Steinbrocken von Hitlers Reichskanzlei - Ausstellung informiert bis Jahresende über wahnwitzige Pläne für „Welthauptstadt Germania“



Der im Zweiten Weltkrieg bombardierten und danach abgetragenen Neuen Reichskanzlei, in deren Tiefbunker sich Adolf Hitler am 30. April 1945 umbrachte, werden diese bei Erdarbeiten entdeckten Steinbrocken zugeordnet. (Foto: Caspar)

Steine, die von Hitlers Reichskanzlei stammen sollen, sind unweit des Denkmals für die von den Nationalsozialisten ermordeten Juden Europas aufgestellt. Sie machen auf die noch bis Jahresende laufende Ausstellung „Mythos Germania“ aufmerksam. Die Bruchstücke wurden 2008 bei Erdarbeiten im Vorfeld von Neubaumaßnahmen an der Ecke Ebertstraße/Voßstraße freigelegt und als Gesimse beziehungsweise als Umrahmungen von Fenstern von Hitlers Neuer Reichskanzlei gedeutet. Dieses nach Plänen von Albert Speer ab 1938 errichtete Herrschaftsgebäude von erstaunlicher Dimension hatte den Zweiten Weltkrieg nur als Ruine überstanden und wurde danach dem Erdboden gleich gemacht. Dabei hat man vielfach die Bunker und andere im Erdreich verborgene Unterkünfte zugeschüttet. Eine Informationstafel vor dem Ausstellungspavillon an der Gertrud-Kolmar-Straße weist darauf hin, dass bei weiteren Erdarbeiten weitere Entdeckungen dieser Art möglich sind.

Was vom ehemaligen Regierungsviertel entlang der Wilhelmstraße und weiteren Bauwerken aus der NS-Zeit übrig geblieben ist, und wie die Planungen von Hitler und seinem obersten Baumeister Speer für die „Welthauptstadt Germania“ ausgesehen haben, dokumentiert noch bis Ende dieses Jahres die Ausstellung „Mythos Germania – Schatten und Spuren der Reichshauptstadt“. Veranstaltet vom Verein Berliner Unterwelten, schildert die Dokumentation anhand von Bauzeichnungen, Fotos und Modellen, welche wahnwitzigen Pläne für den Ausbau Berlins in eine „Welthauptstadt“ nach dem so genannten Endsieg bestanden, der dann nicht eintrat. So wird deutlich, dass repräsentative Staats- und Parteibauten im Spreebogen unweit des Reichstagsgebäudes geschaffen werden sollten, darunter eine riesige Versammlungshalle und ein monumentaler Triumphbogen, denen zahlreiche Bauten im Bezirk Tiergarten geopfert werden sollten. Die Ausstellung in Sichtweite des Holocaust-Denkmals unterstreicht, dass Berlin nach Hitlers Willen aus den Angeln gehoben werden sollte. Auch ohne die Bombardierungen im Zweiten Weltkrieg hätte die Reichshauptstadt in großen Teilen ein völlig neues Gesicht bekommen, wenn die Baupläne aufgegangen wären.

Die Ausstellung ist täglich außer Dienstag von 11 bis 19 Uhr geöffnet, Eintritt 6 Euro, Kinder unter 12 Jahren haben freien Eintritt. Weitere Informationen über Ausgrabungen und Funde im ehemaligen Regierungsviertel und die Pläne für „Germania“ im Internet unter www.berliner-unterwelten.de. Dort sind auch Themen und Termine für Führungen zu weiteren im Erdreich verborgenen Zeugnissen Berliner Geschichte, aber auch zu Hoch- und Tiefbunkern, Schutzräumen, Geisterbahnhöfen und anderen schaurigen Orten quer durch Berlin vermerkt.

Zurück zur Themenübersicht "Berlin und das Land Brandenburg"