Streben nach Wissenschaft und Drang nach Höherem - Berühmte Studenten und Gasthörer über Berliner Huniversität



Selten legt der Präsident der Humboldt-Universität Prof. Dr. Christoph Markschies die goldene Rektorenkette an. Bei der Eröffnung der bis Ende 2010 dauernden Jubiläumsfeierlichkeiten am 12. Oktober 2009 machte der Mann an der Spitze der Alma mater berolinensis mit dem Bildnis des königlichen Universitätsstifters Friedrich Wilhelm III. eine gute Figur. (Foto: Caspar)

Über die vor 200 Jahren auf Anregung von Wilhelm von Humboldt durch den preußischen König Friedrich Wilhelm III. gestiftete Berliner Universität haben sich unzählige Menschen aus eigener Anschauung geäußert. 1844 notierte der Philosoph Ludwig Feuerbach, an Trinkgelage, Duelle und Ausfahrten sei in Berlin nicht zu denken. „Hier herrscht so ein Drang nach Höherem, so ein Streben nach Wissenschaft. Dahingegen sind die anderen Universitäten die reinsten Kneipen, wohingegen Berlin ein wahres Arbeitshaus ist“. Heinrich Heine, der von 1821 bis 1823 in Berlin Jura studierte, fand einiges am Prinz-Heinrich-Palais auszusetzen, das 1810 zum Sitz der neuen Universität bestimmt wurde und ihm düster und unfreundlich erschien. Das Schlimmste sei, dass so viele Fenster nach der Straße Unter den Linden gehen, dem Opernhaus schräg gegenüber. Wie müsse ein Student auf glühenden Kohlen sitzen, wenn er das pittoreske Schauspiel der leuchtenden Equipagen, der vorüberziehenden Studenten, der dahinhüpfenden Nymphen und der bunten Menschenwoge, die sich nach dem Opernhause wälzt. „Wie müssen dem armen Burschen die 16 Groschen in der Tasche brennen, wenn er denkt: Diese glücklichen Menschen sehen gleich die Eunike als Seraphim oder die Milder als Iphigenie. ,Apollini et Musis’ steht auf dem Opernhause, und der Musensohn soll draußen bleiben?“

In einem Brief beschrieb Fanny Mendelssohn-Hensel, die Klavier spielende Schwester des Berliner Studenten und Komponisten Felix Mendelssohn-Bartholdy, was sich bei den berühmten „Kosmos“-Vorlesungen in der Universität und der benachbarten Singakademie abspielte. „Das Gedränge ist fürchterlich, das Publikum imposant und das Kollegium unendlich interessiert. Die Herren mögen spotten, soviel sie wollen, es ist herrlich, dass in unseren Tagen uns die Mittel geboten werden, auch einmal ein gescheites Wort zu hören, wir genießen das Glück und müssen uns über das Spötteln zu trösten suchen“. Die Tochter aus besserer Familie fühlte sich bemüßigt, sich zu verteidigen, dass sie sich zu solchen Veranstaltungen hingezogen fühlt und ergänzte: „Um uns nun vollends Ihrem Spotte preiszugeben, muss ich Ihnen bekennen, dass wir noch eine zweite Vorlesung hören, und zwar eine von einem Ausländer gehaltene über Experimentalphysik. Auch dieser Kursus wird größtenteils von Damen besucht“.

Kurt Tucholsky, der an der Alma mater berolinensis von 1910 bis 1912 Jura studierte, beobachtete folgendes: „Hier ist es schön still, in der Bibliothek. Draußen klingeln die Bahnen: hier muffeln kursichtige Professoren in dicken Wälzern, freundliche, wenn auch großfüßige Mädchen laufen hin und her, als wollten sie alle Studenten, die nicht Bescheid wissen, auffressen – eine Insel der Seligen“.

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