Goldrausch unterm Funkturm -
Zahlreiche Besucher und Händler bevölkerten die NUMISMATA 2008 in Berlin


Wie schon in den vergangenen Jahren herrschte drangvolle Enge auf der diesjährigen NUMISMATA in Berlin. (Foto: Caspar)

Alle Jahre wieder wird Berlin im Oktober zum Mekka der Münzensammler. Zur internationalen Münzenmesse NUMISMATA kamen am 11. und 12. Oktober zahlreiche Besucher und Händler in die Halle 26 auf dem Messegelände. Veranstalter Erich Modes war mit dem Ansturm zufrieden, zeitweilig herrschte drangvolle Enge in der Halle gleich neben der ebenso gut besuchten Briefmarken-Börse. Die Münzenmesse nicht weit vom Berliner Funkturm habe sich als Highlight im internationalen Messekalender etabliert, so Modes; das habe daran gelegen, dass sie sich bewusst auf die klassische Numismatik konzentriert. Die Orientierung auf antike, mittelalterliche und neuzeitliche Münzen bis ins frühe 20. Jahrhundert hinein sei gut angekommen. Neue Interessenten für die numismatischen Hinterlassenschaften unserer Vorfahren zu gewinnen und „alte Hasen“ auf ihrem Gebiet voranzubringen, sei ein Anliegen der Messe, so Modes. Dafür würden sich bestimmte Münztypen, aber auch Belege aus der Landes- und Regionalgeschichte gut eignen. Wer wollte, konnte sich in die an zahlreichen Ständen zum Kauf und zum Blättern ausliegenden Kataloge, Bücher und Zeitschriften vertiefen und habe darin manche Orientierung für sein Sammelgebiet gefunden.

Im Angebot auf der NUMISMATA, zu der die DBZ und der Briefmarkenspiegel Sonderbeilagen mit zahlreichen numismatischen Beiträgen herausgegeben hatten, waren praktisch für jeden Geldbeutel griechische Tetradrachmen, römische Denare, mittelalterliche Brakteaten und ein breites Spektrum von Talern, Gulden, Groschen und ähnlichen Geldstücken, aber auch Medaillen aus aller Welt. Hinzu kamen historische Geldscheine und Wertpapiere, die sich als meist preiswerte Sammelobjekte großer Beliebtheit erfreuen. Wie eine Umfrage bei Händlern und Besuchern erbrachte, gab es angesichts der internationalen Banken- und Finanzkrise geradezu einen Run auf geprägtes Gold, vergleichbar mit dem, was sich aktuell bei Banken und Sparkassen abspielte. Der beängstigende Verfall von Wertpapieren aller Art bewirkte den Goldrausch und ließ bei einigen Münzhändlern die Vorräte auf Null schrumpfen.

Auf der Berliner Numismata stellte der der Wiener Verleger des Money trend, Gerd-Volker Weege, sein neuestes Buch, seine Dokumentation „Münzfälschungen Deutsches Kaiserreich“ vor und wurde dabei von dem an praktischen Untersuchungen fraglicher Stücke beteiligten Diplomchemiker Robert Lehmann aus Hannover assistiert. Die am Institut für Anorganische Chemie der Leibniz Universität Hannover vorgenommenen Analysen hätten ergeben, so Weege, dass viele dieser Münzen schlicht falsch seien. Manche seien an der plumpen Machart sofort zu erkennen, andere könnten erst mit aufwändigen Prüfmethoden als solche entlarvt werden. Dass vieles auf diesem Gebiet nicht echt ist, sei eine Tatsache, die man nicht wegdiskutieren dürfe. Wahrheit und Information auf diesem sensiblen Gebiet müssten Vorrang haben. Die von Robert Lehmann vorgenommenen zerstörungsfreien Untersuchungen von Gold- und anderen Münzen aus der Zeit nach der Reichseinigung von 1871 hätten Abweichungen von der vorgeschriebenen Legierung, aber auch vom üblichen Prägebild ergeben.

Wie man diesen Nachweis mit Hilfe neuester Gerätetechnik erbringen kann, wird in dem Buch (335 S., zahlreiche farbige Abbildungen, 99 Euro, ISBN 978-3-9502268-6-7) ebenso dargestellt wie stilistische und werkzeugkundliche Nachweise darüber, ob ein Stück echt ist oder zum Schaden der Sammler nachgeprägt wurde. Die in der Dokumentation vorgelegten Beweise und Beurteilungen stimmen nachdenklich und werden vielleicht Händler und Sammler bewegen, ihre Bestände kritisch durchzusehen und bei An- und Verkäufen Vorsicht walten zu lassen. Das werde nicht jedem gefallen, so Weege und Lehmann, sei aber im Interesse der Wahrheitsfindung unumgänglich.

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