zugleich Theologe war, das damals noch stark umstrittene heliozentrische Weltbild des Nicolaus Copernicus fortentwickelt und dargelegt, dass die Sonne eine Kraft ausübt, welche die Planeten in ihren Umlaufbahnen hält.

Als Mitarbeiter und Nachfolger des dänischen Astronomen Tycho Brahe war Kepler dem römisch-deutschen Kaiser Rudolf II. zu Diensten. Diesem an astronomischen Fragen stark interessierten Herrscher widmete der Gelehrte seine auf Berechnungen von Tycho Brahe und eigenen Erkenntnissen beruhende ASTRONOMIA NOVA, in der das erste und zweite Keplersche Gesetz formuliert sind. Nach dem ersten Gesetz bewegen sich die Planeten auf Ellipsen, in deren einem Brennpunkt die Sonne steht, im zweiten wird nachgewiesen, dass sich die Planeten um so schneller um die Sonne bewegen, je näher sie ihr sind.

Diese Sachverhalte in das enge Rund einer Münze zu bringen, bedeutete für die zum Wettbewerb aufgerufenen Künstler eine große Herausforderung. Die Jury bedachte das von Ulrich Böhme (Stuttgart) eingereichte Modell mit dem ersten Preis. Der Künstler habe es hervorragend verstanden, die markanten Gesichtszüge des Gelehrten mit dem Bild eines sich vorwärts bewegenden Kahns, welches aus seinem 400 Jahre alten Werk entnommen ist, zu kombinieren. „In dieser Weise ist auf der Bildseite auch inhaltlich die weitreichende Dimension der Keplerschen Gesetze, eine Physik des Himmels zu fundieren, in den künstlerischen Entwurf hinein genommen und durch ein einfaches stilistisches Mittel wiedergegeben“, stellte das Preisgericht anerkennend fest und betonte, dass beide Münzseiten in einem harmonischen Verhältnis zueinander stehen. Über das mit dem zweiten Preis ausgezeichnete Modell von Frantisek Chochola mit einem Porträt des gelehrten in Vorderansicht notierte die Jury, es werde deutlich, dass sich alle Himmelsobjekte, Planeten, Monde, Raumfahrzeuge usw. auf Keplerschen Bahnen bewegen und eine Verbindung zwischen den Anfängen der neuzeitlichen Astronomie vor 400 Jahren mit der modernen Raumfahrt besteht.

Die Jury stand vor der schweren Aufgabe, über weitere interessante Vorschläge mit und ohne Bildnisse befinden zu müssen und bescheinigte einigen ebenfalls hervorragende Qualität. Das neue Silberstück wird in Stuttgart, kenntlich am Buchstaben F, geprägt und erhält die Randschrift ASTRONIMIA NOVA WENDE ZUR HIMMELSMECHANIK. Auch diesmal wird das Silberstück in einer Millionenauflage geprägt, so dass jeder Interessent im kommenden Jahr leicht eines oder mehrere zum Nominalpreis von zehn Euro kaufen kann.

Die Kepler-Münze hat einen Vorläufer in Gestalt einer 1971 geprägten DDR-Münze zu fünf Mark. Gestaltet von Axel Bertram, verzichtet sie nicht von ungefähr auf ein Bildnis, weil die auch auf einigen Entwürfen für das bundesdeutsche Zehn-Euro-Stück abgebildeten Porträt zum Teil umstritten sind. Wohl auch deshalb hatte sich der Preisträger Böhme von solchen Vorlagen gelöst und ein neues Profilbildnis des bärtigen Gelehrten geschaffen. Die DDR-Münze von 1971 schildert das Wirken des zweiten Keplersches Gesetzes und zeigt, wie die Erde auf einer elliptischen Bahn um die Sonne kreist. Die Auflage der Neusilber-Münze betrug seinerzeit laut Katalogangaben 100 266 Stück, von denen 27 Exemplare wieder eingeschmolzen wurden. Für einen Betrag im unteren zweistelligen Euro-Bereich kann diese mit Keplers Lebensdaten 1571 und 1630 versehene Gedenkprägung im Münzhandel erworben werden.

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