Thesenanschlag mit Folgen -
Münzen und Medaillen zur Reformation von 1517


Magdeburger Hus-Luther-Taler von 1617 zur Hundertjahrfeier der Reformation.
(Repro: Caspar)

In Wittenberg wurde mit Blick auf die Fünfhundertjahrfeier der Reformation eine Luther-Dekade ausgerufen. Zu Jahrestagen des Thesenanschlags von 1517 und anderen Jubiläen erschienen häufig Münzen und Medaillen.Ob zu Martin Luthers Thesenanschlag an die Wittenberger Schlosskirche am 31. Oktober 1517 eine Sondermünze geprägt wird, ist noch nicht bekannt, wäre aber zu begrüßen. Ganz bestimmt wird es manche numismatischen Aktivitäten in dieser Richtung etwa durch Ausgabe von Medaillen geben. Wir dürfen uns auf Bücher, Kataloge und Ausstellungen freuen, und vielleicht ergeben Forschungen neue Einsichten in die numismatischen Zeugnisse zum Thema Martin Luther und die Reformation. Eine gute Grundlage stellt das Buch von Hugo Schnell „Martin Luther und die Reformation auf Münzen und Medaillen“ (München 1983) dar; Sammler kennen vielleicht die bereits im frühen 18. Jahrhundert veröffentlichten barock-weitschweifigen Kataloge, insbesondere das Buch von Christian Juncker über das „Guldene und Silberne Ehren-Gedächtniß des Theuren Gottes-Lehrers D. Martini Lutheri“ (Schleusingen 1706).

In der Vergangenheit kamen zahlreiche Medaillen und Münzen mit dem Bildnis des Augustinermönchs und Professors an der Wittenberger Universität heraus, der 1483 in Eisleben geboren wurde und 1546 ebendort starb. Die Stücke bilden ein umfangreiches und hochinteressantes Sammelgebiet, bei dem teure Raritäten, aber auch preisweite Ausgaben vorkommen. Darüber hinaus gibt es Taler deutscher Fürstentümer und Städte aus dem 17. und frühen 18. Jahrhundert mit Bildnissen des Wittenberger Reformators sowie eine kaum überschaubare Menge Medaillen aus den unterschiedlichsten Metallen.

Beachtung verdient ein Taler, der 1617 zur Hundertjahrfeier des Thesenanschlags in Magdeburg geprägt wurde. Die Silbermünze ehrt zwei Reformatoren und stellt sie gemeinsam dar – Johannes (Jan) Hus und Martin Luther. Die in zwei Zeilen umlaufende Legende zitiert eine angebliche Äußerung von Jan Hus über das Fortwirken seiner Lehre und nimmt in prophetischer Weise Bezug auf die reformatorische Tätigkeit Luthers. Der um 1370 geborene tschechische Prediger an der Bethlehemkapelle zu Prag und Rektor der Prager Universität wurde im Jahre 1410 vom Papst wegen seiner Forderungen nach Reformierung der Kirche und Kritik am Ablassunwesen exkommuniziert. Indem Hus tief greifende Reformen in der Kirche und Gesellschaft verlangte und dabei Ideengut des englischen Reformators John Wiclif aufgriff, geriet er in einen schweren Konflikt mit der weltlichen und geistlichen Obrigkeit seiner Zeit.

Hus wurde als Ketzer angeklagt und 1415 während des Konzils in Konstanz verbrannt. Die Nachricht vom gewaltsamen Tod des Theologen, dem freies Geleit in die Bischofsstadt am Bodensee zugesichert worden war, löste in Böhmen große Empörung aus. Hus wurde zum Namensgeber einer militanten Bewegung, die kirchenreformatorische, antifeudale, national-tschechische Ziele verfolgte und große Wirkungen in ganz Europa hatte. Mit ihren Überfällen und Brandschatzungen lehrten die umher ziehenden Hussiten die feudalen und kirchlichen Eliten das Fürchten.

Namentlich Kursachsen, die Wiege und mit seiner Residenz- und Universitätsstadt Wittenberg Ausgangspunkt der Reformation, tat sich durch Gedenktaler sowie Medaillen hervor. Gold- und Silberstücke von 1617 unterstreichen die Glaubensstärke des wettinischen Herrscherhauses. Auf ihnen sind die Brustbilder des Kurfürsten Friedrich des Weisen, der im frühen 16. Jahrhundert schützend die Hand über Luther gehalten hatte, und seines Nachfahren Johann Georg I. abgebildet. Außerdem gibt es Medaillen, auf denen Johann Georg I. und Martin Luther gemeinsam dargestellt sind, was Standfestigkeit und Kontinuität in Glaubensfragen unterstreichen soll. Die Stücke sind frühe Beispiele für das Bestreben, historische Ereignisse auf Münzen und Medaillen zu verewigen und Fürsten damit in ein positives Licht zu rücken.

Zur Einhundertjahrfeier der Augsburger Konfession kamen 1630, mitten im Dreißigjährigen Krieg, weitere Gedenkmünzen mit dem Brustbild der beiden sächsischen Kurfürsten heraus. Das war in jener Zeit, als Johann Georg I. dem gerade in Norddeutschland einfallenden Schwedenkönig Gustav Adolf, der sich als Verteidiger der lutherischen Lehre verstand, zu imponieren trachtete. Johann Georg I. hat, wie man weiß, mehrfach die Seiten gewechselt und war zeitweilig mit dem Kaiser und der von ihm geführten katholischen Liga verbündet.

Auch die kleinen sächsisch-thüringischen Herzogtümer und andere protestantische Herrschaften nahmen sich des Themas „Luther und die Reformation von 1517“ an, so dass Sachsen-Sammler hier reiches Material finden. Darüber hinaus taten sich jeweils zu den Säkularfeiern 1617, 1630, 1717, 1730, 1817 und 1830 weitere protestantische Stände durch Talerprägungen und Goldmünzen sowie durch Medaillen hervor. Nachdem die Kurfürsten und - ab 1806 - Könige von Sachsen als Verteidiger der lutherischen Lehre wegen des Übertritts zum Katholizismus durch August den Starken ausgefallen war, ergriffen die Hohenzollern im 19. Jahrhundert die Führerschaft und traten durch aufwendige Reformationsmedaillen hervor. Sie unterließen es aber, Martin Luther durch reguläre Gedenkmünzen zu ehren. Das war erst im 20. Jahrhundert nach dem Ende der Monarchie möglich. Die entsprechenden Münzen tragen die Jahreszahlen 1934 (2 und 5 Reichsmark) sowie 1983 (5 DM Bundesrepublik Deutschland und 20 Mark DDR). Vielleicht tritt 2017 eine weitere Gedenkmünze im Wert von zehn Euro hinzu.

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