Helden mit Helm und dicker Nase - Wovon der Feuerwehrbrunnen auf dem Kreuzberger Mariannenplatz erzählt



Der Feuerwehrbrunnen schmückt den Mariannenplatz im Bezirk Kreuzberg seit 1981, rechts im Hintergrund befindet sich eine Gedenkstätte für jene Feuerwehrleute, die im Dienst ums Leben kamen. (Foto: Caspar)

Wenn auf jemand die von dem berühmten Bildhauer Christian Daniel Rauch gefundene Charakteristik „Helden ohne Degen“ zutrifft, dann sind es die Leute von der Feuerwehr. An sie erinnert seit 1981 ein Denkmal auf dem Mariannenplatz in Kreuzberg. Dazu passend erschien jetzt ein Buch mit Bildern aus der wechselvollen Geschichte der Berliner Feuerwehr. Der von dem Bildhauer Kurt Mühlenhaupt geschaffene Feuerwehrbrunnen auf dem Mariannenplatz im Bezirk Kreuzberg schildert nur einen Teil der Arbeit der Feuerwehrleute - das Löschen eines Brandes. Der Hauptmann in der Mitte steht mit erhobener Hand an einem Hydranten und scheint „Wasser marsch“ zu rufen, seine beiden Kollegen halten die Spritzen in ein Brunnenbecken. Mühlenhaupt fasst die Szene humorvoll auf, er hat den mit Helmen und Uniformen ausgestatteten Feuerwehrleuten dicke Nasen verpasst, weil sie angeblich mit diesen das Feuer frühzeitig riechen können.

Die Brunnenskulptur auf dem Mariannenplatz steht in der Nähe eines älteren, 1902 enthüllte Feuerwehrdenkmals, das vom bekannten Stadtbaumeister Ludwig Hoffmann als Brunnen entworfen und von August Vogel mit reichem Skulpturenschmuck versehen wurde. Die Anregung für das Monument kam von der zuständigen Abteilung beim Polizeipräsidenten aus Anlass des 50-jährigen Jubiläums der Berliner Feuerwehr 1901. Links und rechts eines mit Delphinen und Wasserwellen geschmückten Marmorsarkophags erhoben sich Pylonen mit Flammensymbolen obenauf. Aus Löwenköpfen floss Wasser in ein Becken, und auf Bronzetafeln wurden die Namen der Feuerwehrleute genannt, die im Dienst für die Allgemeinheit ihr Leben lassen mussten. Die symbolische Darstellung in der Mitte zeigte den sagenhaften Herkules, der eine vierköpfigen Hydra bekämpft.

Im Zweiten Weltkrieg beschädigt, wurde das alte Feuerwehrdenkmal 1958 abgerissen. Etwa an seiner Stelle erhebt sich seit 1960 eine fünf Meter lange, mit Flammenstrukturen bedeckte Wand. Feuerwehrleute halten hier jeweils am Totensonntag im November eine Gedenkstunde für ihre bei der Bekämpfung der Flammen und der Rettung von Menschen ums Leben gekommenen Kameraden und Kameradinnen ab.

Wie das Feuerwehrdenkmal von 1902 ursprünglich aussah, aber auch welche Gebäude und Ausrüstungen den Berliner Feuerwehrleuten zur Verfügung standen, schildert das in der Reihe Archivbilder des Erfurter Sutton Verlags erschienene Buch von Ralf Schmiedecke „Berliner Feuerwehr“ (128 S., 17,90 Euro, ISBN 978-3-86680-188-2). Ausgestattet mit 229 zumeist unveröffentlichten Fotos, vermittelt es einen lebendigen Eindruck von der Geschichte und dem Alltag der Berliner Feuerwehr. Schmiedecke erinnert an große Brandkatastrophen und führt zu einzelnen Feuerwachen quer durch die Stadt. Leser erfahren, dass die Berliner Feuerwehr 1851 auf Befehl König Friedrich Wilhelms IV. vom damaligen Polizeipräsidenten Karl Ludwig Friedrich von Hinckeldey unter dem Eindruck des Brandes der Krolloper gegründet und unter Leitung von Carl Ludwig Scabell aufgebaut wurde. Damit ist sie die älteste und größte Berufsfeuerwehr in Deutschland. Noch im Gründungsjahr 1851 erhielt Berlin das erste elektrische, von der Firma Siemens & Halske installierte Feuermeldenetz der Welt, das die Feuerwachen unterirdisch mit dem Polizeipräsidium und seinen über die Stadt verteilten Revieren verband und schnelle Benachrichtigung über Brände und andere Katastrophen gewährleistete.

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