Zieten bekommt neue Nachbarn -
Bronzene Generalsfiguren aus dem 19. Jahrhundert werden in Kreuzberg gereinigt und ergänzt / Neuaufstellung für 2009 geplant


Mit dem Pinsel trägt Klaus-Dieter Schaar eine Wachslösung auf, die die Bronze vor Witterungsunbilden schützen soll.


Der General von Seydlitz Friedrichs des Großen ist erst mit seinem Kopf komplett. (Fotos: Caspar)

Die Schadow Gesellschaft Berlin e. V. hat in den vergangenen Jahren zwei aus dem 19. Jahrhundert stammende Bronzestandbilder von Generalen der friderizianischen Armee auf dem Zietenplatz am U-Bahnhof Mohrenstraße in Mitte aufstellen lassen. In einer Kreuzberger Metallwerkstatt werden derzeit vier weitere Figuren dieser Art gereinigt, restauriert und ergänzt. Sie sollen 2009 ebenfalls auf den Zietenplatz gestellt werden.

Bei den bereits aufgestellten Monumenten des Reitergenerals der Armee Friedrichs des Großen, Hans-Joachim von Zieten, und des Generalfeldmarschalls Fürst Leopold von Anhalt-Dessau handelt es sich nicht um die von dem Berliner Bildhauer Johann Gottfried Schadow geschaffenen Marmorstandbilder, sondern um Nachbildungen aus Bronze. Sie wurden vom Bildhauer August Kiß Mitte des 19. Jahrhunderts im Auftrag des preußischen Königs Friedrich Wilhelm IV. geschaffen. Während die empfindlichen Originale aus Marmor ins Depot kamen und heute im Bode Museum auf der Museumsinsel betrachtet werden können, ließ der Monarch die viel robusteren Bronzeabgüsse auf den Wilhelmplatz stellen. Die Figuren wurden nach dem Zweiten Weltkrieg abgeräumt und kamen ins Depot.

Da der Wilhelmplatz nicht mehr existiert, wurde der nahe gelegene Zietenplatz auf Anregung der Schadow-Gesellschaft nach alten Vorlagen vom Landesdenkmalamt neu gestaltet und zunächst mit den Figuren von Zieten und des Alten Dessauer, wie man den Fürsten Leopold nannte, geschmückt. Im kommenden Jahr erhalten diese überlebensgroßen Standbilder auf Granitsockeln neue Nachbarn. Es handelt sich um die Bronzestandbilder des Generals Friedrich Wilhelm von Seydlitz, des Generalfeldmarschalls Jakob Keith, des Generalfeldmarschalls Kurt Christoph Graf von Schwerin und des Generalleutnants Hans Karl von Winterfeldt. Die im 18. Jahrhundert auf Befehl Friedrichs des Großen von französischen Meistern geschaffenen Originale stehen ebenfalls im Bode Museum.

Seydlitz, Keith, Schwerin und Winterfeldt werden derzeit in der 125 Jahre alten Metallrestaurierungswerkstatt und Kunstgießerei Kraaß an der Schlesischen Straße in Kreuzberg vorsichtig von Straßenschmutz und schädlichen Anhaftungen befreit. Klaus-Dieter Schaar und seine Helfer tun dies mit rotierenden Bürsten und Schabern, in schwer zugänglichen Partien gehen sie auch mit dem Skalpell vor. „Insgesamt ist der Zustand der etwa 800 Kilogramm schweren Figuren gut; nur bei dem Standbild des Grafen von Schwerin müssen ein Arm, ein Säbel, eine Fahnenspitze und ein Federbusch vom Hut neu modelliert, in Bronze gegossen und dem Denkmal eingefügt werden“, sagt Schaar. Außerdem erhalte das Seydlitz-Denkmal seinen vor ein paar Jahren im Depot wiederentdeckten Kopf zurück, und bei anderen Figuren werden verloren gegangene Sporen und manch andere Details ergänzt. Nach der Entfernung der Schmutzschichten erhalten die Figuren einen konservierenden Überzug, der zugleich die grün-schwarze Patina gut zur Geltung bringt.

Die recht zeitaufwändige Reinigung und Konservierung der Bronzen werden noch ein paar Monate in Anspruch nehmen. Derweil lässt die Schadow Gesellschaft vier Sockel aus rotem schwedischem Granit anfertigen. Vereinsvorsitzender Bernhard Maaz betont, dass die Wiederaufstellung von Zieten und des Fürsten Leopold sowie der vier anderen Generalsfiguren die größte denkmalpflegerische Rekonstruktionsmaßnahme in der Hauptstadt nach der Aufstellung der acht Schlossbrückenfiguren in den 1980-er Jahren ist. Dem Land Berlin entstünden keine Kosten, es stelle lediglich den Platz zur Verfügung. Die etwa 300 000 Euro teuren Arbeiten würden durch private Spenden finanziert, die die Schadow Gesellschaft sammelt. Sponsoren, die für die Neuaufstellung besonders viel Geld gestiftet haben, werden auf Tafeln in den Denkmalsockeln genannt.

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