Yorck und Gneisenau am Haken -
Preußische Militärs werden einer Verjüngungskur unterzogen


General August Wilhelm Neidhardt von Gneisenau hat seinen Sockel verlassen und wird in den kommenden Wochen gereinigt und gewachst. (Foto: Caspar)

Zwischen der Berliner Staatsoper und Prinzessinnenpalais, besser bekannt als Opernpalais, halten preußische Militärs Wache. Vorn an der Straße Unter den Linden stehen die Generale der Befreiungskriege von 1813 bis 1815 Bülow und Scharnhorst, dahinter haben Gebhard Leberecht von Blücher, der legendäre „Marschall Vorwärts“, sowie seine Mitstreiter in den Befreiungskriegen Yorck von Wartenburg und Gneisenau Aufstellung genommen. Alle drei von Christian Daniel Rauch, dem Schöpfer des Friedrich-Denkmals Unter den Linden, gestalteten Standbilder befinden sich seit Kurzem in der Obhut Berliner Metallrestauratoren. Die Reinigung und Konservierung der Bronzen ist unumgänglich, wie Untersuchungen des Berliner Landesdenkmalamtes ergaben.

Während am 9. Januar 2008 Yorck von Wartenburg und Gneisenau, an dicken Seilen hängend, mit einem Kran auf einen Tieflader gehoben und nach Adlershof gefahren wurden, bleibt das Blücher-Denkmal stehen, weil es wegen seiner Größe und Konstruktion nicht demontiert und transportiert werden kann. Daher wird das 1822 eingeweihte Monument, das den nach vorwärts stürmenden Blücher ehrt, demnächst in einem provisorischen Labor aus Plastikplanen einer Verjüngungskur unterzogen, wie Metallrestaurator Bernd Helmig erklärt. Er und seine Kollegen werden bei allen drei Standbildern die grün patinierte, durch schwarze Schlieren verunstaltete Bronze mit Skalpell und Bürsten von dicken Schmutzkrusten befreien und ihnen eine Wachsschicht verpassen, die sie vor Wind und Wetter sowie vor Attacken durch Graffiti-Schmierer schützt.

Die Verjüngungskur gehört zu einem vom Berliner Landesdenkmalamt initiierten Programm zur Sicherung und Restaurierung von 25 Großplastiken aus Marmor und Bronze, die Unter den Linden, auf dem Gendarmenmarkt und in weiteren Bereichen im Bezirk Mitte stehen. Von dem Pflegeprogramm haben bereits Friedrich Schiller auf dem Gendarmenmarkt sowie die Generale Bülow und Scharnhorst profitiert. Einbezogen in die Schutzmaßnahme sind seit Herbst 2007 auch die Schlossbrückenfiguren am Beginn der Straße Unter den Linden. Die acht Marmorgruppen aus der Mitte des 19. Jahrhunderts erinnern an die Helden der Befreiungskriege und werden wie die preußischen Heerführer gereinigt, restauriert und mit einer konservierenden Schutzschicht versehen.

Die Aufstellung der fünf Generalsfiguren, ob sie aus Marmor oder aus Bronze bestehen, geht auf den Wunsch des preußischen Königs Friedrich Wilhelm III. und seines Sohnes Friedrich Wilhelm IV. zurück, verdiente Militärs und Militärreformer durch öffentliche Denkmäler zu ehren. Die derzeitige Aufstellung ist allerdings nicht die des 19. Jahrhunderts, denn ursprünglich standen Bülow und Scharnhorst neben der Neuen Wache, die heute als Mahnmal fungiert, und die drei Bronzefiguren waren vorn an der Straße Unter den Linden aufgestellt. Das Landesdenkmalamt möchte, dass dieser Zustand irgendwann einmal wiederhergestellt wird, doch müssen bis dahin noch einige politische Hürden, die sich auf den Beruf der dargestellten Militärs beziehen, überwunden werden.

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