Märkisches Museum auf alten Fotos -
Berliner Landessammlung macht sich zum Jubiläum ein schönes Geschenk

Das Märkische Museum wurde vor hundert Jahren feierlich eröffnet. Aus diesem Grund wird in dem nach Plänen von Ludwig Hoffmann zwischen 1896 und 1908 erbauten Haus am Köllnischen Park eine Jubiläumsausstellung gezeigt, in der neben kostbaren Museumsstücken, die bereits vor hundert Jahren zu sehen waren, auch historische Fotografien hängen. In dem neuen Buch „Gefühlte Geschichte – 100 Jahre Märkisches Museum“ sind die aufschlussreichen Aufnahmen abgebildet.

Der von Kurt Winkler herausgegebene Band enthält Essays verschiedener Autoren über die frühe Geschichte der Berliner Landessammlung, die aus dem von geschichts- und kunstbewussten Bürgern im Jahr 1874 ins Leben gerufenen Märkischen Provinzial-Museum hervor ging. Die Gründerväter wollten nicht länger zusehen, wie in Berlin und Brandenburg wertvolle Zeugnisse der Geschichte und Kultur auf dem Müllhaufen landen, weil sie in der boomenden Metropole Berlin und in der Mark Brandenburg Neubauten und Straßen im Wege standen oder weil man ihre historische und künstlerische Bedeutung unterschätzte. Viele heute gezeigte Ausstellungsstücke verdanken ihre Existenz beherzten Rettungsaktionen von damals.

Gewürdigt wird in dem neuen Buch der Architekturfotograf Ernst von Brauchitsch, dessen Schwarz-Weiß-Aufnahmen zu den eindrucksvollen Exponaten der noch bis 1. Februar 2009 dauernden Jubiläumsschau gehören und nun in der Neuerscheinung „Gefühlte Geschichte“ aus der Schriftenreihe der Stiftung Stadtmuseum abgedruckt sind. Museologen und Historikern dienen die Fotografien als hervorragende Quelle zur Beantwortung der Frage, wie das Märkische Museum vor hundert Jahren aussah und wie man die Schauräume inszeniert hat, welche Gemälde, Skulpturen, Urkunden, kunstgewerblichen Erzeugnisse, archäologischen Fundstücke, Waffen und anderen Gegenstände man in welchem Kontext darbot und welche Effekte man sich bei den Betrachtern erhoffte. Ludwig Hoffmann schuf ein „romantisches“ Interieur mit Gewölben, Hallen, Gängen, Emporen und Treppen, das mit Museumsstücken aus unterschiedlichen Epochen eine inhaltliche und stilistische Einheit bildete und seit hundert Jahren die besondere Anziehungskraft des Hauses ausmacht.

Vergleicht man die Ausstellungsräume von heute mit den Einrichtungen von damals, kann man interessante Unterschiede, aber auch Parallelen feststellen. Manche Säle weisen kaum Unterschiede zu den Fassungen auf, die uns Ernst von Brauchitsch überliefert hat. In dem Buch kommt Architekt Ludwig Hoffmann mit einem Text von 1909 zu Wort. Darin betont er das Besondere des Märkischen Museums gegenüber anderen Museumsbauten, mit denen die kaiserliche Reichshauptstadt reich gesegnet war, und schreibt: „Bei der Anfertigung des Bauentwurfs war der Gedanke maßgebend, die verschiedenen Ausstellungsstücke in einer ihrer Eigenart entsprechenden räumlichen Umgebung und Belichtung zur Erscheinung zu bringen“.

Wie Hoffmann bei seinem seinerzeit von den einen gefeierten, von anderen als antiquiert abgelehnten Museumsbau märkische Sakral- und Profanbauten unterschiedlicher Stile adaptierte und deren historische Innenräume nachempfand, zeigt sich am besten bei einem Besuch vor Ort und der Betrachtung der alten Fotografien. Wer es ganz genau wissen will, findet in dem Buch „Gefühlte Geschichte“ weitere interessante Informationen. Es erschien im Verlag M – Stadtmuseum Berlin GmbH, hat 120 Seiten sowie zahlreiche Abbildungen und kostet 17,90 Euro (ISBN 978-3-9812257-0-09).

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