Wir sind das Volk – wir sind ein Volk -
Politische Themen auf Münzen der Bundesrepublik Deutschland


Sowjetische Panzer walzen den Volksaufstand vom 17. Juni 1953 nieder.


Der 50. Jahrestag des 20. Juli 1944 wurde durch ein Silberstück gewürdigt. (Fotos: Caspar)

Die Herstellung von Gedenkmünzen bedarf eines langen Atems. Schon jetzt richten die Planer des Bundesfinanzministeriums ihren Blick auf die nächsten Jahre, und da bietet sich für 2010 der 20. Jahrestag der deutschen Wiedervereinigung an. Für uns ist die Nachricht, dass zu diesem Anlass ein silbernes Zehn-Euro-Stück erscheinen soll, ein guter Grund, die Emissionen der Bundesrepublik Deutschland nach politischen und historischen Themen zu durchsuchen, die für unser Woher und Wohin bedeutsam waren und sind. Da ist zum Beispiel das Zehn-Euro-Stück von 2003 anlässlich des 50. Jahrestages des Volksaufstands vom 17. Juni 1953 in der DDR. Er begann als Bauarbeiterstreik im Ost-Berliner Bezirk Friedrichshain und erfasste binnen weniger Stunden das ganze Land. Historiker haben errechnet, dass sich etwa eine Million Menschen an den Protestaktionen beteiligten, die von sowjetischen Panzern niedergewalzt wurden und den ersten Aufstand dieser Art hinter dem „Eisernen Vorhang“ bildeten. Die Bundesrepublik Deutschland würdigte 2003 den Volksaufstand mit einer Gedenkmünze im Wert zu 10 Euro. Gestaltet von Hans Joa Dobler, zeigt sie, wie Ketten sowjetischer Panzer die Forderungen von damals niederwalzen: „Streik, Nieder mit den Normen, Rücktritt der Regierung, freie geheime Wahlen, Demokratie, Freiheit“.

Obwohl das Berliner Reichstagsgebäude schon 1971 auf einer damals noch silbernen Fünf-Mark-Münze nach einem Entwurf von Robert Lippl anlässlich der hundertjährigen Jubiläum der Reichsgründungstages verewigt wurde, erschien es im Jahr 2000 erneut auf einer Zehn-Mark-Münze. Von Doris Waschk-Balz gestaltet, erzählt das Geldstück, was sich seit 1990 ereignet hat. Die Mauer ist verschwunden und wird nur noch durch ein in den Boden versunkenes Stück Betonwand angedeutet, Berlin hat sich in eine große Baustelle verwandelt. Die Inschrift nennt den 3. Oktober 1990, als die DDR offiziell dem Geltungsbereich des Grundgesetzes beitrat, und würdigt zugleich 10 JAHRE DEUTSCHE EINHEIT. Programmatisch ist die Randschrift WIR SIND DAS VOLK WIR SIND EIN VOLK. In diesen Worten ist auf einzigartige Weise die rasante Entwicklung von den Rufen der Demonstranten in Leipzig, Dresden und Berlin noch unter den Augen der Stasi vor dem Mauerfall bis zum Verlangen der Mehrheit der Ostdeutschen, so schnell wie möglich die Einheit herzustellen.

Niemand kann sagen, wie sich die Welt entwickelt hätte, wenn das Attentat des Grafen Claus Schenk von Stauffenberg auf Hitler am 20. Juli 1944 gelungen wäre. Sicher wäre der Zweite Weltkrieg schneller beendet worden, und es wären Millionen Menschen nicht noch kurz vor Toresschluss gestorben; außerdem wären viele Städte nicht im Bombenhagel untergegangen. Dies mag einem bei der Betrachtung des Zehn-Mark-Stücks von 1994 zum 50. Jahrestag des gescheiterten Anschlags durch den Kopf gehen. Paul Effert zeigt auf der Münze von 1994 eine Adlerschwinge, die von einer eisernen Kette umschlossen ist. Wenn man genau hinschaut, dann entspricht die Adlerschwinge, die am Flug gehindert wird, der des bundesdeutschen Wappenvogels. Was nichts anders bedeutet, dass sich dieser, nachdem die Ketten gesprengt sind, in Frieden und Freiheit ungehindert entfalten kann.

Schaut man die seit 1952 geprägten bundesdeutschen Gedenkmünzen an, dann spielen dort politische Themen eine untergeordnete Rolle, aber sie kommen vor und bilden in Verbindung mit Medaillen ein reizvolles Sammelgebiet. Zu nennen sind aus den letzten Jahren unter anderem die Fünfzigjahrfeier der Bundesrepublik Deutschland (1999) und 50 Jahre Deutsche Mark (1998), 50 Jahre Bundesverfassungsgericht (2001), die Einführung des Euro-Bargeldes (2002), 50 Jahre Römische Verträge (2007) und 50 Jahre Deutsche Bundesbank (2007).

Zurück zur Themenübersicht "Münzen und Medaillen"