Sich regen bringt Segen -
Neue Einsichten in die deutsche Münzgeschichte ab 1871


Das seltenste Drei-Mark-Stück der Kaiserzeit „Friedrich der Weise“ wurde 1917 zur 400-Jahr-Feier der Reformation geprägt.


Die erfolgreiche Gedenkmünzenserie der Weimarer Republik lief 1932 mit dem Fünf-Mark-Stück zu Goethes 100. Todestag aus.


Mit dem Fünf-Mark-Stück „100 Jahre Germanisches Nationalmuseum“ eröffnete die Bundesrepublik Deutschland ihre Erinnerungsserie.


Das Zwanzig-Mark-Stück von 1990 auf den Philosophen Johann Gottlieb Fichte ist eine der letzten Münzen der DDR. (Fotos: Caspar)

Helmut Caspar veröffentlicht im Money trend Verlag Wien eine vierteilige Buchfolge über die seit der deutschen Reichseinigung von 1871 geprägten Münzen. Bereits erschienen und lieferbar sind die Folgen „Einigkeit und Recht und Freiheit. Ein Streifzug durch die Münz- und Geldgeschichte der Weimarer Republik“ (2006). „Auferstanden aus Ruinen und der Zukunft zugewandt. Ein Streifzug durch die Münzgeschichte der Deutschen Demokratischen Republik 1949 bis 1990“ (2007) sowie „Blüh im Glanze dieses Glückes, blühe, deutsches Vaterland. Ein Streifzug durch die Münzgeschichte der Bundesrepublik Deutschland“ (2008). Es handelt sich nicht um Kataloge mit Listen und Tabellen, Auflagezahlen und Preisen, sondern um Schilderungen historisch-numismatischer Hintergründe. Für Sammler und solche, die es werden wollen, aber auch für allgemein an der deutschen Geschichte interessierte Leser bietet die Serie viele interessante Informationen und neue Sichten auf alte Münzen. So wird unter anderem gezeigt, wie nach dem Ende der Monarchie 1918 nach neuen Münzbildern und Inschriften, etwa „Sich regen bringt Segen“, gesucht wurde, oder auf welch unterschiedlichen Wegen sich die Münz- und Geldgeschichte nach dem Zweiten Weltkrieg in beiden deutschen Staaten vollzog, und was sich auf diesem Gebiet nach der Wiedervereinigung 1990 sowie nach der Einführung des Eurobargeldes 2002 ereignete.

Für Anfang 2009 ist der vierte und letzte Band mit dem an das Motto auf einer preußischen Gedenkmünze von 1913 angelehnten Titel „Der König rief, und alle, alle kamen. Ein Streifzug durch die Münzgeschichte der deutschen Kaiserzeit“ angekündigt Auch dieses Buch mit mehr als 300 Seiten ist wie die Vorgänger kein Katalog, sondern eine auf der Auswertung zeitgenössischer Schriften und Archivalien beruhende Darstellung der Hintergründe, die zur Prägung der nach 1871 geprägten Kursmünzen und der von 1901 bis 1918 herausgegebenen Gedenkmünzen führten. Neben ihnen werden manche numismatischen Eintagsfliegen und Kuriositäten vorgestellt. Der Autor geht darüber hinaus auf die damaligen Diskussionen über die Verbesserung des Münzdesigns ein. Er legt die Gründe dar, die zur Zulassung beziehungsweise Ablehnung von Münzentwürfen führten, denn in der Kaiserzeit herrschte in dieser Hinsicht ein recht experimentierfreudiges Klima, das zu interessanten, dann aber doch nicht realisierten Vorschlägen führte. Stück für Stück geht der Verfasser auf die historisch und künstlerisch zum Teil bemerkenswerten Gedenkmünzen und die auf ihnen abgebildeten Fürstlichkeiten ein. Der reich illustrierte Band setzt sich mit der Entwicklung der Münztechnik im Industriezeitalter sowie der Geschichte der für das Reich tätigen Münzstätten auseinander. Dieser umfangreiche Abschnitt vermittelt Einsichten in die Methoden der Stempelherstellung und der Prägung der Münzen auf Kniehebelpressen. Außerdem wird auf die damalige Banknotenproduktion und die Vorkehrungen für die Fälschungssicherheit dieser üppig mit Adlern, Kronen, Wappen und Allegorien ausgestatteten Scheine eingegangen. Helmut Caspar erinnert an den in der Spandauer Zitadelle deponierten Reichskriegsschatz im Wert von 120 Millionen Mark und nennt die Gründe, die nach Beginn des Ersten Weltkriegs zur Einstellung der erfolgreichen Produktion von Gedenkmünzen und von Goldmünzen führten. Ein Künstlerregister und ein Literaturverzeichnis schließen die reich mit Abbildungen von Münzen, Medaillen, Geldscheinen sowie zeitgenössischen Bildern und Dokumenten ausgestattete Publikation ab. Auch die drei anderen Bücher enthalten diesen Service.

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